Singapur - ein Vorbild
Singapur hat Deutschland abgelöst - Der kleinste asiatische Stadt- und
Inselstaat hat es sich aber auch redlich verdient: Er hat den deutschen
Pass als bestes visafreies Reisedokument abgelöst. Viele Jahre lang
hielt Deutschland Platz 1 der Reisefreiheit, weil man mit seinem Pass
in 158 Länder ohne Visum einreisen konnte. Singapur bringt es nun auf
159 Länder.
Singapur hat weltweit einen ausgezeichneten Ruf, denn das Land ist
neutral, die Außenpolitik ist weitsichtig, die Diplomatie hervorragend,
die Kriminalität ganz gering, die Rechtssicherheit vorbildlich und die
Innovationsfreudigkeit groß.
Dabei sah es 1965 noch ganz anders, ja beinahe hoffnungslos aus. Lesen
Sie hier vom Aufstieg Singapurs vom Piratennest zur Weltmetropole und
wo Singapur auch noch besser ist als Deutschland:
Singapur wächst
Die Landfläche von Singapur entspricht fast der von Hamburg. Da die
Hansestadt 1,8 Mio. Einwohner hat, Singapur aber mit 5,6 Mio. mehr als
drei Mal so viel, ist Landgewinnung schon seit über 50 Jahren ein
wichtiges Thema. In den 1960er Jahren betrug die Landfläche 581
Quadratkilometer.
Aber das Ende der Landgewinnung ist noch nicht erreicht: Bis 2030 soll Singapur um weitere 100 Quadratkilometer wachsen.
Woher kommt das viele Material, mit dem umliegende geeignete
Meeresflächen aufgefüllt wurden? Teilweise von den eigenen Bergen, die
abgeflacht wurden, um neue Siedlungsflächen zu schaffen, teilweise auch
vom benachbarten Malaysia. Eine dritte Bezugsquelle ist der Meeresboden.
Ja, man ist ehrgeizig in Singapur und hat es mit Fleiß und guter
Planung zu etwas gebracht in der Welt. Heute belegt Singapur im sog. Index der menschlichen Entwicklung einen ganz beachtlichen 5. Platz. Dabei war der Beginn der Entwicklung alles andere als vielversprechend.
Die Entwicklung
Vor 2000 Jahren hatte Singapur, das damals noch Temasek hieß, eine
kurze Blütezeit als Handelsstadt. Danach tat sich dort bis 1819
überhaupt nichts mehr. Die Insel war nur noch von 20 malaiischen
Fischerfamilien bewohnt und diente auch Seeräubern als Versteck.
1819 gilt als das Gründungsjahr des heutigen Singapur, weil Thomas
Stamford Raffles, ein Handelsagent der Britischen Ostindien-Kompanie,
dort die erste britische Niederlassung gründete. Fünf Jahre später
wurde sie dem Sultan von Johar für 60.000 Dollar abgekauft, und eine
beachtliche Rente von 24.000 Dollar bekam er außerdem.
Mit den Briten kam der Aufschwung. Der Hafen wurde ein wichtiger
Umschlagplatz an der viel befahrenen Schifffahrtsroute zwischen China
und Europa. Schon 1881 betrug die Einwohnerzahl über 170.000.
1942 wurde Singapur drei Jahre lang von den Japanern besetzt, danach war es
wieder britisch und 1959 sogar eine selbstregierte Kronkolonie.
Am 1. September 1963 wurde Singapur unabhängig und schloss sich mit
Malaya, Sabah und Sarawak zu einer Föderation zusammen. Die dauerte
aber nicht lange – Singapur wurde am 8. August 1965 aus der Föderation
ausgeschlossen. Man befürchtete nämlich, dass die ein Jahr zuvor in
Singapur ausgebrochenen Unruhen zwischen chinesischen und
nichtchinesischen Einwohnen auf Malaysia übergreifen könnten.
Der Start in die Unabhängigkeit war mehr als schwierig: Es herrschte
Elend und Massenarbeitslosigkeit. Aber nicht nur Arbeit war knapp, auch
Wohnraum, Ackerland und Rohstoffe. Doch in bewundernswerter Weise
wurden alle Probleme gelöst. Innerhalb einer Generation schaffte
Singapur den Sprung vom bettelarmen Entwicklungsland zu einer
Industrienation. Ein asiatisches Wirtschaftswunder, das nicht zuletzt
dem sprichwörtlichen chinesischen Fleiß zu verdanken war.
Andere Faktoren sind die gesellschaftlich konservative Politik, das
Zusammenspiel aus konfuzianisch orientierter, staatlich-öffentlich
kommunizierter Ethik, strengen Gesetzen, einem hohen Grad an
Überwachung und sehr geringer Korruption und politische Kontinuität. So
hatte Singapur seit seiner Unabhängigkeit bisher nur drei
Premierminister, die auch noch alle aus der alles beherrschenden Partei
PAP (People’s Action Party) stammen. Der heutige Premierminister ist
der älteste Sohn des ersten Premierministers.
Singapurs Marktwirtschaft ist außerordentlich erfolgreich, enthält aber
auch sozialistische Elemente wie z.B. im Wohnungsbau, um Wohnraum für
die arbeitende Bevölkerung erschwinglich zu halten.
Singapurs Bestmarken
- Singapurs Kriminalitätsrate ist eine der niedrigsten der Welt.
- Das Gleiche gilt für die Korruption (Platz 3 weltweit, Platz 1 in Asien).
- Singapur ist eines der reichsten Länder (und Städte) der Welt.
- Singapur gehört weltweit zu den top10 Städten mit den meisten Ultrareichen
- Singapur
ist eine der 10 meistbesuchten Städte der Welt (auf jeden der 5,6 Mio.
Singapurer kommen statistisch gesehen 3 Touristen pro Jahr).
- Singapur ist neben Hongkong der wichtigste Finanzplatz Asiens.
- Singapur hat als einziges asiatisches Land ein AAA-Rating von allen Rating-Agenturen.
- Singapur liegt auf Platz 4 der Liste der 17 größten Steueroasen der Welt.
- Singapur gehört zu den liberalsten Volkswirtschaften der Welt (mit Ausnahme des Wohnungsmarktes).
- Singapur ist weltweit die teuerste Stadt.
- Obwohl
Singapur multi-ethnisch ist (76,8 Prozent sind Chinesen, 13,8 Prozent
Malaien, 7,9 Prozent Inder und 1,4 Prozent andere), gibt es praktisch
keinen Rassismus.
- Auch die verschiedenen Religionen kommen gut miteinander aus, obwohl sie dicht bei einander liegen.
Singapurs Besonderheiten
- Wenn mehr als
drei Menschen öffentlich über Politik, Religion oder innere
Angelegenheiten des Staates reden wollen, müssen sie eine staatliche
Lizenz beantragen.
- Singapur
kann
seinen Bedarf an Frischwasser nicht allein decken, sondern ist auf
malaysische Importe angewiesen. Diese sich vertraglich bis 2061
garantiert. Malaysia liefert das Wasser, Singapur bereitet es auf und
verkauft einen Teil des Trinkwassers zu einem höheren Preis wieder an
Malaysia zurück. Im Bereich Wasseraufbereitung ist Singapur weltweit
führend. (Als Malaysia erkannte, wie erfolgreich Singapur wurde, wollte
es die Wiedervereinigung erzwingen, indem es mit Stopp der
Wasserlieferungen und Krieg drohte. Der Konflikt wurde in Verhandlungen
gelöst.)
- Autokäufer
müssen eine Lizenz ersteigern, um fahren zu können. Nach 10 Jahren
erlischt die Lizenz. Darum ist der Verkehr erträglich, auch weil
KFZ-Importe mit 200% Zoll belegt sind. Zudem ist die Maut im
Stadtzentrum sehr teuer.
- In Singapur gibt es Körperstrafen: Männer bekommen maximal 24 Schläge mit dem Rohrstock auf das entblößte Hinterteil.
- Kaugummi war
bis 2004 gänzlich verboten. Heute ist der Verkauf zwar erlaubt, aber
immer noch stark eingeschränkt. Der Käufer muss nämlich ein Arztrezept
und seinen Personalausweis vorzeigen. Immer noch verboten ist die
Einfuhr von Kaugummi, außer für medizinische Zwecke.
- Singapur ist das einzige Land der Welt, in das Zigaretten nicht duty free eingeführt werden dürfen.
- Pornografie ist verboten, selbst der Playboy ist nicht erlaubt.
- In Singapur gibt es keine Kapitalertragsteuer,
Umsatzsteuer/Mehrwertsteuer oder Zölle auf Anlage-Gold, -Silber oder
-Platin.
- Wer physische Edelmetalle in Singapur lagert, unterliegt dort nicht dem automatischen Informationsaustausch (CRS, AIA),
wie es in anderen Ländern bei
Bank- und Depotguthaben der Fall ist. Der Grund ist, dass nach
Singapurer Recht Sachanlagevermögen keine Finanzinstrumente sind und
somit keine internationaler Berichtspflicht besteht.
Wie kann ein Land, das keinerlei Ressourcen hat, solch ein Wirtschaftswunder vollbringen?
Nun, Singapur hat quasi doch eine Ressource: den hervorragenden Bildungsstand der Bevölkerung.
Dazu kommt die über
jahrzehnte praktizierte gute, korruptionsfreie Regierungsführung, ein
starkes Rechtssystem zum Schutz des Privateigentums und niedrige
Steuern (das würde man sich für die EU wünschen...).
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Corona-Krise
Auch in der Corona-Krise hat Singapur Vorbildliches aufzuweisen. Zwar
hat der Stadtstaat mit 5,7 Mio. Einwohnern etwas weniger aufzuweisen
als die Schweiz (8,6 Mio.) und Österreich (8,9 Mio.), aber erheblich
weniger Tote: Infizierte 57.892, Tote 28. Schweiz: 73.317 Infizierte,
2.115 Tote. Österreich: 60.224 Infizierte, 877 Tote.
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