Raus aus der Tretmühle
Arbeiten
Sie nur wegen dem Geld? Raus aus der Tretmühle ist leichter, als Sie
denken – am besten einfach ausprobieren. So tun Sie nur noch, was Ihnen
Freude macht, schreibt "Leben im Ausland":
Gehen Sie einer Arbeit nach, die Ihnen keinen Spaß macht? Die Sie
womöglich nervt, und die Sie nur machen, weil Sie Geld brauchen?
Schmeißen Sie hin, rät der Autor eines meiner Lieblingsbücher.
Unmöglich, meinen Sie? Wer weiß. Ob es für Sie ein Leben neben der
Arbeit gibt, wie dieses aussehen könnte und wie Sie die Idee in die Tat
umsetzen, verrät Dr. Volker Kitz im Buch «365 Tage-Freiheit».
Ein Tipp kommt Ihnen sicher bekannt vor: « Leben Sie dort, wo Ihr Geld
zum Leben reicht!» Da müssen Sie nicht mal auswandern; auch in
Deutschland gibt es große Preisunterschiede (siehe hier). Andere Tipps funktionieren auch im eigenen Land.
Was viele oft vergessen: Arbeit ist nicht nur ein Leben als
Angestellter – sondern jede ungeliebte Tätigkeit, die einer nur ausübt,
weil er Geld braucht. Das gilt auch für viele Freiberufler und Inhaber
kleiner Firmen. Sie arbeiten oft mehr als ihre Angestellten, und die
Rolle des Chefs nimmt in ihrem Fall ein wichtiger Kunde ein. Auch für
sie sind einige der Aussteiger-Konzepte geeignet, die Autor Volker Kitz
in seinem Buch verrät, um aus dem Hamsterrad der geregelten Arbeit zu
entkommen.
Das Buch ist aber auch voller Warnungen. Fast jeder jammert über seine
Arbeit, mahnt der Autor. Jeder wolle raus, aber wenn ihn einer fragt,
was er lieber tun würde, habe kaum einer eine realistische Vorstellung
von einem Leben ohne geregelte Arbeit.
Tatsache sei aber, jedes Leben brauche einen Inhalt, sonst werde es
erst richtig unglücklich. Leider seien die Leben vieler Menschen ohne
echten Inhalt. Die klammern sich dann an ihre Arbeit, um nicht komplett
unterzugehen – was nicht verhindert, dass sie trotzdem auf die Arbeit
schimpfen. Vielen helfe die tägliche Tretmühle, um vor der Leere des
eigenen Lebens zu fliehen. So lästig der Arbeitsalltag sein mag, er
schütze viele vor der Konfrontation mit der Tatsache, dass ihr Leben
schon lange nichts mehr zu bieten habe. Für solche Menschen sei ein
Ausstieg gefährlich; sie würden beim Verlust der Arbeit in ein Nichts
fallen.
Das muss jetzt als Warnung reichen. Lassen Sie es also nicht so weit
kommen, dass Ihr Leben keinen Sinn hat, außer arbeiten zu gehen. Ich
bin optimistisch, dass hier die Leser in der Mehrheit sind, die dieses
Problem nicht haben. Sie erfahren gleich eine Reihe vernünftiger
Ansätze, wie Sie das Problem mit der Arbeit lösen.
So finden Sie heraus, ob Ihr Leben auch ohne Arbeit funktioniert
Autor Kitz hat selbst ausprobiert, was er anderen rät: Er war als
Wirtschaftsanwalt angestellt und hat sich daneben ein zweites Leben
aufgebaut. Er schrieb, hielt Vorträge, machte Kunst und erforschte
Themen, die an der Uni nicht auf dem Plan stehen. Als Anwalt half er
Menschen, die für seine Kanzlei nicht lukrativ genug waren. Weil ihm
Zeit für Dinge fehlte, die ihm wirklich wichtig waren, gab er seinen
Job auf.
Für ihn ist ein Leben ohne feste Arbeit das wahre Leben. Dazu gehöre,
eigene Entscheidungen zu treffen und selbst Verantwortung zu tragen.
Aber wie wollen Sie wissen, ob ein Leben ohne Arbeit für Sie das
richtige ist? Dafür schlägt der Autor einige Tests vor – und zur
Beruhigung von Bedenkenträgern erinnert er daran, dass es kaum eine
Entscheidung im Leben gibt, die nicht rückgängig zu machen ist. So
stellen Sie fest, ob Ihr Leben ohne Arbeit funktioniert…
- Nehmen Sie
den Jahresurlaub am Stück. Verreisen Sie nicht. Beobachten Sie, was Sie
mit Ihrer Zeit machen. Die ersten Wochen sind kaum ein Problem: Sie
liegen im Bett, sitzen im Café und genießen Ihr Leben. Wenn Sie sich
auch nach sechs Wochen keinen Tag langweilen, können Sie vermutlich
ohne aktuelle Arbeit leben.
- Wenn Ihre Firma es erlaubt, auf Zeit auszusteigen oder ein Sabbatical zu nehmen, dann nützen Sie diese Chance.
- Fangen Sie
an, schrittweise auszusteigen. Wie das geht, etwa mit Teilzeit oder mit
Dienst nach Vorschrift, steht im Buch. Bauen Sie sich neben Ihrer
Arbeit ein zweites Leben auf, in das Sie komplett umsteigen, wenn die
Zeit kommt.
- Wenn Sie immer noch unsicher sind, probieren Sie es einfach. Wie gesagt: Fast alles lässt sich wieder rückgängig machen.
Bei vielen Vorschlägen gehört eine große Menge Überwindung dazu
Neben einem neuen Lebensinhaltgeht der Autor ganz richtig davon aus,
dass einer, der den Job hinschmeißt, in erster Linie Geld braucht. Es
ist also logisch, dass die meisten Ausstiegs-Strategien mit Geld oder
finanzieller Freiheit zu tun haben. Viele dieser Ideen haben Sie schon
gehört. Einige kamen Ihnen vielleicht zu abenteuerlich vor, andere
womöglich unanständig, und bei einigen haben Sie sich vielleicht nicht
getraut. Es gehört ja allerlei Überwindung dazu, sich – wie der Autor
vorschlägt – im Stil Katzenberger ohne jedes Talent zum Produkt der
Medien machen zu lassen, oder sich bei Jauch & Co. zu bewerben und
mit Glück und etwas Allgemeinwissen eine Million abzuräumen. Für alle,
die das wollen, hat der Autor eine ganze Menge nützliche, praktische
Tipps recherchiert – denn er persönlich hat da auch keine Erfahrung.
Jeder weiß es und wenige tun es: Reich wird nur, wer mehr einnimmt als ausgibt
Der Ausstieg von Volker Kitz war nach eigener Aussage eine Mischung aus
mehreren Modellen: aus seinen Konzepten „Leben Sie von Ihren Ideen“ und
„Leben Sie von dem, was Sie ohnehin gerne tun“ sowie dem Rat, den jeder
beherzigen sollte, ob mit oder ohne Arbeit: „Leben Sie möglichst
enthaltsam“. Dieses Thema hatten wir schon öfter: Reich wird nur, wer
weniger ausgibt, als er einnimmt. Dazu gleich mehr…
Wem so ein Schritt von heute auf morgen zu krass ist, dem rät Kitz zum
Ausstieg auf Raten. Oder zum Dienst nach Vorschrift, was in seinen
Augen nichts Negatives ist. Dafür seien Vorschriften da, und es heiße
nur, sich auf das Wesentliche zu beschränken – auf Resultate – und auf
das übliche Blendertum zu verzichten, um sich in einer Firma
interessant zu machen. Also nicht mehr und nicht weniger arbeiten,
wofür Sie bezahlt werden, auch was Anwesenheit und Überstunden betrifft.
Der Autor erklärt auch die Strategien im Detail, von denen jeder meint,
dass er sie kennt. Zum Beispiel, wie Sie Ihren Job outsourcen und zum
Unternehmer werden. Oder wie es genau funktioniert, wenn Sie einem
Orden beitreten. Wie Sie von Ihren Ideen leben, als Schreiber von
Sachbüchern oder als Erfinder. Wie Sie von Informationen leben, indem
Sie sie verbreiten – oder verschweigen. Und vor allem, wie Sie Ihre
Erwerbsfähigkeit prüfen lassen. Vielleicht sind Sie ja schon längst
viel zu krank, um zu arbeiten.
Autor Kitz hat kein Problem mit Dingen, die allgemein als unfein
gelten, oder denen ein schlechter Ruf anhaftet. Sachlich und wertfrei
beschreibt er, wie Sie reiche Menschen aufspüren und dazu bringen, Sie
als Erben einzusetzen. Wie Sie einen persönlichen Mäzen oder einen
reichen Ehepartner finden. Wie Sie mit einem gemeinnützigen Verein Geld
verdienen. Wie Sie Menschen um Geld bitten, eine Zweck-WG gründen, von
Ihrem Lebens-Arbeitszeitkonto leben oder einen Generationsvertrag mit
Ihren Kindern schließen. Besonders pfiffig finde ich folgenden
Vorschlag…
Wenn Ihnen jemand einen Gewinn verspricht, dann klagen Sie ihn ein!
Sicher kennen Sie diese Briefe, die immer wieder unverlangt ins Haus
flattern, in denen die Firma XYZ schon außen auf dem Kuvert in ganz
dick einen hohen Geldgewinn, ein teures Auto, eine Kreuzfahrt, ein
Traumhaus oder sonst etwas Verlockendes verspricht – und im
Kleingedruckten steht dann, dass Ihr Gewinn noch an diese oder jene
Bedingung geknüpft sei – etwa die Überweisung von 99 Euro
Bearbeitungsgebühr auf ein Konto in Albanien . Oder jene Lockangebote,
mit denen z.B. Readers Digest Scharen alter Menschen über den Tisch
zieht, indem suggeriert wird, dass hohe Geldgewinne dadurch
beschleunigt werden, wenn man nur genug Schallplatten, DVD oder
Bildbände kauft. Ich bin sicher, jeder von Ihnen kennt diese Art
unerwünschte Post. Die meisten von Ihnen werfen sie vermutlich
ungelesen in den Papierkorb, wo sie auch hingehört. Das sollten Sie
allerdings künftig unterlassen. Was Sie vielleicht nicht wissen…
Es gilt das Versprechen der Überschrift – und nicht mehr das Kleingedruckte
Schon im Jahr 2000 hat der Bundestag angeblich ein Gesetz beschlossen,
das wirklich einmal dem Verbraucher helfen könnte. Der Autor zitiert
den Paragrafen 661a im BGB:
„Ein Unternehmer,
der Gewinnzusagen oder vergleichbare Mitteilungen an Verbraucher sendet
und durch die Gestaltung den Eindruck erweckt, dass der Verbraucher
einen Preis gewonnen hat, hat dem Verbraucher diesen Preis zu leisten.“
Das heißt: Sammeln Sie die Briefe mit den größten Gewinnversprechen und
klagen Sie Ihre Million, Ihr Mercedes-Cabrio oder Ihre Traumvilla ein.
Wichtig ist nur, dass es sich beim Absender um eine solvente Firma
handelt, die im Ernstfall zahlungsfähig ist.
Wenn also in einem Brief steht: „Diese Villa auf Ibiza gehört Ihnen“,
dann ist die Sache ziemlich klar. Auch wenn im Kleingedruckten steht,
dass sie Ihnen noch nicht ganz gehört. Zwar ist es nie verkehrt das
Kleingedruckte zu lesen, aber hier sagt das Gesetz ausdrücklich, dass
es auf Gestaltung und Eindruck ankommt, und dazu gehört nun mal die
Frage, ob etwas groß oder klein gedruckt ist.
Andererseits entscheidet sich so ein Streit vor Gericht, und da weiß
vorher keiner, was dabei herauskommt. Deshalb sollten Sie sich
unbedingt einen Anwalt suchen, der ein Honorar auf Erfolgsbasis
akzeptiert. Diese sehr verbraucherfreundliche Praxis aus den USA ist ja
inzwischen zum Glück auch in Deutschland möglich.
Geldsorgen? Denken Sie daran, wie lang Ihr Geld in Bangkok reichen würde
Kommen wir zum Rat, der für jeden überall sinnvoll ist: Leben Sie nicht
geizig, aber sparsam, meiden Sie unnötige Spontankäufe. Es ist vor
allem unser Lebensstandard, oder genauer gesagt, wie wir von anderen
gesehen werden wollen, was uns zu Sklaven unserer Arbeit macht. Der
Vergleich mit dem Kollegen oder Nachbarn treibt uns immer wieder dazu,
Dinge zu kaufen, weil sie der andere hat, und wenn’s geht, noch etwas
teurer.
Vier Konsumfallen hält der Autor für besonders gefährlich: das eigene Haus, das Auto, Designermöbel und Markenkleidung.
- Vor allem für
das Haus gehen Menschen in Deutschland ein halbes Leben ins Hamsterrad.
Dabei gehört es ihnen nicht einmal: In der Praxis ist ein Haus in
vielen Fällen bis kurz vor dem Tod Eigentum der Bank.
- Das Auto ist
zwar meist billiger als ein Haus, aber genau genommen ist es noch
schlimmer. Während Sie mit dem Haus kurz vor dem Tod noch etwas von
Wert besitzen, ist Ihr neues Auto schon am Tag des Kaufes von einer
Minute auf die andere nur noch die Hälfte wert. Tatsächlich zahlen
Autokäufer oft jahrelang Kredite für einen Wert ab, der längst nicht
mehr existiert.
- Auch Möbel
verlieren am Tag der Lieferung praktisch die Hälfte Ihres Kaufpreises.
Trotzdem zahlen viele Menschen das verpuffte Geld noch jahrelang auf
Raten ab. Die Folge ist jahrelange Tretmühle.
- Bei Kleidung
strampeln sich viele dafür ab, dass auf ihr ein edles Designerlogo
prangt. Ohne das Logo würde der Lappen oft ein Zehntel kosten. Hier
verpufft der Mehrwert nicht einmal, denn er war nie da. Trotzdem hält
er das Hamsterrad in Bewegung.
Allein diese vier
Positionen machen in vielen Fällen den Unterschied auszwischen dem
Horror in der Tretmühle oder einem Leben in Freiheit. Sparsam leben,
und das am besten in einem preiswerten Land: Wer das kombiniert, der
kann womöglich von heute auf morgen die geregelte Arbeit aufgeben.
Autor Kitz im Wohnort Berlin: „Immer wenn ich mich finanziell um meine
Zukunft sorge, rechne ich aus, wie lange ich von meinen Ersparnissen im
Zimmer einer WG leben könnte. Wenn mich das immer noch nicht beruhigt,
denke ich daran, wie lange mein Geld in Bangkok reichen würde. Auf
einmal sind alle Sorgen verschwunden…“
Einfach mal ausprobieren: Sie werden staunen, wie wenig Geld Sie brauchen
Sparsam leben sollte jeder, so der Autor. Er selbst war mal wegen eines
neuen Jobs in eine Stadt mit teuren Immobilien umgezogen und wohnte
dort sieben Monate in einem Zimmer. Irgendwann merkte er, dass er seine
eingelagerten Möbel gar nicht vermisste. Es ist eben alles eine Frage
der Gewohnheit.
Wie weit wollen Sie gehen? „Testen Sie sich ran!“, rät er. „Ziehen Sie
drei Monate in ein möbliertes Zimmer. Nehmen Sie einen einzigen Koffer
mit und vermieten Sie Ihre Wohnung. Oder Sie kündigen und lagern den
Hausstand ein paar Monate ein. Lassen Sie Ihr Auto stehen, fahren Sie
Fahrrad, U-Bahn oder laufen Sie!“
Wer es ernst meint, kann so weit gehen, dass er Nahrung anbaut oder
Nutztiere hält, Möbel selber zimmert bzw. von Sperrmüll oder Flohmarkt
holt und nur noch von Dingen lebt, die andere wegwerfen. Lebensmittel
mit abgelaufener Haltbarkeit finden Sie in den Müllcontainern vieler
Supermärkte. Stöbern Sie in Kleinanzeigen, und Sie werden staunen, was
Menschen alles verschenken, wenn nur einer den Kram abholt. Suchen Sie
im Internet nach dem Begriff „Umsonstladen“. In jeder größeren
Stadtgibt es einen oder mehrere Läden, wo Sie Dinge einfach abholen,
die andere weggeben.
Bewerben Sie sich als Produkttester (bei brandnooz.de oder trnd.com),
und Firmen schicken Ihnen neue Dinge gratis ins Haus, wenn Sie ein paar
Fragen dazu beantworten. Tauschen können Sie praktisch alles, von Waren
und Dienstleistungen am Ort (https://tauschwiki.de/wiki/Hauptseite) bis hin zum eigene Haus oder der Wohnung, während Sie in der Welt unterwegs sind. Siehe dazu die Webseiten https://www.couchsurfing.com/ oder http://www.hospitalityclub.org/.
Testen Sie das bescheidene Leben einfach mal einige Monate. Sie werden staunen, wie wenig Geld Sie wirklich brauchen.
Dr. Volker Kitz: „Die 365 Tage-Freiheit. Ihr Leben ist zu wertvoll, um es mit Arbeit zu verbringen“
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