Gar nichts geht mehr ohne Satelliten
Wissen Sie, wie sich
Ihr Leben schlagartig verändern würde, wenn Satelliten im großen Stil
ausfielen? Warum Satelliten nicht auf die Erde abstürzen? Und wie viele
Satelliten uns überhaupt umkreisen? Das und viele interessantere Infos
erfahren Sie hier:
Hätten Sie gedacht, dass derzeit fast 6.ooo Satelliten die Erde
umkreisen? Aber nur 40% davon sind in Betrieb, der Rest hat ausgedient
und umrundet den Planeten als Weltraumschrott. Man rechnet damit, dass
ab 2030 knapp tausend Satelliten pro Jahr hinzukommen!
Der allererste Satellit der Welt war der Sputnik. Die Sowjetunion
schoss ihn am 4. Oktober 1957 ins All und überraschte damit die Welt
außerordentlich. Er umkreiste die Erde in 98 Minuten und übertrug ein
einfaches Signal von Russland an die Welt. Es folgten noch 9 weitere
Sputniks.
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Auf diesem Bild sieht der Sputnik beeindruckend aus, aber der Eindruck
täuscht: die Raumsonde hatte die Größe eines Volleyballs.
Die ständig bemannte Raumstation ISS ist heute der größte Satellit.
Die Namen
Sputnik ist Russisch und heißt Weggefährte oder Begleiter, in
astronomischer Bedeutung Trabant und Satellit. Die Amerikaner, die
schwer akzeptieren konnten, dass sie nicht die Ersten im All waren,
vermieden aus politischen Gründen russische Bezeichnungen. Raumsonden
hießen bei ihnen Satelliten, was aus dem Lateinischen stammt und genau
die gleiche Bedeutung hat: Begleiter. Deshalb heißen die US-Raumfahrer
auch Astronauten und nicht Kosmonauten und so weiter. Im Deutschen war anfangs auch der Begriff Kunstmond gebräuchlich.
Ob Sputnik oder Satellit – es war der Beginn eines jahrzehntelangen
Wettlaufs zwischen Sowjetunion und USA um die Vorherrschaft im All.
Knapp vier Monate nach den Russen starteten die USA ihren ersten
Satelliten, den Explorer 1. Den Wettlauf gewannen die Amis schließlich
klar.
Warum stürzen Satelliten nicht auf die Erde ab?
Sputnik 1 umrundete die Erde 92 Tage lang, dann trat er in dichtere
Atmosphären-Schichten ein und verglühte am 4. Januar 1958. Der Grund
war die bremsende Wirkung der Ionosphäre, deren Dichte und Obergrenze
man bis dahin stark unterschätzt hatte. Sie senkte die Bewegungsenergie
des Sputnik. In der Folge sank seine Bahnhöhe ständig, so dass er
schließlich verglühte.
Daraus hat die Weltraumwissenschaft gelernt: Um nicht abzustürzen, muss
ein Satellit die Schwerkraft zur Erde überwinden. Dazu bedarf es der
sog. Kreisbahngeschwindigkeit, die an der Grenze der Erdatmosphäre in
180 Kilometer Höhe rund 7,8 Kilometer pro Sekunde (!) beträgt (also
etwa 28.000 Kilometer pro Stunde!). Wenn ein Satellit mit dieser
Geschwindigkeit parallel zur Erdoberfläche fliegt, so bewirkt die
Erdkrümmung, dass er seine Höhe beibehält und um die Erde herumfliegt.
Der beste Ort für Kommunikationssatelliten ist die geostationäre oder
geosynchrone Umlaufbahn in einer Höhe von 35.786 Kilometern über dem
Erdäquator. Dort sind Erd-Rotation und Kreisbahn-Geschwindigkeit etwa
gleich. Das führt dazu, dass sich ein Satellit ständig über dem
gleichen Punkt der Erde befindet. Dadurch steht er in ständiger
Verbindung mit einer festen Antenne am Boden, was eine zuverlässige
Kommunikation ermöglicht.
Wenn ein geostationärer Satellit nach ein paar Jahren das Ende seiner
Betriebsdauer erreicht hat, muss er Platz machen für seinen technisch
besseren Nachfolger. Er wird aus dieser relativ schmalen Zone entfernt,
damit dort der neue Satellit störungsfrei arbeiten kann.
Deshalb ist nicht nur die Erde zugemüllt wie noch nie, sondern auch der
Raum über der Erde. Laut dem Weltraum-Sicherheitsexperten Patrick
O´Keeffe befinden sich derzeit im All rund 2.500 Satelliten, die
funktionstüchtig sind, das heißt, es besteht eine aktive Funkverbindung
zwischen ihnen und einer Station auf der Erde, von der aus sie sich
bedienen lassen.
Darüber hinaus gibt es dort oben mehr als 3.000 Satelliten, die inaktiv
sind und als Weltraumschrott klassifiziert werden können.
Weiterhin etwa 29.000 Trümmerteile, teilweise von Raketen und
Satelliten, die größer als zehn Zentimeter sind und 670.000 Teile, die
zwischen ein und zehn Zentimeter groß sind.
Und schließlich 170 Millionen Teile, die kleiner als ein Zentimeter sind.
Alles, was größer als ein Meter ist, kann man von der Erde aus
einigermaßen lokalisieren. Die Anzahl der kleineren Teile beruhen auf
Schätzungen, unter anderem der Europäischen Weltraumorganisation (ESA).
Alle diese Objekte sind zwischen circa 300 bis 36.000 Kilometer von der Erde entfernt. (Quelle)
Dass so viel kleinteiliger Schrott über der Erde herumfliegt, liegt an
den Chinesen. Sie zerstörten im Jahr 2007 einen ihrer Satelliten
testweise mit einer Rakete. 2013 wurde ein russischer Satellit von
Trümmerteilen getroffen, schwer beschädigt und ist seitdem unbrauchbar.
Wegen drohender Kollisionen müssen die Raumfahrtbehörden heute, wenn
sie etwas ins All schießen wollen, die entsprechenden Flugbahnen
sorgfältig abschätzen. Agenturen wie das Weltraumüberwachungsnetz der
USA behalten den Weltraumschrott vom Boden aus im Auge und alarmieren
die NASA und andere Einrichtungen, wenn die Gefahr besteht, dass ein
fehlgeleitetes Objekt mit einem wichtigen Satelliten kollidieren
könnte. Auch die Raumstation ISS muss von Zeit zu Zeit Ausweichmanöver
durchführen.
Mehr als die Hälfte der funktionierenden Satelliten dienen
kommerziellen Zwecken; welche Funktionen die übrigen haben, ersehen Sie
aus dieser Grafik.
Die 4 Hauptbestandteile
Jeder Satellit besteht aus vier Hauptbestandteilen:
- einem Energiesystem, das zum Beispiel solar oder nuklear sein kann,
- einer Möglichkeit zur Steuerung seiner Lage,
- einer Antenne zum Senden und Empfangen von Informationen und
- einer Nutzlast zum Sammeln von Informationen, dies kann zum Beispiel eine Kamera oder ein Teilchendetektor sein.
Was geschieht, wenn Satelliten im großen Stil ausfallen?
- Ohne
Satelliten müssten internationale Anrufe und der gesamte Datenverkehr
auf die terrestrischen und unterseeischen Leitungen umgeleitet werden.
- Dies würde die Systeme bis an die Grenze ihrer Kapazität auslasten, viele Anrufe könnten nicht mehr durchgestellt werden,
- Internetverbindungen würden stark eingeschränkt werden oder ganz abbrechen,
- Mobiltelefone würden unbrauchbar.
- In abgelegenen Gebieten gäbe es kein Fernsehen mehr, kein Internet und kein Radio.
- Ohne GPS und Kommunikationssatelliten müssten Flugzeuge und Schiffe wieder nach Radar, Karte und Sicht navigieren.
- Die Fluglotsen hätten enorme Schwierigkeiten, die vielen Flugzeuge sicher zu leiten.
- Neben der
Positionsbestimmung liefert GPS auch Daten für die Zeitplanung. Es wird
zunehmend eingesetzt, um über Satelliten einen universalen Zeitstandard
zu verbreiten. Innerhalb weniger Stunden nach dem Zusammenbruch gäbe es
Abweichungen innerhalb des Systems, was zu Problemen oder sogar zu
Unterbrechungen zahlreicher Dienste führen würde, etwa des Stromnetzes.
- Auch das
Bankwesen, wo der Zeitpunkt von Transaktionen aufgezeichnet werden
muss, wäre betroffen. Kreditkartenzahlungen und Bankkonten könnten
einfrieren.
- Ein Finanzcrash wäre nicht ausgeschlossen.
Die gezielte
Zerstörung von Satelliten oder zumindest die gezielte Behinderung ihres
Betriebs ist auch für das Militär von großem Interesse, da dies ein
mächtiges Mittel der Kriegsführung darstellen könnte. Denn ohne die
notwendigen Satelliten wird nicht nur ein erheblicher Teil der
Weltwirtschaft lahmgelegt, auch die militärische Infrastruktur wäre
stark beeinträchtigt. Funktionieren würden dann im Wesentlichen nur
noch die Technologien aus der Zeit des Vietnamkriegs – nur dass die
Armeen diese überholten Technologien zu großen Teilen ersetzt haben.
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