Wo sich Ausländer freier, gesünder und glücklicher fühlen, die Familie noch zählt und die Gesellschaft weniger gespalten ist
Und das, obwohl sich auch in Uruguay nicht alles zum Besseren verändert hat
Vieles ist nicht mehr, wie es mal war in Uruguay, aber der Ruf ist noch
intakt. Immer wieder fragen mich Leser nach dem kleinen, aber feinen
Land am Rio de la Plata, in dem ich vor 12 Jahren drei herrliche Wochen
verbrachte, und über das ich später nicht mehr so oft berichtete, weil
sich einige Dinge zum Nachteil verändert haben, die bei der Wahl eines
Landes wichtig sind. Was nicht heißen soll, dass Sie sich Uruguay nicht
ansehen und auf Ihre persönliche Liste der Länder setzen sollten, die
womöglich in Ihre engere Wahl kommen.
Beginnen wir mit den schlechten Nachrichten. Uruguay galt immer als
eines der sichersten Länder Südamerikas, aber die Sicherheit habe sich
in Montevideo die letzten Jahre drastisch verschlechtert in Form
gewalttätiger, drogensüchtiger Jugendlicher, schrieb mir vor zwei
Jahren ein Leser, der jedes Jahr einige Monate dort lebt.
- Besonders
ärgerlich: Uruguay hat vor einigen Jahren das Steuerrecht umgestellt
und besteuert jetzt das Welteinkommen der Menschen, die dort leben. In
der Praxis sieht das so aus, dass von Ausländern, die keinerlei
sichtbare Aktivitäten entwickeln, selten eine Steuererklärung verlangt
wird – aber eine Garantie ist das nicht. Mit Deutschland gibt es ein
Doppelbesteuerungsabkommen, so dass ein Rentner, der im Ausland
preiswerter leben will, seine Steuern auf die Rente in Berlin zahlt.
- Uruguay soll
eine Art Testland für global geplante Entwicklungen sein. Es sei
erschreckend, bis zu welchem Punkt dort wie nach einem großen Plan die
gleichen Dinge ablaufen wie in Europa.
- Uruguay ist
ein kleines Land mit ruhiger und friedlicher Bevölkerung, ideal um
viele Dinge auszuprobieren. Es hat als erstes Land die Homo-Ehe
legalisiert. Sogar in kleinen Orten unterhalte die Industrie- und
Handelskammer Gruppen für Lesben, Schwule, Bisexuelle und
Transsexuelle, wofür sie dann internationale Preise bekommen.
- Die
Abschaffung von Bargeld wird mit Rabatten bei Kartenzahlung
vorangetrieben. An Tankstellen und in Taxis wollen sie Bargeld wegen
angeblicher Kriminalität verbieten, aber das funktioniert bisher nur
teilweise.
- Alle
Banken bekamen amerikanische Berater aufs Auge gedrückt, die das System
und die Informationspolitik nach den Vorstellungen des
Überwachungsstaates auf den aktuellen Stand bringen. Das frühere
Bankenparadies Uruguay, in dem reiche Argentinier ihr Geld
aufbewahrten, statt es den Kirchners zu geben, ist sowieso Geschichte.
Da ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Uruguay am automatischen Austausch der OECD teilnimmt und jedes Jahr die Kontostände ausländischer Bankkunden an deren Finanzämter meldet.
- Uruguay hat
auch als erstes Land Marihuana legalisiert, vermutlich weil das der
neue Coup für internationale Saatgutkonzerne ist. Alles sei
gentechnisch optimiert, die Wirkung verstärkt, um die Menschen besser
zuzudröhnen, wurde auf einer Messe bei der Vorstellung der Samen
erfreut verkündet.
- Gentechnisch
in Uruguay überhaupt ziemlich weit vorne. Weltweite Schlagzeilen machte
das erste Schaf, das im Dunkeln gelbgrün leuchtet. Nicht weil es
irgendeinen Nutzen hätte, sondern einfach aus Freude daran, was alles
geht.
- Im Gegensatz
zu Paraguay ist Uruguay ein Sozialstaat mit übertriebener Bürokratie,
ähnlich wie Deutschland. Das ist freilich nicht neu; es war schon immer
so.
2 Varianten, wie Sie in Uruguay leben, ohne sich um Papiere zu kümmern
All das soll Sie nun nicht von Uruguay abschrecken: aber es ist nun mal
so, und ich meine, Sie sollten es wissen. Es ändert nicht daran, dass
das Leben in Uruguay viele angenehme Seiten hat. Wer nicht das ganze
Jahr dort verbringen will, für den ist es wegen der praktischen
Vorteile eine Überlegung wert, sich eine Aufenthaltserlaubnis im sehr
viel liberaleren und unkomplizierteren Paraguay zu besorgen und sich in
Uruguay nur als Besucher aufzuhalten.
Eine andere Variante mit dem gleichen Resultat ist es, dass Sie sich
überhaupt nicht um Papiere kümmern und alle drei Monate zwischen
Uruguay und Buenos Aires pendeln. Aus Montevideo sind Sie drei Stunden
mit der Fähre unterwegs, und wenn Sie von der argentinischen Metropole
direkt über den Fluss in den schönen Ort Colonia del Sacramento fahren,
brauchen Sie nur 40 Minuten.
Was
erwartet Sie in Uruguay? Wohin, wenn Sie das Land zum ersten Mal
besuchen? Ihre erste Station ist Montevideo, egal ob Sie fliegen oder
in Verbindung mit einer Argentinien-Reise mit der Fähre aus Buenos
Aires kommen. Planen Sie für die Hauptstadt zwei Wochen ein; Sie werden
sich in der Zeit nicht langweilen.
Mieten Sie sich ein Auto und fahren Sie von der Hauptstadt am Meer
entlang nach Punta del Este, das gern als Saint Tropez Südamerikas
bezeichnet wird, und damit sind nicht nur die höheren Preise gemeint.
Kurios: Die Straße ist teilweise mautpflichtig, und hier können Sie nur
bar zahlen. Wenn Ihnen in Punta der Trubel zu groß ist, fahren Sie
weiter Richtung Brasilien. Da finden Sie allerlei Badeorte, in denen es viel ruhiger zugeht.
Keine Armut, keine Slums: Angenehm leben, wie früher in Europa
Uruguay ist ein kleines, ruhiges, friedliches, dünn besiedeltes Land,
in dem mehr Rinder als Menschen leben. Die meisten Europäer fühlen sich
hier sehr schnell wohl, denn neben Argentinien und Chile ist es eines
der europäischsten Länder. Das Land hinter dem Ufer des Rio de la Plata
und der Atlantikküste ist hügelig, ohne hohe Berge und überall saftig
grün. Kühe und Rinder sind hier auf den Weiden statt im Stall, und das
Ergebnis merken Sie sofort, wenn Sie in einem der vielen guten
Restaurants ein saftiges Steak bestellen. Die Frage Rind oder Schwein
stellt sich hier nicht.
Uruguay ist nicht das, was sich Europäer unter Südamerika vorstellen.
Weniger exotisch als Brasilien, mit überwiegend weißer Bevölkerung;
sehr viel weißer als heute in Deutschland, Frankreich oder Italien. Im
heutigen Uruguay fühlen Sie sich wie früher in Europa. Mit breiter
Mittelklasse, und im Gegensatz zum Nachbarn Argentinien nicht ständig
am Rande der Pleite. Vermutlich geht es auch in Uruguay nicht allen
Menschen gut, aber Armut ist nicht überall sichtbar. Favelas wie in Rio
oder einen Slumgürtel wie in Buenos Aires gibt es nicht. Als Europäer
kann es Ihnen immer wieder passieren, dass Sie auf Spanisch
angesprochen werden, weil man Sie für einen Einheimischen hält.
Immer mehr Europäer bleiben in Punta del Este, weil sie sich wohlfühlen
Während Sie als einzelner Ausländer in Montevideo kaum auffallen, kann
es Ihnen in Punta del Este passieren, dass Sie jemand für einen Fremden
hält, denn da gibt es viel mehr davon. Urlauber und solche, die dort
leben. Immer mehr Ausländer entschließen sich zum Bleiben, meist
Europäer oder Amis, weil sie sich freier fühlen, gesünder leben, besser
essen, weniger Stress haben, die Familie wie früher einen höheren
Stellenwert hat, die Gesellschaft weniger gespalten ist. Mit einem
Wort, weil sie glücklicher sind. Ab und zu bricht ein Einwanderer
wieder ab, weil er diese Ruhe auf Dauer nicht aushält.
Die weit verbreitete Unsitte, dass Ausländer in ein Land ziehen, um ein
neues Leben zu beginnen, und dann werden es irgendwann so viele, dass
sich Ghettos bilden, in denen sie wieder genauso leben wie früher, ist
in Uruguay zum Glück nicht zu beobachten.
Wer es gern ruhiger hat, lässt sich in La Paloma nieder, einem
Städtchen mit 5.000 Einwohnern und vielen jungen Ausländern, die gerne
surfen, malen oder Musik machen. Abends gibt es eine recht fröhliche
Kneipen-Szene. Kriminalität gibt es hier kaum, und das Leben läuft noch
ruhiger ab als in Montevideo oder Punta del Este.
Strom, Benzin, neue und alte Autos sind in Uruguay sowas wie Luxusgüter
Das Leben in Uruguay ist preiswert, aber nicht geschenkt. Jedenfalls
nicht nach südamerikanischem Maßstab. Von Taschengeld leben Sie hier
nicht wie ein König. Manche Dinge sind spottbillig, andere dagegen
überraschend teuer. Irgendwie gleicht sich das aus, und Sie kommen etwa
30% billiger weg als in Spanien oder Italien, aber 50% teurer als in
Mexiko, Kolumbien, Peru, Bolivien, Paraguay, Ecuador oder Chile. Gute
Infrastruktur und allgemeiner Wohlstand sind eben etwas teurer,
weswegen Uruguay – wie Costa Rica und Panama – zu den teuersten Ländern
Lateinamerikas gehört.
Autos kosten viel Geld in Uruguay, stellen vor allem Amis erschrocken
fest; sie zahlen gut doppelt so viel wie zuhause. Auch Gebrauchtwagen
sind sehr teuer. Rechnen Sie mit 6.000 Euro für einen 10 Jahre alten
Hyundai oder Toyota, und weitere 1.000 Euro für das Ummelden. Wundern
Sie sich nicht, wenn Sie alte Rostlauben mit Tempo 50 über
Schnellstraßen kriechen sehen; das sind meistens US-Rentner, die Sprit
sparen wollen, um mit der Rente hinzukommen. Auch Benzin ist hier
doppelt so teuer wie in den USA.
Auch die Stromrechnung geht ins Geld, denn viele Häuser sind nicht sehr
gut isoliert. Zum Glück ist der Sommer am Meer ziemlich mild, weil
meistens ein leichter Wind weht, so dass selten eine Klimaanlage nötig
ist. Im Land hinter der Küste dagegen wird es von Dezember bis März
sehr heiß.
Lebensmittel
können teuer oder billig sein, je nachdem, wo sie herkommen. Es gibt
gewaltige Unterschiede zwischen Importwaren und heimischem Fleisch,
Fischen, Meeresfrüchten, Obst und Gemüse, was Sie am bestem auf dem
Markt kaufen. Fleisch zu importieren wäre sowieso wenig sinnvoll.
An den Wohnungs-Preisen in Punta del Este sehen Sie die Krise in Buenos Aires
Wie viel Geld Sie zum Leben brauchen, hängt davon ab, was Sie ausgeben
wollen – und ob Sie auf Dinge verzichten, über die Sie früher nicht
groß nachdenken mussten, und die hier Luxus sind. Zu zweit kommen Sie
gut mit 1.500 bis 1.800 Euro hin und können auch noch den einen oder
anderen Ausflug im Land machen, um Gaucho-Feste oder Weingüter zu
besuchen.
Das meiste Geld geht meist für eine Immobilie drauf, aber das ist in
Uruguay weniger problematisch. Hier finden Sie so ziemlich alles zu
vernünftigen Preisen. In Montevideo kaufen Sie schöne Neubauwohnungen
in guten Stadtvierteln unter 150.000 Euro. Für 100.000 finden Sie
Apartments in schönen renovierten Gebäuden, die Sie nach Ihrem
Geschmack dekorieren.
Punta del Este ist etwas komplizierter. Hier steigen oder fallen die
Preise je nach der Nachfrage aus Argentinien. An den Preisen von Punta
sehen Sie, wie groß gerade die Krise in Buenos Aires ist. Aktuell ist
sie groß, da würden Sie ein 90-qm-Apartment mit drei Zimmern und
Meerblick im 14. Stock eines umgebauten Hotels mit Pool, Spa und
Fitnessraum, das für 198.000 Euro angeboten ist, vermutlich für 175.000
Euro oder weniger bekommen.
Die Mieteinnahmen aus 2 Monaten decken die Kosten des ganzen Jahres
In Punta del Este sind Immobilien am teuersten. Die Stadt hat 15.000
Einwohner und wächst im Dezember und Januar auf 500.000 an, wenn
Brasilianer und Argentinier für überfüllte Strände, Clubs und
Restaurants sorgen. Wer da seine Wohnung vermietet, deckt die Kosten
fürs ganze Jahr, Hypothek inklusive, was Punta zu einer ganz heißen
Location für Immobilien-Investments macht. Etwas aus der Stadt raus
finden Sie Estancias aller Größen ab unter 100.000 Euro, und ohne
Grenze nach oben. Im kleinen Ort Pueblo Eden zum Beispiel soll ein Haus
mit 200 qm auf vier Hektar Land mit vielen Bäumen 350.000 Euro kosten.
Da leben Sie ruhig auf dem Land, und in einer halben Stunde sind Sie am
Meer und im Hotspot des Nachtlebens Südamerikas.
Uruguay ist mehr als eine Reise wert. Es ist modern wie jedes Land in
Europa und doch so abgelegen, dass es die Big Player nicht
interessiert. Hier haben Sie Ihre Ruhe…
Übrigens, ist
es noch nicht lange her, da hatte Uruguay von 2010 bis 2015 Jose Mujica
als Staatspräsident, der so ganz anders war als Trump, Erdogan, Kim
Jong-un oder Merkel. Zur kurzen ZDF-Reportage über den ärmsten Präsidenten der Welt
- Ein Zitat dieses ungewöhnlichen Präsidenten lautet: „Dem Volk muss es
gut gehen, nicht der Regierung.“ (Wikipedia-Artikel über Jose Mujica)
Corona-Nachtrag:
Ganz Lateinamerika wurde vom Corona-Virus sehr stark heimgesucht.
Trostlos die Lage in Peru oder Mexiko. Ebenso in Chile, das inzwischen
mehr Infektionen pro Kopf aufweist als die USA. Brasilien hat sowieso
die zweitmeisten Corona-Fälle und Covid-Toten auf der Welt. Das
Nachbarland Uruguay dagegen mutet paradiesisch an: Per Ende Juni 2020
wurde nur 907 Infizierte und 26 Corona-Tote gezählt. Und das, obwohl
nicht wie in den Nachbarländern strickteste Maßnahmen eingeführt
wurden. Uruguay hat den ältesten Sozialstaat Lateinamerikas und die
Gesundheitsversorgung ist kostenfrei und trotzdem gut.
Uruguay-Infos:
1 Euro = 44,50 Peso (UYU)
Einwohner: 3,5 Mio, davon 1,3 Mio. in der Hauptstadt Montevideo (im Ballungsraum: 2 Mio.)
Botschaft von Paraguay in Berlin: http://www.urualemania.de/index.php/de/
Deutsche Botschaft in Montevideo: https://montevideo.diplo.de/uy-de
Tourismus Info: http://www.explore-uruguay.com/
Sprache: Spanisch, teils Englisch
Spannung: 220 Volt, in Hotels europäische Stecker
Zeit: MEZ -4 Stunden (Sommer: -5)
Klima: Mildes Klima mit milden Wintern (Juli, August 13 Grad im
Schnitt) ohne Frost oder Schnee. Sommer warm, nicht tropisch. Wenig
Regen, viel Sonne (22,8 Grad)
Einreise: mit Reisepass für 90 Tage
Anreise: keine Direktflüge; Frankfurt nach Montevideo über Buenos Aires oder Sao Paulo mit Varig oder LATAM, ab ca. 950 Euro
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