LESEPROBE
aus "Finanzkrise? Nicht mir mir!" (Inhalt siehe HIER):
“Der
Staatshaushalt muss ausgeblichen sein. Die öffentlichen Schulden müssen
verringert werden. Die Arroganz der Behörden muss gemäßigt und
kontrolliert
werden. Die Zahlungen an ausländische Regierungen müssen reduziert
werden, wenn
der Staat nicht
pleitegehen
soll.”
Dieses
Zitat klingt ziemlich aktuell und könnte von einem Wirtschaftsweisen
stammen.
Tatsächlich hat dies aber Marcus Tullius Cicero, der große römische
Redner,
gesagt – vor mehr als 2.000 Jahren. Es zeigt, dass drohende
Staatsbankrotte
keine Eigenschaft des Globalisierungszeitalters sind.
Aber
Staatshaushalte sind nicht nur seit eh und je von Zahlungsunfähigkeit
bedroht,
diese Fälle sind auch tatsächlich in großer Zahl eingetreten. Sie sind
so
vermögensvernichtend wie Naturkatastrophen – nur leider von Menschen
gemacht.
Zusammenfassend kann man in den letzen 210 Jahren fünf große
Staatsbankrott-Wellen ausmachen:
- Die Napoleonischen Kriege
(1800-1815) stürzten ganz Europa, Sieger wie Besiegte, ins Finanzchaos.
- Die Unabhängigkeitskriege
der spanischen Kolonien in Südamerika (1830-1850).
- Gründerkrach 1873,
weltweiter Einbruch der überhitzten Konjunktur in Kettenreaktion,
ausgelöst durch den Wiener Börsenkrach.
- Die Große Depression,
ausgelöst durch den Börsenkrach in den USA am 24.10.1929 („Schwarzer
Donnerstag“), der schlimmer war als der Wiener Börsenkrach. Erholung
erst nach dem 2. Weltkrieg.
- Die derzeitige Banken- und
Staatsschuldenkrise, ausgelöst durch das Platzen der Immobilienblase in
den USA in Jahr 2008.
ENGLAND:
Der
erste große europäische Staatsbankrott der neueren Zeitrechnung fand
1345 in
England statt. König Eduard III. hatte sich mit dem Hundertjährigen
Krieg gegen
Frankreich übernommen und musste die Zahlungen an seine italienischen
Bankiers
aus Florenz einstellen. Der nächste und vorerst letzte englische
Bankrott
folgte 1672.
SPANIEN:
Pleiten-Weltrekordhalter
ist Philipp II, der gleich drei Mal insolvent wurde: 1557, 1575 und
1596, was
kein Wunder ist, da 90% seines Staatsbudgets in Militär und Kriege
„investiert“
wurden.
Danach
machte das Land noch weitere 10 Mal Pleite – so oft wie kein anderes
Land der
Erde.
PORTUGAL:
Ganz
anders der kleine Nachbar: nur
ein Staatsbankrott bis zum Jahr 1560. Dafür im 19.Jahrhundert gleich
fünf:
1828, 1837, 1841, 1852, 1890. Möglicherweise folgt demnächst wieder
einer.
GRIECHENLAND:
Die
aktuellen Zahlungsprobleme sind nicht die ersten. 1821-1829 befreite
sich
Griechenland vom Osmanischen Reich. 1824/25 wurden der provisorischen
Regierung
Darlehen gewährt, wofür schon 1830 nicht einmal mehr die Zinsen
aufgebracht
werden konnten. 1879 wurde eine Umschuldung vereinbart, doch schon 1893
musste
Ministerpräsident Trikoupis vor dem Parlament die historischen Worte
sprechen:
„Leider sind wir pleite.“ Insgesamt 5 Staatspleiten, die letzte 2010.
Während
der Weltwirtschaftkrise in den 1930er Jahren was das Land auch schon
als erstes
pleite.
Wenn
man die Griechen des Altertums mit einbezieht, schließt sich sogar der
Kreis
der Staatspleiten: Schon vor 2.300 Jahren konnten griechische
Stadtstaaten
Geld, das sie sich für einen Tempelbau geliehen hatten, nicht mehr
zurückzahlen. Der wahrscheinlich erste Staatsbankrott überhaupt.
ÖSTERREICH:
1811
als Folge der Niederlage in den Napoleonischen Kriegen. Alte Banknoten
wurden
mit 80% Abschlag gegen neue eingetauscht. 1816 erfolgte schon der
nächste
Staatsbankrott. 1921 noch einer.
FRANKREICH:
Ist
seit 1812 nicht mehr zahlungsunfähig geworden, davor zwischen 1500 und
1800
wegen seiner Prunk und Kriege liebenden absoluten Herrscher acht Mal.
Die
Französische Revolution war eine Folge der zerrütteten Staatsfinanzen
und
kostete letztendlich Ludwig XVI. sogar den Kopf.
DÄNEMARK:
Vor
den Napoleonischen Kriegen war das Land wohlhabend, danach wurde es
unfreiwillig wegen England in den Krieg verwickelt, wodurch der
Staatshaushalt
ruiniert wurde. Die alte Währung wurde im Verhältnis 6:1 abgewertet.
USA:
Wenig
bekannt ist, dass auch die USA schon teilweise zahlungsunfähig waren.
Während
einer Wirtschaftskrise zwischen 1837 und 1843 stellten acht
Bundesstaaten ihre
Zahlungen ein.
CHINA:
1425
(Ming-Dynastie): Papiergeld-Inflation mit anschließendem
Staats-Bankrott. Die
Ersparnisse des Volkes wurden fast vollständig vernichtet. Weitere
Staatspleiten 1914, 1921 und 1939.
DEUTSCHLAND:
In
indirekter Folge des verlorenen 1. Weltkrieges wurde Deutschland 1923
zahlungsunfähig. Währungsreform: 1 Billion Reichsmark = 1 Rentenmark.
Nächste
Währungsreform 1948 nach dem verlorenen 2. Weltkrieg. Währungsreform
durch
Einführung der D-Mark. Wenn man die Vorgängerstaaten des Deutschen
Reich mit
rechnet (z.B. Preußen), war Deutschland seit 1618 schon siebenmal
bankrott.
AFRIKA:
Die
meisten afrikanischen Länder haben in der relativ kurzen Zeit seit
Ihrer
Unabhängigkeit mindestens eine Staatspleite erlebt. Ägypten 2x,
Südafrika 3x,
Marokko 4x, Nigeria 4x. Niemals in den vergangenen 60 Jahren gab es ein
Jahr,
indem alle unabhängigen Staaten solvent waren.
LATEINAMERIKA:
Alle
(!) Länder Süd- und Mittelamerikas waren schon mindestens einmal
insolvent.
Spitzenreiter sind Venezuela und Argentinien (bis ca- 1950 das siebtreichste Land der Welt) mit je acht Pleiten, gefolgt von Ekuador
mit sechs.
Honduras ist 60% der Zeit seit der Unabhängigkeit bankrott. Argentinien
ging in
der Inflation des Jahres 1989 sogar das Papier aus, um genügend
Banknoten
drucken zu können, und innerhalb von 100 Jahren gab es sage und
schreibe 6
Währungsreformen.
WEITERE
STAATSPLEITEN (Liste
unvollständig):
1839
Russland
1876
Osmanisches Reich
1885
Russland
1901
Costa Rica
1915
Türkei
1921
Polen
1921
Ungarn
1931
Türkei
1932
Costa Rica
1940
Türkei
1945
Ungarn
1958
Indien
1962
Costa Rica
1969
Indien
1972
Indien
1978
Türkei
1981 Costa Rica
1982 Costa Rica
1982
Mexiko
1982
Türkei
1983
Costa Rica
1983
Venezuela
1989
DDR
1989
Brasilien
1989
Polen
1990
Jugoslawien
1990
Bosnien-Herzegowina
1990
Mexiko
1990
Venezuela
1990
Zaire
1992
Georgien
1995
Venezuela
1997
Thailand
1998
Russland
1998
Brasilien
2000
Ukraine
2001
Argentinien
2002
Moldawien
2003
Uruguay
2004
Nigeria
2004
Venezuela
2005
Dominikanische Republik
2008
Island
2014 Argentinien
2020 Argentinien
Wie
gesagt, die Liste ist nicht vollständig und ließe sich noch meterlang
fortsetzen. Dazu kommen noch die nahenden Staatspleiten, die
unvermeidlich
sind, denn die Regierungen der Welt sind so verschuldet, dass nur ein
weltweites Wirtschaftswunder ihnen ermöglichen würde, ihre Schulden
abzubauen.
Das ist aber nicht in Sicht – im Gegenteil.
Somit
wird der Staatsbankrott kommen, auch in Deutschland. In welcher Form
weiß heute
noch keiner. Wird es eine Vermögensvernichtung durch Hyperinflation wie
1923?
Wird es eine Währungsreform geben müssen wie 1948? Wird es ein
schleichender
Bankrott mit mäßiger Inflationsrate (zwischen 5-10%)? Wird eine der
nächsten
Regierungen einen Währungsschnitt beschließen müssen? Wir wissen es
nicht. Wir
wissen nur, dass sich der Staat auf Kosten seiner Bürger wieder einmal
sanieren
wird – zumindest auf Kosten der Bürger, die ihr Geld nicht in Sachanlagen
investiert haben, sondern in ruinösen Geldanlagen.
Angesichts
der Art und Weise, wie heutzutage Zentralbanken und vor allem die
Europäische
Zentralbank Geldpolitik betreiben, dürfen Sie sich getrost betrogen
fühlen,
weil die Kaufkraft Ihres schwer verdienten Geldes immer mehr geschwächt
wird.
Statt dass Geld durch Waren und Dienstleistungen erwirtschaftet wird,
wird es
einfach milliardenfach frisch gedruckt und in die Wirtschaftskreisläufe
eingebracht, was Inflation begünstigt. Zum großen Teil werden damit
Banken und
Staaten, die eigentlich schon tot sind, am Leben zu erhalten. Diese
können nun
weiter ihr Unwesen treiben, als dass sich die Wirtschaft von
Fehlentwicklungen wieder kurieren könnte.
Wie Sie sich schützen können,
lesen Sie in "FINANZKRISE? NICHT MIT MIR!"