Haben
Sie auch in diesem Jahr wieder gebannt vor dem Bildschirm gehockt, um
zu sehen,
wer der nächste deutsche Superstar wurde? Oder wie unser Star
für den
European Song Contest heißt? Was ist an diesen Sendungen so
faszinierend?
Das Können der Teilnehmer? Oder ist es ihr Schicksal, das sie treibt,
die
Torturen der Auswahl durchzustehen. Denn die Botschaft der
Casting-Sendungen
ist eindeutig: Prominent werden kann heute jeder.
Was
sagen eigentlich Menschen, die schon prominent sind, über die Vorteile
der
Prominenz? Fragen wir den Oberjuror von DSDS, den "Poptitan" Dieter
Bohlen. „Ich bin eben ausgabenbewusst, das gilt auch für Klamotten.
Meine
Unterhosen schickt mir Bruno Banani, meine Hemden Boss und meine Anzüge
kommen
von Thierry Mugler. Wenn ich ausgehe, stapeln sich die
Champagner-Flaschen,
ohne dass ich eine einzige bezahle. Ich habe seit fünf Jahren kein Geld
mehr in
der Tasche, wenn ich weggehe.“ Okay Dieter, anderes haben wir auch gar
nicht
von dir erwartet. Doch wie schaut es bei anderen aus? Hoppla, genauso.
Mike
Krüger bekennt: „Ich kriege in jedem Restaurant einen Platz, ich fliege
immer
in der ersten Reihe im Flugzeug, ich habe immer das beste Zimmer im
Hotel, ich
kriege meine Autos günstiger, und wenn ich irgendein Problem habe, dann
wird das
gelöst.“ So sind sie, unsere Supernasen.
Aber
sind auch Sie fürs Promi-Dasein wie geschaffen? Genießen Sie wirklich
das
öffentliche Interesse an Ihrer Person und können Sie Kritik locker
wegstecken?
Sehen Sie Ihren Namen gerne in der Zeitung gedruckt – außer im
Gerichtsteil,
wegen Stütze, die Sie zu viel bezogen haben? Sind Sie in der Lage, sich
so
auszudrücken, dass auch Kinder und Klein-Doofi mit Plüschohren Sie
verstehen
können? Und wenn Sie Ihr Foto auf der Titelseite von „Gala“, der
„Bunten“ oder
„OK“ sehen, sind Sie dann reif für den siebten Himmel? Schon ganz gute
Voraussetzungen, ein Star werden zu können (und zu bleiben). Jetzt
müssen Sie
nur noch etwas besser können als andere. Dann ist der Weg zum
Promi-sein frei.
Frauen
haben es da manchmal einfach. Es muss ja nicht gleich eine Heirat mit
einem Star sein, es langt bereits, sich mal an einen ranzuhauen. So wie
Jenny
Elvers-Elvershagen erst durch Heiner Lauterbach richtig bekannt wurde
oder
Verona Pooth, Naddel oder Estefania durch Dieter Bohlen (Bohlen ist
immer
gut!). Denn selbst das sogenannte Teppich-Luder Janina Youssefian fiel
durch
nichts anderes auf als durch ein Schäferstündchen mit ihm (bei dem die
beiden
bestimmt keine Schafe gehütet haben) und hat danach angeblich 100.000
Deutsche
Märker für Nacktfotos im Playboy erhalten und konnte sich auf allerlei
Promi-Parties tummeln. Sie erinnern sich nicht mehr an sie? Sic transit
gloria
mundi – wie wir Lateiner sagen.
Eine
gute Methode, es im Leben zur Prominenz zu bringen, ist Ihr Trotz, der
sagt: „Jetzt
erst recht“. Weder Napoleon noch Cäsar sind als Riesen auf die Welt
gekommen,
aber zu ihrer Zeit hat die Welt vor ihnen gezittert. Dieser Stachel im
Fleisch
hat auch Harald Schmidt angetrieben. Mit seinen Worten: „Scheiße
ausgesehen und
einfach nichts drauf gehabt, was den Mädels imponiert hätte. Hätte ich
bei den
Bundesjugendspielen 4000 Punkte gemacht und keine Akne gehabt, hätte
ich keine
Witze machen müssen.“
Einem
der größten Schauspieler des letzten Jahrhunderts, Sir Peter Ustinov,
ist es
nicht besser ergangen: „Ich wurde als ‚Dickerchen‘ und ‚Klops‘
gehänselt, weil
ich mir beim Sportunterricht die Schuhe nicht selber zubinden konnte.
Um dem
Spott den Stachel zu nehmen, übertrieb ich meine komischen und
tolpatschigen
Seiten. Ich verteidigte mich, indem ich meine Mitschüler zum Lachen
brachte,
und ich lachte über mich selbst, um den anderen zuvorzukommen. Ich
wurde
komisch aus Notwehr.“
Ähnlich
Kaya Yanar, der türkische TV-Comedian: „Ein kleiner, pickliger Junge
mit fetter
Brille, ein Lutscher, ein Pisser war ich. Arsch-Brille,
Arsch-Klamotten,
Arsch-Frisur.“ Wie Sie sehen, es ist nicht nötig, auszusehen wie Curd
Jürgens
oder Brad Pitt oder Angelina Jolie. Manchmal ist das Gegenteil viel
vorteilhafter. Oder strohdumm zu sein und es zu zeigen, wie Daniela
Katzenberger. Heinz Erhard oder Heinz Rühmann waren auch nicht als
Adonis
verschrieen. Es ist auch keineswegs vonnöten, wenn Sie in der Schule
ein Streber
waren, immer der Klassenbeste, ein perfektes Studium hingelegt haben,
ein
Vonundzu, ein Raufundrunter sind. Denn dann können Sie auch schnell
rauf sein
und noch schneller wieder runter, wie Karl-Theodor der von und zu
Gegelte.
Ein
kleines Rätsel: Eine der bekanntesten Frauen Deutschlands, mit einem
Bekanntheitsgrad von 88 Prozent (es ist nicht Angela Merkel) hat noch
nicht
einmal den Abschluss der Handelsschule geschafft und sogar ihre
Schneiderlehre
abgebrochen. Bildungshorizont: Hauptschulabschluss. Aber clever wie
dorthinaus.
Ach ja, der Name: Verona Pooth, vormals Feldbusch. Und nun schauen wir
mal, wie
auch Sie es schaffen können. Schön klein, von unten heraus. Hier werden
Sie ab
sofort geholfen.
Die
einfachste Möglichkeit, dass Sie die ganze Nation zur Kenntnis nimmt,
ist immer
noch das Fernsehen. Zwar gibt es leider die schönen „Brüllaffenshows“
nachmittags
im TV nicht mehr, aber dafür können Sie mit Ihrem Wissen in diversen
Quizshows
punkten und dabei, mit etwas Glück, wenn Sie an die richtigen Fragen
geraten,
noch viel Geld gewinnen. Also nichts wie hin, das „Quiz im Ersten“ oder
„Wer
wird Millionär“ können auch Ihre große Chance sein. Die Gefahr, sich
vor großem
Publikum zu blamieren, ist reichlich gering, schließlich werden Sie
zuvor
getestet.
Des
Weiteren bleiben Ihnen die Doku-Shows mit der Super-Nanny, mit Peter
Zwegat,
oder Ihre Firma, Ihre Gaststätte bekommt die richtige Reklame, wenn Sie
an
einer solchen Coaching-Show teilnehmen. Denken Sie immer daran: Als
künftiger
Promi dürfen Sie vor nichts zurückschrecken. Die Nation will
unterhalten
werden, selbst Bumsen in der Besenkammer ist Ihrem Status zuträglich.
Nur
während eines Gottesdienstes sollten Sie es besser unterlassen.
Bekanntlich
kann man auch mit kleinen Dingen vielen Menschen Freude bringen, und in
die
Teilewigkeit können Sie auch als Komparse oder Komparsin eingehen. Auch
die
ganz großen Hollywoodstars haben meist so angefangen. Denken Sie nur an
Brad
Pitt, Bruce Willis, Julia Roberts, Tom Cruise, Marylin Monroe, Dustin
Hoffman
oder Robert de Niro. Klar, das ist nicht der Weg zu großem Reichtum –
gespart
wird auch hier. Aber 50 Euro pro Tag sind schon drin.
Sie
dürfen halt die ganze Warterei nicht scheuen, aber Sie erleben hautnah
mit, wie
Filme fürs Kintopp oder Fernsehen entstehen. Oder denken Sie mal an
Sarah
Wiener. Sie hat sich eine Gulasch-Kanone aus NVA-Beständen besorgt und
die
Filmcrews verköstigt. Das war für sie der Anfang zur ganz großen
Karriere,
nicht nur als Köchin (was sie nie gelernt hat), sondern im Fernsehen.
So
richtig bekannt wurde sie dann in einer Doku-Soap der ARD als Köchin
und
Hausmamsell. Der beste Weg zum Komparsen führt übers Casting und
entsprechende
Agenturen, siehe hier.
Wer
besonderes Wissen besitzt oder seine Phantasie kaum zügeln kann, der
wird wohl
sein Wissen oder seine Geschichten unter die Leute bringen wollen.
Schreiben
kann man lernen, wie in Anzeigen entsprechender Lehrinstitute zu lesen
ist.
Doch dann müssen Sie Ihre Ergüsse auch an die Leser bringen.
Informieren Sie
sich daher einmal bei den folgenden Internet-Adressen: www.literaturhaus.net,
www.bvja-online.de,
www.autorinnen.de.
Wenn
sich ums Verrecken kein Verlag finden lässt, der Ihr Talent entdeckt
(auch
Joanne K. Rowling, bzw. Ihr Agent, hat 23 Versuche gebraucht, bis ein
Verlag
sich sagte, mit 500 Exemplaren gehen wir kein Risiko ein, die schlagen
wir
schon los), dann schauen Sie doch einmal, ob „Books on Demand“ für Sie
eine
Lösung ist. Diese Methode, Bücher auf den Markt zu bringen, nutzt die
digitale
Drucktechnik. Dabei werden die Inhalte als elektronische Druckvorlage
im Server
gespeichert und erst bei einer Bestellung ausgedruckt und an die
Buchhandlung
ausgeliefert. Informieren Sie sich bei www.bod.de
und lassen Sie sich die Broschüre „Von der Idee zum Buch“ kommen.
Nicht
vergessen sollten Sie jedoch die Möglichkeiten, die Ihnen das Internet
bietet,
zum Promi aufzusteigen – nach Möglichkeit vor allem aus dem Grund,
damit zu
Geld zu kommen. Beachten Sie vor allem einmal, was sich mit den
Innovationen
der Firma Apple alles anstellen lässt, jedenfalls verdienstmäßig.
Im
Netz selber können Sie mit eBooks vertreten sein. Ob Sie damit aber
einen
größeren Bekanntheitsgrad erreichen? Oder gar Geld verdienen? Machen
Sie es
einfach anders. Erstellen Sie sich eine Webseite oder lassen Sie diese
erstellen. Auf diese kommt ein Video (oder
verschiedene), worin
Sie Ihre
Weisheiten verbreiten und Ihre Zuseher veranlassen, Ihren
Newsletter zu
abonnieren. Auf diese Weise lernt man Sie kennen und Sie werden immer
bekannter.
Gerade
im Internet haben wir vor kurzem eine interessante Seite gefunden, die
für
alle, die gerne ihr Talent - oder noch besser: ihre Talente -
vorstellen
wollen. Wer sich unter www.myface.de
kostenlos anmeldet, schafft sich selbst 24 Stunden am Tag die Chance,
entdeckt
zu werden. Wir finden, dass diese Seite eine wunderbare Brücke schafft
für
Sänger, Schauspieler, Tänzer, Autoren, Experten und vielen anderen, die
ernsthaft eine Zusammenarbeit mit den diversen Agenturen oder
Auftraggebern
suchen. Also einfach mal die Seite anschauen.
Die
Bevölkerung der Erde hat inzwischen die siebte Milliarde erreicht. Das
sind
zwar noch lange nicht alles Internet-Nutzer, aber es werden immer mehr.
Und
dann bleibt noch die YouTube-Methode, die wahrscheinlich schnellste
Möglichkeit, sich der Menschheit zu präsentieren. Sei es als Sänger,
als
Künstler, als „Depp“ oder sonst was, den Möglichkeiten sind keine
Grenzen
gesetzt. Das ist dann nicht mehr „Tingeln“ vor kleinem Publikum,
sondern gleich
vor allen, die YouTube nutzen. Und wenn das, was Sie bringen, gefällt
oder
entsprechend originell ist, dann spricht sich Ihr Video schneller herum
als das
sprichwörtliche Lauffeuer (und die Werbeeinnahmen fließen).
Fassen
wir noch einmal zusammen: Ein Promi ist sich zu nichts zu schade und
hat keine
Angst vor Blamage. So gesehen, könnte es reichen, sich bei DSDS, wie
geschehen,
vor Aufregung in die Hose zu pullern. Dieter Bohlen wird Sie dann schon
„promoten“. Doch wie lange solche Promotion anhält vorhält, ist schwer
zu
beurteilen. Denken Sie daher immer daran: Am Anfang ist der Küblböck,
am Ende
ist der Kübel wög.
Der
guten Ordnung halber noch der Literaturhinweis zur Anregung: Peter
Lückemeier,
„So werden Sie prominent“, erschienen bei Bastei-Lübbe.
Dieser
Text steht unter Creative Commons Lizenz, kann zu nichtkommerziellen
Zwecken unverändert, in jeglicher Form, unbeschränkt weiterverbreitet
werden. Einzige Einschränkung: Das Original-Urheberrecht www.der-clevere-Lebenskuenstler.de
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