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Neuer Pass durch strategische Geburt

Eine Staatsangehörigkeit – und somit einen Pass – kann man auf dreierlei Weise erwerben: durch Kauf, durch Aufenthalt und durch natürliche Geburt. Bei der letztgenannten Möglichkeit gibt es aber eine sehr interessante Variante. Denn 30 Länder auf dieser Welt bürgern Neugeborene auch dann ein, wenn die Eltern gar keine Bürger des betreffenden Staates sind. Darunter sind sehr interessante…

Der Normalfall
Haben deutsche Eltern ein Kind, bekommt dieses automatisch auch die deutsche Staatsangehörigkeit, auch wenn es irgendwo im Ausland zur Welt kam. Ist nur ein Elternteil deutsch, kann das Kind auch die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. In der Schweiz, in Österreich und im Prinzip in allen Ländern der Welt ist es ganz ähnlich.

Der Geburtsort spielt keine Rolle. Die Juristen nennen das „ius sanguinis“, das Rechts des Blutes, also der Abstammung.

Der Sonderfall
Daneben kennen die Juristen auch den Begriff „ius soli“, das Recht des Bodens. Es besagt, dass derjenige Staatsbürger eines Landes wird, der auf dem betreffenden Hoheitsgebiet geboren wurde. Junge Staaten und ehemalige Kolonien haben sich auch auf diese Weise Neubürger verschafft. So verwundert es nicht, dass u.a. die USA diese Praxis kennen – und auch heute noch anwenden.

Strategisch denkende Menschen nutzen diesen Umstand gerne, um die Zukunft ihrer Kinder (und letztlich auch ihre eigene) langfristig zu sichern. So ist beispielsweise schon seit Jahren bekannt, dass vermögende Chinesinnen sich während ihrer Schwangerschaft bevorzugt in den USA aufhalten, um auch dort zu gebären. Dem Kind ist damit die US-Staatbürgerschaft sicher. Und der Familie eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten…
Präsident Trump ist diese Regelung aber ein Dorn im Auge und er möchte sie baldmöglichst abschaffen, nicht nur für Chinesen.

Die Gründe, seinen Nachwuchs in einem geeigneten Land zur Welt zu bringen, können sein:
•    rechtliche
•    steuerliche
•    bessere Ausbildung
•    größere Reisefreiheit
•    politische Stabilität und Sicherheit
•    usw.

Meist können auch die Eltern eines neuen Staatsbürgers sich leichter im Gastland niederlassen (Familiennachzug bzw. Familienzusammenführung)

Die Länderliste
Australien fehlt leider seit ein paar Jahren in der unten aufgeführten Liste. Der fünfte Kontinent ist zwar immer noch ein Einwanderungsland, aber die Behörden möchten sich ihre Neubürger doch lieber selber aussuchen und haben deshalb auch die Kriterien verschärft.

Das gleiche gilt für das schöne Neuseeland. Auch Frankreich und Irland haben die Rechtsgrundlage geändert.

Beim kleinen Malta haben vielleicht Platzgründe eine Rolle gespielt, und Indien hat sowieso schon weit über eine Milliarde Einwohner Sie stehen somit auch nicht mehr zur V erfügung...

Immer noch das „ius soli“ wird angewendet in folgenden Staaten, worunter sich durchaus interessante befinden:
  1. Argentinien
  2. Belize (früher: British Honduras)
  3. Bolivien
  4. Brasilien
  5. Costa Rica
  6. Chile
  7. Dominica (nicht zu verwechseln mit Dominikanischer Republik)
  8. Ecuador
  9. El Salvador
  10. Fidschi
  11. Grenada
  12. Guatemala
  13. Guyana
  14. Honduras
  15. Jamaika
  16. Kanada
  17. Mexiko
  18. Nicaragua
  19. Pakistan
  20. Panama
  21. Paraguay
  22. Peru
  23. St. Kitts and Nevis
  24. St. Lucia
  25. St. Vincent and the Grenadines
  26. Trinidad and Tobago
  27. Tuvalu
  28. USA
  29. Uruguay
  30. Venezuela
Apropos Argentinien
Russische schwangere Frauen reisen zum Gebären nach Argentinien, damit ihre Kinder – und dann sie selber – eine zweite bzw. die argentinische Staatsbürgerschaft erhalten. Für die argentinischen Behörden ist das aber nun ein Problem. Das Einwanderungsamt registrierte im vergangenen Jahr 21.757 Menschen mit russischer Staatsbürgerschaft, die nach Argentinien eingereist waren. Rund 10.500 waren schwanger, von denen die überwiegende Mehrheit, 7.500 Frauen, innerhalb von eineinhalb Monaten in ihr Land zurückkehrte. Allein in den vergangenen drei Monaten reisten 5.819 Schwangere ein, die meisten standen bereits kurz vor der Niederkunft.
Hintergrund für die Einreise ist ein Gesetz, nach dem jeder auf argentinischem Boden geborene Mensch die Staatsbürgerschaft des Landes erhält. Einbürgerungsanträge der Eltern solcher Kinder werden beschleunigt bearbeitet. Argentinien sei ein traditionelles Einwanderungsland, sagte Carignano, jedoch seien die Behörden nun alarmiert, nachdem Ende Januar in Slowenien drei mutmassliche russische Spioninnen mit argentinischen Pässen festgenommen worden seien. Derzeit könnten argentinische Staatsbürger visafrei in 171 Länder reisen. (Quelle: Karin Leuthold in 20 MINUTEN, Februar 2023)


LITERATUR-EMPFEHLUNG:
Leben und arbeiten in Paraguay (So leben Sie wie ein Millionär, ohne einer zu sein)
Lieber in Brasilien leben als in Deutschland wohnen
Schaubild: Die besten und schlechtesten Pässe weltweit
Neuer Pass durch Aufenthalt
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