Der Schutzgeld-Erpresser
Folgender Artikel stammt aus „Vertraulicher Schweizer Brief“ Nr. 1568 vom 13.03.2019, ein Top-Insider-Magazin, das dreimal monatlich erscheint:
„Schutzgeld-Erpresser“ ist der neueste Spottname für Präsident Trump.
Vor allem in Europa, wo er sich offensichtlich ein neues „Spielfeld“
ausgesucht hat. Verhandlungen mit China laufen sich tot, Nordkorea
lässt ihn alt aussehen und die Mauer zu Mexiko besteht erst in seinen
Wunschvorstellungen. Also muss neue Bewegung her, irgendwo müssen die
Gelder geholt werden, die sein Handelsdefizit und seine Budgetwünsche
mit Mauerbau finanzieren sollen.
Die Strafzölle auf den Importen chinesischer Produkte bringen nicht die
Art der Erleichterung der Zahlungs- und Handelsbilanz, die er sich
vorgestellt hat. Und im verfahrenen Brexit kann er sich auch keine
kurzfristigen Meriten holen. Europäische Beobachter in Washington
zeichnen das Bild eines Präsidenten, „der von Wand zu Wand taumelt“ und
offensichtlich schon lange „den globalen Überblick verloren“ hat…
Zum Schutzgeld: Donald Trump plant, bei den Alliierten für
Truppenstationierung und militärischen Schutz tüchtig abzukassieren.
Interessant die vorerst gewählte Hauptzielscheibe: Pünktlich vor der
Frühjahrstagung der NATO soll es die Bundesrepublik Deutschland sein!
Kostenerstattung, Schutzgeld, Tribut. So lässt sich, je nach
Betrachtungslage, wie Präsident Trump bei den Verbündeten
Verteidigungskosten eintreiben. Die „Washington Post“ legte offen, dass
dafür im Weißen Haus eine inoffizielle Formel entwickelt worden war,
die als Richtfaden der „maximalen Rechnungsstellung“ dienen soll…
Damit sollen Alliierte wie Deutschland demnach künftig nicht nur für
die tatsächlichen Stationierungskosten von US-Streitkräften auf ihrem
Territorium zahlen, nein, sie müssen noch einen Aufschlag (!) von 50
Prozent obendrauf abliefern. Der Sprecher des Nationalen
Sicherheitsrates im Weißen Haus, Garrett Marquis, bestätigt, „der
Präsident ist entschlossen, den besten Deal für die USA und damit für
das amerikanische Volk (!) herauszupressen“.
Und weist gleich auf Südkorea hin. Seoul zahlt dieses Jahr – auf
unmissverständliche Einladung der Amerikaner hin – für die
Stationierung der 28.500 US Soldaten in Südkorea 925 Millionen Dollar!
Das ist eine Erhöhung von 8,2 Prozent im Jahresvergleich. Damit, so
Fachleute, sind aber erst 50 Prozent der Gesamtkosten der Stationierung
abgedeckt. Seoul wollte diese Abmachung auf fünf Jahre festschreiben,
um nicht jedes Jahr neu „erpresst“ zu werden. Doch die Amerikaner
lassen die Abmachung nur gerade für ein Jahr laufen und sprechen heute
schon von weiteren „Aufstockungen“ der Zahlungen im Jahresrhythmus. Und
benutzen auch schon schamlos die „Kosten plus 50“-Formel…
In der Bundesrepublik Deutschland sind derzeit 33.000 US-Militärs
stationiert. Schon im letzten Jahr hatten die Amerikaner angekündigt,
sie wollten ihre Präsenz um weitere 1.500 Soldaten erhöhen.
Tatsache ist: Berlin stellt den Amerikanern kostenlos (!) Land,
Infrastruktur und Instandhaltung zur Verfügung. Außerdem verzichtet
Berlin auf das Erheben von Zöllen und Steuereinnahmen!
„Das ist nicht genug“ meint Trump lapidar! Er verlangt von der
Bundesrepublik klar die Übernahme von noch mehr Verpflichtungen und
Kosten. Sein Druckmittel: Vor dem Frühjahrs-Gipfel der NATO Anfang
April in Washington musste die deutsche Bundesregierung verschämt
zugeben, die Selbstverpflichtung bisher nicht erfüllt zu haben. Die
lautete: die Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des
Bruttoinlandsproduktes hochzuziehen. Eine dankbare Gelegenheit für
Trump, hier einzuhaken und Deutschland Nichterfüllung von Abmachungen
und Zusagen vorzuwerfen!
Schon frühere Administrationen und Präsidenten, George W. Bush und
Barack Obama, hatten eine gerechtere Lastenverteilung moniert.
Vergeblich, denn die Bundesrepublik machte jedes Mal geltend, die
Stationierung amerikanischer Truppen auf ihrem Territorium sei für die
Amerikaner von großer strategischer Bedeutung, und das lasse sich nicht
einfach mit Geld aufwiegen! Trumps Vorgänger sahen schlussendlich auch
immer ein, dass Deutschland die ideale Plattform in Europa war, ihren
Machteinfluss Richtung Russland, den Mittleren Osten und nach
Nordafrika klar zu demonstrieren. Und die Truppenstationierung in
Südkorea ist klar als „Mauer“ gegen Nordkorea und die Volksrepublik
China aufgezogen worden…
Trump hat aber wiederholte Male, in Korea und in Europa, wissen lassen,
dass er von solchen Argumenten nichts und gar nichts hält. Und so lange
die USA, Südkorea und Nordkorea keinen formellen Friedensvertrag
abgeschlossen haben, wird Trump darauf herumreiten! Seine Art, einen
Deal – nur im Interesse der USA – herbeizubiegen.
Militärische und diplomatische Beobachter sind sich einig: Beim
kommenden NATO-Treffen wird Trump versuchen, die Schraube gar noch
weiter anzuziehen. „Ihm ist nichts mehr heilig“ meint despektierlich
ein hoher NATO-Beamter im privaten Gespräch…
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