Vorsicht,
Seltene Erden!
Von Peter Holbach.
Das „Gold des kleinen Mannes“ ist in
Wirklichkeit nur eine Blase voll heißer Luft: Mit der Vietnam-Hausse
köderten
Banken, Fonds und anzeigenfinanzierte Finanzmedien geldgierige Anleger
für das
angeblich heiße Thema Vietnam. Fleißige Vietnamesen, die mit
kapitalistischen
Methoden den Wiederaufbau betrieben. Vietnam als neues Hongkong oder
Singapur,
die Story kam gut an.
Mit solchen Trends
wird heiße Luft in enge Märkte gepumpt.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis künstliche Blasen platzen. Den
Scherbenhaufen fegen die Anleger zusammen. Die, die Produkte verkauft
haben,
sitzen längst im Trockenen.
Es kam, wie es
kommen musste: Seit Anfang 2007 stürzte
Vietnams Börse ins Bodenlose. 2009 lagen die Verluste bei 80%. Seither
geht es
mühsam wieder nach oben. Wer Ende 2006 das „Vietnam Top Select
Zertifikat“ der
Deutschen Bank kaufte (die sich auch nicht zu schade war, die Story Vietnam per
Zertifikat zu verbriefen), ist für 40 bis 55 Euro eingestiegen und hat
heute bei
14 Euro hohe Verluste. Wer dagegen breit gestreut auf asiatische Märkte
setzte,
ist im Gewinn. So geht’s, wenn man auf heiße Luft setzt. Jetzt ist es
mal
wieder so weit:
Nur ein guter Name und eine verlockend
klingende Story
Der aktuelle Hype um das Anlagethema „Seltene
Erden“
erinnert mich an den Vietnam Hype von 2006. Seltene Erden sind silbrige
Rohstoffe, die aufgrund ihrer magnetischen, elektrischen und
mechanischen
Eigenschaften in modernen Technologien eingesetzt werden. Seltene
Erden, welch
märchenhafter Name! Da müssen sich Werbetexter gar nicht anstrengen.
Ganz von
selbst stellt sich da ein Hauch vom ehrlichen Gold des kleinen
Mannes ein,
selten und damit teuer.
Der Nahe Osten hat
Öl, China hat Seltene Erden: Die Story
klingt verlockend. China kontrolliert 97% der weltweiten Fördermenge.
China
will die Exporte drosseln. Da es sich um Schlüsselelemente für
Technologien von
morgen handelt, würden sich demnächst westliche Industrieländer um
diese
Rohstoffe erbitterte Kämpfe liefern. Die Preise können nur nach oben
schießen.
Reich werden mit Seltenen Erden – was sonst.
Kurzfristig sind Kursgewinne möglich, wenn
Sie schnell
einsteigen
Die Finanzindustrie hat das Thema längst
aufgegriffen. Van
Eck Global hat in den USA den „Rare Earth Strategic Metals ETF“
lanciert.
Die Bank of Scotland bietet einen Basket auf seltene Metalle
an.
Natürlich werden die üblichen Börsendienste nicht müde, heiße
Minentitel in
Sachen Seltene Erden zu empfehlen. Solange in diese Blase weitere Luft
gepumpt
wird, kann man kurzfristig, bei rechtzeitigem Ausstieg, an diesem Trend
noch
Geld verdienen. Früher oder später wird auch dieser Modetrend wie
Vietnam
enden.
Seltene Erden sind
weder selten noch Erden: Es sind silbrig
glänzende Metalle, die es auf und unter der Erde mehr als genug gibt.
Chinas
angebliches Monopol kommt daher, dass dort diese Metalle am billigsten
gefördert werden. China bedeutet niedrige Löhne und Umweltauflagen
gegen null.
China ist Manchester-Kapitalismus pur: Gefördert wird auch in illegalen
Minen,
ein riesiges Programm für Familien und Freunde der kommunistischen
Partei.
Genossen, korrupte Parteikader, die Frau vom Parteisekretär usw. sind
die
heißen Adressen, wo Geld verdient wird. Dort findet die Wertschöpfung
statt und
nicht in den ETFs der New Yorker Börse.
Viel spricht dafür,
dass sich die Preise für Seltene Erden
auf ein normales Maß einpendeln. Zum einen, weil China den Export
vermutlich
nur unwesentlich drosselt, Zum anderen, weil bei aktuellen Preisen
Minen in
Australien, Afrika, Lateinamerika und Kanada reaktiviert werden können.
Und
weil die Wirtschaft wie immer Innovationsgeister weckt, um neue
Ressourcen zu
entdecken, vorhandene effizienter zu nutzen oder Alternativen zu finden.
Das Problem bei der
Förderung von Seltenen Erden ist, die
Metalle aus dem Gestein zu lösen. Das fordert Unmengen von Wasser und
Chemie.
Gewinner werden die Minen sein, die diese Techniken am besten
beherrschen. Es
könnte aber auch ein Chemie-Titel sein! (Quelle:
„Besser Leben im Ausland“. Weitere Infos hier)
Hände weg von Yttrium und Europium!
Die Einkaufsgemeinschaft Sachwerte GbR schreibt: Die Seltenen Erden Yttrium (welches bereits seit einigen Jahren nicht
mehr zum Kauf angeboten werden kann, weil der Preis leider zu stark
sank, um die Lagerung wirtschaftlich darstellen zu können) und Europium
sind im Preisvergleich zu den "Magnetmetallen" Neodym, Dysprosium und
Terbium weit abgeschlagen.
Während Terbium mittlerweile wieder bei dem
Niveau von 2011 angekommen ist, Dysprosium und Neodym bei ca. 50%, liegen
Europium und Yttrium noch immer bei 2-3% des Wertes von 2011, als wir
begannen diese Metalle zum Kauf anzubieten. In einem Telefonat mit
Herrn Rüth, dem Gründer und Geschäftsführer unseres Lieferanten Tradium
GmbH, teilte uns dieser mit, dass die Nachfrage nach Europium aus der
Industrie nur noch sehr schwach ist. Grund hierfür ist, dass Europium
(wie auch Yttrium) hauptsächlich in der Produktion von Leuchtstoffen
verwendet wurde. Kathodenstrahlbildschirme, Leuchtstofflampen und
Gasentladungslampen wurden jedoch in einem rasenden Tempo von
LED-Leuchtmitteln abgelöst und haben daher in der
Leuchtmittel-industrie kaum noch eine Bedeutung.
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