Harte Strafen für Majestätsbeleidigung
in Thailand
In
Thailand wurde Majestätsbeleidigung schon im frühen 19.Jahrhundert sehr
hart bestraft. Im schlimmsten Fall konnten einem Verurteilten Hände,
Füße, Ohren oder gleich der ganze Kopf abgeschnitten werden. Bei
weniger gravierenden Fällen waren es nur rein paar Monate Gefängnis
oder die Auflage, Gras für des Königs Elefanten zu schneiden.
1908 wurde das Majestätsbeleidigungs-Gesetz (lèse-majesté) natürlich
auch in das erste moderne Strafgesetzbuch aufgenommen und 1956 in der
aktuellen Fassung reformiert (§ 112). Demnach droht jedem, der König,
Königin, Thronfolger oder Regenten diffamiert, beleidigt oder bedroht 3
bis 15 Jahre Gefängnis.
Tatsächlich wird dieses Gesetz auch angewendet, und zwar gar nicht so
selten, vor allem auffallend oft seit 2006, also dem Beginn der
ständigen innenpolitischen Krise – wobei seine Interpretation eine
große Bandbreite hat, wie folgende Beispiele zeigen, in die teilweise
auch Touristen involviert sind:
Derzeit drohen einem Mann 15 Jahre Gefängnis, der Bilder von dem
Lieblingshund des inzwischen verstorbenen König Bhumibol auf Facebook
postete, die nach Ansicht des Staatsanwalts den König verhöhnen.
Der gleiche Mann, ein 27-jähriger Fabrikarbeiter, wurde noch für ein
weiteres Vergehen verhaftet: Er hatte auf Facebook den „Gefällt
mir“-Button geklickt, der sich unter einem frisierten Foto des Königs
befand.
Letzten August wurde ein Taxifahrer zu zweieinhalb Jahren Gefängnis
verurteilt, als ein Fahrgast dessen Kommentare mit seinem Smartphone
aufnahm und der Polizei übergab.
Im Februar des gleichen Jahres wurden zwei Studenten ebenfalls für 30
Monate hinter Gitter geschickt. Ihr Vergehen war eine
Schauspiel-Aufführung an der Uni, worin ein einäugiger König vorkam.
Dazu muss man wissen, dass der überaus beliebte König Bhumibol
seinerzeit als junger Mann bei einem Autounfall ein Auge verlor.
Im Jahr 2008 wurde auf dem Airport in Bangkok der Australier Harry
Nicolaidis kurz vor seinem Rückflug verhaftet. Sein Verbrechen war eine
im Eigenverlag veröffentliche Novelle, die auch einen Kronprinzen mit
einem lasterhaften Lebensstil beschrieb. Der Australier sandte ein
Exemplar an den Königspalast mit der Bitte um Genehmigung. Als er keine
Antwort erhielt, ging er von Einverständnis aus und begann mit dem
Verkauf. Der war mit nur sieben Exemplaren sehr dürftig, aber er kam
trotzdem in die Schlagzeilen, denn die fiktive Story brachte ihm drei
Jahre Gefängnis ein. Glücklicherweise wurde es recht schnell begnadigt.
Im November 2011 wurde der 63-jährige Ampon Tangnoppakul zu 20 Jahren
Gefängnis verurteilt für das angebliche Senden von Textnachrichten an
den Sekretär des damaligen Ministerpräsidenten Abhisit Vejjajiva. Der
Angeklagte beteuerte bis zuletzt, die Nachrichten nicht versendet zu
haben und musste trotz schlechter Gesundheit in Haft, wo er im
folgenden Jahr auch starb.
In 2007 musste ein lokaler Politiker für zwei Jahre in den Knast, weil
er in einer Radiosendung über Sklaverei während der Zeit von König
Mongkut sprach. Der regierte 1851 bis 1868. Das höchste
Berufungsgericht bestätigte das Urteil, obwohl es damals tatsächlich
Sklaverei gab. Begründung: Das Diffamieren früherer Monarchen
beschädige auch das Ansehen des aktuellen Königs. Mit Wahrheit und
Fakten kann man sich also in thailändischen Diffamierungsprozessen
nicht verteidigen…
Im Oktober letzten Jahres haben zwei pensionierte Offiziere den
bekannten Sozialkritiker Sulak Sivaraksa angezeigt, weil er
bezweifelte, dass eine berühmte Elefanten-Schlacht, die König Naresuan
im 16. Jahrhundert geführt haben soll, tatsächlich stattgefunden habe.
Die Polizei hält auch dies für ein Diffamieren der Monarchie. Das ist
übrigens schon die fünfte Anzeige wegen Majestätsbeleidigung gegen
Sulak Sivaraksa.
Im Jahr 2012 musste Yuthapoom Martnok wegen lèse-majesté ins Gefängnis,
nachdem ihn sein Bruder angezeigt hatte. Er kam nach einem Jahr wieder
frei, als sich herausstellte, dass die Beschuldigung haltlos war und
sich die beiden Brüden nur über ihre Hunde gestritten hatten.
Dieser Fall illustriert sehr gut zwei problematische Aspekte von
Paragraph 112:
- Jeder kann
jemand anderen wegen Majestätsbeleidigung anzeigen und die Polizei muss
eine, oftmals heimliche, Untersuchung einleiten, egal wie dünn die
Beweislage ist.
- Den
Beschuldigten wird selten Kaution gewährt, d.h. sie warten auf ihren
Prozess im Gefängnis, was in Thailand Jahre dauern kann. Außerdem
finden viele Fälle unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, seit dem
letzten Staatsstreich oftmals vor Militärgerichten.
Im Mai 2012 bekam
Chiranuch Premchaiporn, Herausgeberin der Nachrichten-Webseite
Prachathai, acht Monate auf Bewährung, weil sie Kommentare nicht
schnell genug gelöscht hatte. Einige entfernte sie nach 10 Tagen,
andere erst nach 20.
Auch den Namen des Kronprinzen zu benutzen, kann zu Anklagen führen.
Das passierte neun Verwandten der getrennten Frau des Kronprinzen, die
seinen Namen beim Spendensammeln verwendeten und nun langjähre
Haftstrafen erhielten. Ein darin verwickelter Polizeibeamter starb in
Haft, als er auf ungeklärte Weise aus einem hohen Fenster fiel.
Im Oktober wurden drei Männer, darunter ein berühmter Wahrsager,
angeklagt, weil sie anlässlich eines Radrennens zu Ehren der
Königsfamilie bei der Vermarktung von Werbeartikeln den Namen des
Prinzen verwendeten. Auch hier starben zwei von ihnen in Haft.
Übrigens…
Auch im Nachbarland Kambodscha trat 2018 ein ähnlich kontroverses
Gesetz gegen Majestätsbeleidigung in Kraft.
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