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Immobilien-Erwerb auf den Philippinen


Dieses Kapitel stammt aus dem Ebook: "Aussteigen auf 7.107 Inseln" (Aussteigen Philippinen):

Grundsätzlich dürfen nur Filipinos Immobilien besitzen. Manche halten das für Diskriminierung, andere haben Verständnis, dass ein armes Land nicht durch reiche Ausländer aufgekauft werden soll. Doch wie so oft im Leben gibt es ein paar Ausnahmen und Tricks.

Die meisten Ausländer kaufen ein Stück Land und lassen im Grundbuch die philippinische Ehefrau als Eigentümerin eintragen. Die schlechteste Lösung, denn die Filipina ist einzige Eigentümerin und kann mit der Immobilie machen, was sie will, zum Beispiel ohne Einverständnis des Ehemannes verkaufen.

Schon ein bisschen besser ist ein Grundbucheintrag mit dem Zusatz „married to Otto Normalverbraucher“ (oder wie immer der Ehemann heißt). Sicherlich ist das immer noch keine absolute Garantie am gemeinsamen Eigentum, aber zumindest wird der Käufer unter dem Kaufvertrag die Unterschrift des Mannes sehen wollen. Theoretisch gibt es auf den Philippinen auch so etwas wie ehelichen Zugewinn. Demnach würde der Frau nur 50% am Zugewinn zustehen, der in der Ehezeit entstanden ist. Aber in der Praxis ist das leider kaum juristisch durchsetzbar. Philippinische Gerichte sind ihren Landsleuten sehr wohlgesonnen...

Philippiner, die ihre philippinische Staatsbürgerschaft abgelegt und eine neue angenommen haben (z.B. die des Ehepartners), dürfen trotzdem Immobilien besitzen. Die Obergrenzen liegen bei 1000 m² Residential Land (Wohnland) und 1 ha Agricultural Land (Farmland).

Bis vor ein paar Jahren war es für Bundesbürger nicht möglich, zwei Staatsbürgerschaften zu besitzen. Doch das neue Staatsangehörigkeitsgesetz (StAG), das seit 1. Januar 2000 gilt, bringt hier erhebliche Erleichterungen. Damit ist es endlich dauerhaft im Ausland lebenden Deutschen erlaubt, die Staatsbürgerschaft des Gastlandes zu erwerben, ohne die deutsche ablegen zu müssen.

Natürlich kann man auch die deutsche Staatsbürgerschaft ablegen, wenn man die philippinische erhalten hat, und später vielleicht wieder die ursprüngliche deutsche Staatsbürgerschaft beantragen. Doch diese bekommt man nur unter Aufwand von sehr viel Zeit und Mühen wieder zurück, oft wird sie sogar verweigert (!). Staatsbürgerschaften wechselt man nicht wie T-Shirts, deshalb ist es in vielen Fällen ratsam zu behalten, was man schon einmal hat, zumal ein deutscher Pass zumindest beim Reisen große Vorteile hat (visafreie Einreise in die meisten Länder dieser Erde).

Um als Deutscher zwei Staatsbürgerschaften legal besitzen zu dürfen, muss eine Beibehaltungsgenehmigung (BBG) erteilt werden. Informationen und Anträge erhalten Sie über die deutsche Botschaft bzw. das deutsche Konsulat im Gastland. Diese BBG müssen Sie sich unbedingt vor Erlangung der neuen Staatsbürgerschaft beschaffen!

Die Beibehaltungsgenehmigung wird in der Regel erteilt, wenn „fortbestehende Bindungen“ an Deutschland existieren. Was darunter zu verstehen ist, regeln sog. Verwaltungsvorschriften, die intern immer wieder angepasst und selten veröffentlicht werden (deshalb sollten Sie sich unbedingt vorab über die derzeitige Lage informieren). Anerkannte Kriterien sind aber:
  • Eltern und/oder Verwandte ersten Grades in Deutschland
  • Grundbesitz in Deutschland
  • Konten und Geldanlagen in Deutschland
  • Mitgliedschaft in deutschen Vereinen/Organisationen
  • Besuche in Deutschland
  • Deutscher Schulbesuch
Mit solch einem philippinischen Pass sollte es nun kein Problem mehr sein, Grundstücke und Häuser auf den eigenen Namen eingetragen zu bekommen. Sicherlich ist es clever, nicht zu erwähnen, dass noch eine deutsche Staatsbürgerschaft parallel dazu existiert.

Nach der Landreform in den späten 1980er Jahren dürfen Filipinos etwa 5 Hektar Land besitzen. Dennoch gibt es weiterhin Großgrundbesitzer. Es wurde eben einfach das vorhandene Land auf die einzelnen Familienmitglieder aufgeteilt: 5 ha auf die Gattin, 5 ha auf die Oma, 5 ha auf jedes Kind usw. Da philippinische Familien viel größer sind als deutsche, können auf diese Weise Hunderte Hektar zusammen-bleiben. Wo das nicht ausreicht, arbeitet man mit Strohmännern. Der Developer (Firma, die Ackerland zu Wohngebieten macht), von dem wir unser Grundstück in einer neuen Subdivision gekauft haben, hat beispielsweise so gearbeitet.

Ein Freund von mir, der zu dem Zeitpunkt nicht mit einer Filipina verheiratet war, hat mit dem “Power of Attorney Trick“ ein Haus mit Grundstück erworben (eine Power of Attorney ist eine schriftliche Bevollmächtigung).
Für 400.000 Peso (damals keine 7.000 Euro) hat er ein hübsches Häuschen „gekauft“ und sich die Besitzurkunde, die weiterhin den Namen des eigentlichen Eigentümers enthielt, aushändigen lassen zusammen mit einer Power of Attorney. Letztere sagt sinngemäß aus, dass der neue Eigentümer für einen bestimmten Zeitraum die volle Verfügungsgewalt über das Objekt hat. Der alte Eigentümer kann es nicht bewohnen, verkaufen, beleihen etc. Die Abwicklung sollte immer über einen Rechtsanwalt erfolgen.

Ausländer können legal und zu 100% eine Eigentumswohnung (Condominium, kurz Condo genannt) kaufen, solange mindestens 60% aller Einheiten in dem betreffenden Gebäude in philippinischem Besitz sind.

In den Philippinen gibt es die Unterscheidung von Landbesitz und Hausbesitz. Beispiel: Sie mieten ein Grundstück für einen längeren Zeitraum (bis zu 50 Jahre, siehe unten) und bauen darauf ein Haus. Dann gehört das Land dem Filipino, das Haus aber Ihnen.

Wer mit einer Filipina verheiratet ist, erbt bei ihrem Tod die Immobilien, allerdings muss er sie mit den Kindern teilen. In einem notariell beglaubigten Testament können aber günstigere Verfügungen getroffen werden.

Bei allen Immobilen-Transaktionen sollte unbedingt ein Anwalt zu Rate gezogen werden, denn die Besitzverhältnisse sind sehr häufig kompliziert. Zum Beispiel kommt es nach dem Tod eines Eigentümers sehr häufig zu Erbengemeinschaften mit nicht eindeutigen Besitzverhältnissen. Oder Agrarland, das der Staat einst landlosen Bauern gab, ist unverkäuflich. Oft wird auch Land zum Kauf angeboten von Leuten, denen es gar nicht gehört...

Wer Farmland erwirbt, sollte zusätzlich sicherstellen, dass kein Tenant (Pächter) das Land bewirtschaftet. Diese haben nämlich weitreichende Gewohnheitsrechte und können nicht so einfach freigesetzt werden. Wenn nicht anders möglich, muss eben zusätzlich eine kleine Abfindung an den Pächter gezahlt werden.

Eine weitere Form des Immobilien-Erwerbs in den Philippinen ist die Langzeitmiete. Ausländer können ein Objekt für private Zwecke für 25 Jahre mieten, mit der Option der Verlängerung um weitere 25 Jahre. Die Bedingungen sollten unbedingt immer in einer von einem Anwalt verfassten „Power of Attorney“ festgelegt werden. Der Preis dafür ist vergleichbar mit einem regulären Kaufpreis.

Ist der Zweck kommerzieller Art, sind sogar 50 Jahre Langzeitmiete möglich, wiederum mit der Option der Verlängerung um 25 Jahre.

Häufig wird auch BOT angewandt. BOT heißt: Build Operate Transfer, zu Deutsch: Bauen Nutzen Rückgabe. Zur Verdeutlichung ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis:

Ein philippinischer Freund von mir besitzt im Stadtzentrum ein Grundstück, das er einst von seinem Vater geerbt hatte. Er bewohnte es nicht selbst, sondern vermietete es für gewerbliche Zwecke. Eines Tages wurde ihm von einem Geschäftsmann ein BOT-Angebot gemacht. Dieser suchte in guter zentraler Lage einen Platz für einen weiteren Drugstore (Mittelding zwischen Drogerie und Apotheke), von denen er in anderen Orten schon ein paar hatte. Der Deal war: Der Geschäftsmann reißt auf eigene Kosten das heruntergekommene Gebäude ab und errichtet ebenfalls auf eigene Kosten ein für seine Zwecke geeignetes neues. Im Gegenzug bekommt er einen langfristigen Mietvertrag zu einem Mietpreis, der deutlich unter dem ortsüblichen liegt.

Die Sache ist für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation: Kurzfristig erhält der Grundstückseigentümer eine höhere Miete als bislang. Außerdem ist der neue Mieter zahlungskräftiger, somit ist die Gefahr von Mietausfällen gering. Langfristig steigert er den Wert seiner Immobilie, weil darauf jetzt ein neues Gebäude steht, statt ein halb verfallenes.

Auch der Mieter macht ein gutes Geschäft: Er erwirbt eine gute Lage, die mehr Umsatz und Gewinn bringt. Die Miete ist wegen der vorausgegangenen Eigeninvestitionen viel geringer und je nach Verhandlungsgeschick für mehrere Jahre oder die gesamte Laufzeit festgeschrieben.

BOT kommt recht häufig vor in den Philippinen. In unserer Stadt hat sich auf diese Weise auch eine Bank einen guten Standort gesichert. In der nahegelegenen Provinzhauptstadt hat der Großvater meines in diesem Buch erwähnten Bankers mit McDonald’s solch einen Deal gemacht.

Investitionen in Immobilien sind sicherlich keine schlechte Geldanlage. Die Preise sind in den letzten Jahren rasant gestiegen.

Klären Sie vor einem Kauf Fragen wie:
  • Hat das Grundstück eine eigene Zufahrt? Wenn Sie über das Land eines Nachbarn müssen, kann es eines Tages große Probleme geben.
  • Wie ist die Situation bei extremen Wetterverhältnissen wie Hochwasser, Regenzeit, Taifunen? Besteht die Gefahr von Erdbeben, Erdrutschen, Vulkanausbrüchen? Erkundigen Sie sich bei neutralen Ortsansässigen.
  • Wie sieht die Raumplanung der Kommunalverwaltung aus? Wenn Ihr Grundstück in ein paar Jahren z.B. mitten in einem Industriegebiet liegt, ist es mit der Beschaulichkeit vorbei. Andererseits kann die Lage auch aufgewertet werden, wenn neue Straßen oder Wohngebiete (Subdivisions) gebaut werden.
  • Sind Steuervorteile für die Ansiedlung eines Unternehmens aushandelbar?
  • Sind Notverkäufe erhältlich? 97% aller Filipinos sind permanent in Geldnöten. Bei philippinischen Immobilienbesitzern ist das kaum anders. Daher sind viele bereit, ein Grundstück oder ein Haus zum Schnäppchenpreis abzugeben. Banken haben immer einen Vorrat an Immobilien, die zwangsversteigert werden. Hier sind mit großer Sicherheit die Papiere in Ordnung.
Das war eine Leseprobe aus dem Philippinen-Ebook: "Aussteigen auf 7.107 Inseln"

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