Schwiegersohn-TÜV
und andere gewaltige Überwachungsmöglichkeiten
Wie bringt man ein
Volk unter Kontrolle? Keinem Staat ist dies bislang vollständig und
gewaltfrei gelungen.
Doch im digitalen
Zeitalter besteht nun die Möglichkeit, sogar ein Volk mit 1,4
Milliarden Menschen zu kontrollieren. Die Rede ist von China.
Ein weltweit bislang einzigartiges Punktesystem wird derzeit seit 2016
in 40 Pilotprojekten getestet. Die Chancen stehen sehr gut, dass es
2020 landesweit eingeführt wird. Der individuelle Punktestand wird dann
entscheiden, ob jemand einen Job, einen Kredit oder eine Wohnung
bekommt. Oder beispielsweise Auto fahren und in ein Flugzeug einsteigen
darf.
Dieses „soziale Führungszeugnis“ gibt Auskunft darüber, ob der Inhaber
ein guter oder ein schlechter Bürger ist. Der Big Data Zentralcomputer
sammelt Daten von ca. 50 Behörden. Gewolltes Verhalten wird mit
Pluspunkten honoriert. Wer dagegen gegen Gesetze und Regeln verstößt,
von der Norm abweicht oder wer sonst wie ungewünschtes Verhalten zeigt,
verliert Punkte.
Die Regierung sagt klar: "Die Vertrauenswürdigen sollen frei unter dem
Himmel umherziehen können, während es den in Verruf geratenen schwer
gemacht wird, einen einzigen Schritt zu tun."
Die
Startvoraussetzungen sind für alle gleich
Die
Startvoraussetzungen sind für alle gleich. Jeder beginnt mit 1000 Punkten.
Aber wer Verkehrsregeln missachtet, seine Rechnungen nicht bezahlt oder
– natürlich – politisch auffällig ist, bekommt entsprechend Abzüge. Den
Kriterien sind praktisch keine Grenzen gesetzt und reichen von Alkohol-
und Drogenmissbrauch über aggressives Verhalten bis hin zu Faulheit,
Unhöflichkeit und Gerüchte verbreiten.
Hingegen gewinnt jemand an Sozialkredit, wenn er sich um seine Eltern
kümmert, gute Arbeit oder Nachbarschaftshilfe leistet, Spenden gibt,
Versprechen einhält, Anweisungen des Dorfkomitees befolgt,
Auszeichnungen erhält usw.
Die höchste Stufe AAA erreicht ein Musterbürger mit 1.300 Punkten. Dann
gibt es Rabatt bei Strom- oder Wasserrechnungen, muss man keine Kaution
leisten in der Bücherei oder für Leihfahrräder und Beförderungen gibt
es wohl auch nur dann.
Und Schwiegereltern wird die Frage, ob der Verlobte denn der Richtige
für die Tochter sei, auch erleichtert (und umgekehrt!). Dann wird das
Punktesystem zum Schwiegersohn-/Schwiegertochter-TÜV…
Tja, wenn die Chinesen etwas machen, dann machen sie es allumfassend.
Während in Deutschland in der Schufa nur finanzielle Daten einfließen,
werden in China auch polizeiliche, politische, moralische und private
erfasst. Auch der Internet-Riese Alibaba, das gelbe Pendant zu Amazon,
liefert bereitwillig Daten…
Das zweifellos ehrgeizigste Überwachungsprojekt der
Menschheitsgeschichte stellt selbst George Orwells Roman „1984“ in den
Schatten.
Man darf gespannt sein, wie dieses gesellschaftliche Experiment
ausgeht. Das letzte, nämlich die so genannte Kulturrevolution, bei der
Mao Tsetung von 1966 bis 1976 Gesinnungsschnüffelei betrieb, um das
Denken der Chinesen zu verändern, endete bekanntlich im Chaos.
Aber vielleicht gelingt es diesmal, zumal China geschichtliche
Erfahrung hat. Im chinesischen Kaiserreich förderte das konfuzianische
Staatsmodell ebenfalls die Tugendhaftigkeit.
Übrigens…
Warum lautet der Titel von George Orwells Roman „1984“?
Weil ihn der britische Autor im Jahr 1948 geschrieben hat. Das Jahr
1984 lag in so ferner Zukunft, dass Orwell es für die Platzierung eines
totalitären Staates angemessen hielt.
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