Der desolate Zustand der Bundeswehr
Der Vertrauliche
Schweizer Brief berichtete bereits im Mai 2018:
Deutschland
war für die NATO bisher der europäische Fels in der Brandung für das
gesamte Bündnis. Das war über Jahrzehnte und in vielen bewegten
Momenten des Kalten Krieges und danach der Fall. Doch jetzt scheint
dieses Bild der Stärke zu bröckeln. In Berlin und im NATO-Quartier in
Brüssel ist es ein Dauerbrenner: Die deutsche Bundeswehr hat nicht nur
ihre einstige Stärke eingebüßt; sie ist in einen desolaten Zustand
abgerutscht.
Immer offensichtlicher wurde es mit den Bundeswehreinsätzen in
Afghanistan und in anderen Teilen der Welt wie zum Beispiel in Afrika.
Sogar die sehr bundeswehr-freundliche „Die Zeit“ zeigte es schonungslos
auf: Der Bundeswehr werden sogar die Unterhosen knapp. Dazu die Panzer
und Flugzeuge auch…
Hier zur Einspielung
ein paar nackte Zahlen, die mehr als nachdenklich stimmen:
- Von den 93
Tornados sind gerade mal 26 einsatzbereit. Und eine Besserung ist nicht
in Sicht.
- Noch
trauriger sieht es bei den Hubschraubern aus: Gerade mal 13 Maschinen
der NH90 als Rückgrat gedachten Großhubschrauber ist flugfähig (!).
- Von den
vielgelobten 382 „Marder“-Schützenpanzern schaffen es gerade mal 212
aus den Wartungshallen raus ins Feld! Und dort sind sie noch lange
nicht gefechtsmäßig einsatzbereit.
- Ein interner
Bericht stellt trocken fest: „Ein Großteil der deutschen
Armee-Unterhosen ist nicht einsatzbereit.“ Was immer das heißt, aber
eine Armee ohne Unterhosen scheint nicht von einer großen
Kampfbereitschaft zu zeugen…
Der Bundeswehr
mangelt es aber nicht nur an wärmenden Unterhosen: „…sondern an Technik
und schwerem Gerät. An Laserlichtmodulen und Schnittstellenrechnern, an
Kampfpanzern, Fregatten und Flugzeugen.“
Im Sommer 2014 machen Versorgungslücken der Bundeswehr erstmals
Schlagzeilen. Mal geht es um den Airbus A400M, eine nach jahrelanger
Verzögerung endlich fertiggestellte Transportmaschine, die den ersten
Testflug nicht überlebte und abstürzte. Dann wieder fehlen Zelte,
Schutzwesten oder Nachtsichtgeräte.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erklärte die Ausrüstung
des Soldaten zur Chefsache. Eine Top-Managerin der Unternehmensberatung
McKinsey wurde ins Ministerium geholt. Sie sollte die Probleme
professionell lösen. Sie ist schon wieder weg, die Probleme sind
geblieben, ja haben sich weiter vergrößert!
Inzwischen funktioniert nur noch jeder 5. (!) Transporthubschrauber.
Und die größte Blamage: Die sechs Unterseeboote der deutschen Marine
sind allesamt (!) entweder „kaputt“ oder sie werden gerade (endlos)
gewartet!
Der Wehrbeauftragte des Bundestages, der SPD-Politiker Hans-Peter
Bartels, redet in seinem jüngsten Bericht von einer „Ausrüstungsmisere
in allen (!) Teilen der Truppe“. Und noch deutlicher sein Fazit: „Die
Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme (!) ist in vielen Bereichen
dramatisch (!) niedrig“…
Ursula von der Leyen hat gefordert, den Etat für die Bundeswehr in den
kommenden Jahren deutlich aufzustocken. Und gleich angekündigt, für
beinahe eine halbe Milliarde Euro neue Hubschrauber, Raketenwerfer und
andere Rüstungstechnik zu kaufen.
Nur zeigen die Erfahrungen der Vergangenheit, es dauert meist (viel)
länger als verabredet, bis das Gerät geliefert wird und einsatzbereit
ist. Und last but not least kostet es schlussendlich immer (viel) mehr,
als budgetiert war. Bei größeren Bestellungen, etwa bei Panzern oder
schweren Waffen, kann das Aufsetzen der Kaufverträge alleine bis zu
drei Jahre (!) dauern, die Beschaffungs-Bürokratie feiert wahre Orgien.
Und bis ein Flugzeug oder ein Schiff schlussendlich der Truppe
geliefert wird, vergeht oft mehr als ein Jahrzehnt…
Warum ist Deutschland, immerhin weltweit die viertgrößte
Volkswirtschaft, nicht in der Lage, die eigene Armee vernünftig
auszustatten? 9.000 Leute arbeiten bei der Beschaffungsstelle der
Bundeswehr, der BAAINBw. Der zungenbrechende Name steht für Bundesamt
für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Sie ist
die Einkaufsabteilung der Bundeswehr. Das BAAINBw untersteht dem
Verteidigungsministerium in Berlin. Dort hat kaum jemand ein gutes Wort
für die Beamten in Koblenz übrig. „Ein träger, unflexibler
Beamtenstaat“ ist noch das anständigste „Kompliment“…
Auslandseinsätze der Bundeswehr sind für viele ein Horror. Einen ihrer
gefährlichsten Einsätze hat die Bundeswehr zurzeit in Mali. Sie soll
dort islamistische Terroristen bekämpfen. Neulich fiel dort bei einem
Panzerspähwagen vom Typ „Fennek“ ein Radgetriebe aus. Allein bis die
Nachricht, dass ein neues benötigt wird, Koblenz erreichte, vergingen
mehr als vier Wochen! Nach endlosem Suchen half schließlich
die niederländische Armee aus, die per Zufall von der erfolglosen Suche
gehört hatte. So verstrichen über vier Monate, bis der Panzerspähwagen
endlich repariert werden konnte…
Das Hin und Her zwischen klassischer Landesverteidigung und weltweiter
Krisenbekämpfung ist Ausweis strategischer Orientierungslosigkeit. Die
Bundeswehr soll beides können, die Heimat notfalls verteidigen und
internationale Krisen eindämmen, ist aber weder für das eine noch für
das andere optimal ausgerüstet oder bestmöglich trainiert.
Als der Eiserne Vorhang fiel, verlor die Bundeswehr, die einst an
vorderster Front stand, um den Westen gegen die Sowjets zu verteidigen,
plötzlich an Bedeutung. Das Geld wurde in Kindergärten und Hochschulen
gesteckt, nicht mehr in Waffen und Panzer. Kasernen wurden geschlossen,
schließlich wurde sogar die Wehrpflicht abgeschafft. Die Bundeswehr war
auf dem Höhepunkt der Ost-West-Konfrontation 500.000 Mann stark, sie
schrumpfte in mehreren Schritten auf heute rund 185.000 Soldaten.
Im Jahr 1980 belief sich der Anteil der Verteidigungsausgaben am
Bundeshaushalt noch auf 18,2 Prozent, heute sind es gerade einmal 9,5
Prozent. Wenn jetzt also wieder etwas mehr Geld fließt, dann macht das
die Einsparungen der Vergangenheit noch lange nicht wett. Ob damit die
Ausrüstungsbeschaffung schneller durchgezogen wird, bezweifeln immer
mehr besonnene deutsche Bürger. Wenn bei der Planung, dem Kauf und der
Indienststellung eines „Boxer“ (gepanzertes Transportfahrzeug) 28 Jahre
vergehen (in Worten: achtundzwanzig Jahre), dann ist es auch einem
neutralen Beobachter klar, dass die Bundeswehr weiterhin mehr als nur
ein Problem hat…
Quelle: VSB 1538
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