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Mit Reisen Geld verdienen

Sie haben sicherlich schon den einen oder anderen Reisebericht im „Urlaub und Reisen“-Teil Ihrer Tageszeitung gelesen. Wie kam der Verlag an die Story? Hat er einen seiner Reporter beglückt und in das betreffende Fernziel geschickt mit dem Auftrag, eine interessante Reportage zu verfassen und ein paar schöne, bunte Fotos zur Illustration zu schießen? Mitnichten! Alle Beiträge stammen von Amateuren, also Urlaubern, die im Hauptberuf vielleicht Programmierer, Lehrer oder kaufmännische Angestellte sind, die aber einerseits gerne reisen und andererseits gerne schreiben und ihre Erlebnisse und Eindrücke in ansprechender Form zu Papier bringen können.

Natürlich eignet sich dafür weder ein 7-Tage-Ballermann-Aufenthalt auf Mallorca noch eine Wochenend-Städtereise mit eingebauter Sightseeing Tour. Es muss schon etwas Besonderes sein, Gegenden, wo nicht jeder Massentourist hinkommt und Trips, die nicht sorgenfrei „all inclusive“ sind. Wer also Freund von etwas abenteuerlicheren Reisen ist, hat berechtigte Chancen, sich eines Tages in Zeitungen und vielleicht sogar anspruchsvolleren Magazinen veröffentlicht zu sehen. Möglicherweise lässt sich sogar zusätzlich eine Diashow-Tournee durch ganz Deutschland auf die Beine stellen, womit der Berufsurlauber nicht nur seine ausgedehnten, monate- und oft jahrelangen Touren und seinen Lebensunterhalt finanzieren könnte. Eventuell findet sich auch ein Verlag, der seine Erlebnisse veröffentlicht. Vielen ist das gelungen – aber noch mehr sind gescheitert. Das Gute ist aber heutzutage, dass man Ebooks sehr leicht auch auf eigene Faust veröffentlichen kann (und die Tantiemen sind außerdem besser, siehe unten).

Einfach ist diese Verdienstidee also nicht, denn die Vorlaufzeiten sind enorm und die Konkurrenz ist nicht klein. Außerdem muss alles ja erst einmal aus eigener Tasche vorfinanziert werden. Alle Profis raten deshalb Neueinsteigern, zunächst klein anzufangen. Lieber eine einzige, wenig bekannte Karibikinsel beschreiben, als gleich ganz Afrika zu durchqueren. Die Beschreibung eines faszinierenden Landesteils mit ursprünglicher Bevölkerung kann lukrativer sein als die Vermarktung einer Weltreise.

Zunächst sollte man in Lokal- und Regionalzeitungen testen, ob die Sache ankommt. Auch ist abzuraten, nicht gleich einen großen Saal für eine Dia-Show zu mieten und die Stadt mit Plakaten vollzukleben, sondern erst einmal eine Privatvorstellung im Freundeskreis geben. Sind Interesse und Reaktionen positiv, kann man eine Stufe höher gehen und in seinem örtlichen Verein oder in der Volkshochschule die erste öffentliche Aufführung wagen und schon ein etwas größeres Publikum erfreuen.

Erfahrungen müssen gesammelt werden:

  • Was wollen die Leute sehen?
  • Welche Präsentation kommt am besten an?
  • Wie knüpfe ich erfolgversprechende Kontakte zu Redaktionen?

Mit dem Aufkommen des Internet ergeben sich ganz neue Möglichkeiten durch das so genannte Blogging. Ein Blog ich ein digitales Tagebuch, wo der Blogbetreiber, der Blogger, Eindrücke, Erlebnisse und Meinungen mitteilt. Wie man einen aufzieht, ist ein Kapitel für sich; bei Interesse sollten Sie sich entsprechende Fachliteratur besorgen, die für wenige Euro erhältlich ist - zum Einstieg beispielsweise "Blogging Cash System". Dafür, dass Reiseblogs profitabel sein können, gibt es viele Beispiele. Ein herausragendes ist das von Michelle Schroeder-Gardner, die vor dem Bloggen 38.000 Dollar Schulden hatte und sie mit ihren Berichten locker abbauen konnte, denn heute kassiert sie 85.000 Euro im Monat - wie gesagt auf und durch Reisen. Zum Bericht

Eine andere Möglichkeit der Monetarisierung ist der über die Tripsbytips, eine Content-Plattform für Online-Touristik: Dort sucht man ständig Freelancer, die Texte zu Destinationen weltweit schreiben, egal ob Reiseführer, Hotelbeschreibungen, Blogposts usw. Man bewirbt sich mit einem Probetext und bei Erfolg steht einem eine Liste mit Aufträgen zur Verfügung. Daraus gehen Thema, Umfang und Honorar hervor. Dabei muss man übrigens nicht einmal zwingend an jedem Ort gewesen sein, solange man eine umfassende und genaue Recherche garantiert...

Für die Veröffentlichung eines Reiseberichts in einer Tageszeitung können zwischen 150 bis 500 Euro gezahlt werden. Oft lässt sich derselbe Artikel mehrfach verkaufen. In Deutschland gibt es ca. 400 Tageszeitungen. Die Veröffentlichung in Magazinen ist mühseliger und langwieriger, dafür sind die Honorare aber vierstellig. Auch hier kann ein und dieselbe Tour (z.B. „Durch Lateinamerika mit dem Motorrad“) mehrfach veröffentlicht werden, allerdings in verschiedenen Variationen.

Manche Globetrotter würden gerne ein Buch schreiben oder einen Bildband herausgeben, aber es findet sich kein Verlag, der es produzieren will. Das ist im digitalen Zeitalter kein Problem mehr, denn nun können selbst kleinste Auflagen kostengünstig im Eigenverlag veröffentlicht werden. Das Zauberwort heißt Book on Demand – damit kann man sozusagen aus jeder Idee ein Buch machen. Oder ein Ebook. Ausführliche Infos erhalten Sie z.B. auf Books on Demand und last but not least Amazon KDP.

Für Diashow-Veranstalter gibt es gar einen eigenen Verband, der einige Vorteile für Mitglieder zeitigt: Gesellschaft für Bild und Vortrag e.V., http://www.gbv-vortraege.de/

Einen völlig anderen Weg, mit Reisen Geld zu verdienen, hatte Gerald Kingsland. Er war ein verarmter, weil erfolgloser englischer Schriftsteller, hatte die Schnauze voll und wollte nur noch weg. Er gab in der Zeitung eine Anzeige auf:

Writer seeks "wife"
for one year on tropiocal island

Darauf meldeten sich über 50 Bewerberinnen, unter anderem Lucy Irvine. Sie wurde sich mit dem Mann einig und ging mit ihm für ein Jahr auf die menschenleere Südseeinsel Tuin in der Torres Strait, was zwischen Nordaustralien und Papua-Neuguinea liegt. Später schrieb Lucy Irvine ein lesenswertes Buch über ihre Erlebnisse. Der Titel lautet „Castaway“ und kostet knapp 50 Euro, ist meines Wissens aber nur auf Englisch erhältlich (auch bei amazon.de. Das Buch wurde übrigens 1986 mit Amanda Donahoe and Oliver Reed verfilmt – allerdings nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Film mit Tom Hanks).

Vielleicht wundert es Sie auch, dass die Frau ein Buch geschrieben hat, aber das ist eventuell der Grund, warum der Schriftsteller erfolglos ist... Lucy Irvine lebt übrigens heute wieder auf einer fernen Insel, zusammen mit ihren drei Kindern...

Ja, und? Was ist der Witz an der Geschichte? Warten Sie’s ab; sie geht noch weiter. Ganz so dumm war Gerald Kingsland, der eigentliche Schriftsteller, gar nicht. Er hat das Prinzip noch mehrere Male wiederholt. Dann aber mit voller Kostenübernahme durch die jeweiligen Frauen. Oder durch eine englische Zeitung.

So etwas können Sie eventuell auch realisieren, zumal die technischen Voraussetzungen besser sind als vor 25 Jahren (Solarenergie, manuelle Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen etc.).
Geben Sie eine Anzeige auf und schauen Sie, wer sich meldet. Es ist immer mal wieder eine begeisterte Person dabei, die das Abenteuer finanziert. Und wenn nicht? Dann können Sie die Rechte an ein Medienunternehmen verkaufen: Sie können in einer Tageszeitung eine Art Tagebuch veröffentlichen. Sie können ein Buch schreiben. Sie können einen Dokumentarfilm drehen. Oder Sie können das Ganze hinterher verfilmen lassen. Oder alles zusammen.




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© Copyright: Roland Benn / BIG BENN BOOKS

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