Fragwürdige
Renditeversprechen
In Zeiten der Niedrig-, Null- und Negativzinspolitik boomen die
Anlageprodukte mit hohen Zinsversprechen. Viele sind fragwürdig.
Schweizer Banken möchten mit Ausländern eigentlich nichts mehr zu tun
haben – wenigstens nicht mit einem Wohnsitz in Europa. Und das gilt
sogar für Millionen von Schweizern, die im Ausland leben. Bislang
wurden schon Tausende von Konten geschlossen. Jetzt werden neue Kunden
von einigen Banken gar nicht mehr akzeptiert, auch wenn es sich bei den
Einlegern um Personen mit versteuertem Einkommen handelt.
Dabei gibt es gute Gründe, ein Konto in der Schweiz zu haben:
- der feste
Schweizer Franken,
- eine
regionale Streuung,
- eine
Kontoverbindung im EU-Ausland
- und ein
Bank-Schließfach, das nur Kunden mit einem Bankkonto erhalten.
Aber es gibt auch
Auswege, wenn einem das Konto gekündigt wird, oder bei einer anderen
Bank die Kontoeröffnung abgelehnt wird: die Empfehlung durch einen
Alt-Kunden und/oder einen zugelassenen Finanzberater. Aber wenn es nur
um die Streuung im Währungsbereich geht: Schweizer Franken können Sie
auch auf Währungskonten bei den meisten deutschen Banken halten.
Und neuerdings sind auch ausländische Devisen bis zu 100.000 Euro
Gegenwert vom Versprechen der Einlagensicherung erfasst.
Nach Haben-Zinsen brauchen Sie eigentlich nicht zu fragen (es gibt sie
noch für Jugend- und Alterssparkonten). Fragen Sie vielmehr nach
Strafzinsen, die Ihnen von Ihrem Konto abgezogen werden. Eine Schweizer
Großbank berechnet mittlerweile 3 Prozent und nennt diesen Negativzins
euphemistisch Guthabengebühr. Es wird zu einem kostspieligen Privileg,
Geld zu besitzen. Andersherum: Manche Schweizer Bank zahlt mittlerweile
sogar Zinsen an Sie, wenn Sie sich dort Geld leihen...
In Zeiten der Niedrig-, Null- und Negativzinspolitik boomen wieder die
Anlageangebote mit hohen Zinsversprechen: „12 Prozent Rendite und mehr“
mit Kautschuk, „9 Prozent Rendite“ mit Palmöl. Gesunder
Menschenverstand ist auch hier gefragt. Wenn die Anlage wirklich sicher
ist, könnten sich die Initiatoren Geld von der Bank leihen und sich den
Gewinn selbst einstreichen – statt teure Inserate zu schalten und
Vermittlerprovisionen zu zahlen.
Ganz pfiffige Amerikaner haben es vorexerziert, wie man es nicht machen
sollte. Sie haben sich von einem afrikanischen Staat einen Banking
Passport besorgt und mit dieser Identität Konten zum Beispiel in
Dänemark errichtet. Es kam, wie es kommen musste: Regierungswechsel in
besagtem afrikanischen Land, und nach Ablauf von fünf Jahren gab es
keinen gültigen neuen Pass mehr. Aber den verlangte die Bank bei neuen
Ein- und Auszahlungen. Sprich: Die neunmalklugen Amerikaner wollen sich
in ihrer Heimat nicht offenbaren, und an ihre Einlagen in Kopenhagen
kommen sie nicht mehr heran. Ob die Banken diese Millionenvermögen
jetzt als „verstecktes Eigenkapital“ behandeln?
Geschätzt fünfzig Millionen Euro jährlich investieren Banken und
Finanzinstitute zum Bewerben von Finanzprodukten. Können Sie sich
vorstellen, wer das letztlich zahlt? Sie als Kunde, der statt Aktien
den Banken selbstgestrickte Bankprodukte abkauft, die sich bei näherem
Hinsehen als Wetten zwischen der Bank und Ihnen erweisen. Wetten, bei
denen die Bank die Regeln zu ihren eigenen Gunsten bestimmt hat...
Dies war ein Gastbeitrag von meinem Netzwerkpartner Hans-Peter Holbach,
der Herausgeber des im 43. Jahrgang erscheinenden Informationsdienstes Geldbrief und
Chefredakteur beim Vertraulichen Schweizer Brief ist. Der Artikel
erschien auch in der Finanzkolumne „Über Ihr Geld“ der Zeitschrift „Der
Mittelstand“.
Hans-Peter Holbach ist auch Honorarkonsul der Philippinen in Andorra.
Wenn Sie ein „Vier-Augen-Gespräch“ mit ihm in Liechtenstein oder der
Schweiz wünschen, fragen Sie unter vieraugengespraeche@gmail.com
an, wann dies demnächst wieder möglich ist.
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