Der Staat, den gar
niemand anerkennt:
Transnistrien
Wenn Sie mal eine unübliche Reise machen wollen, besuchen
Sie Transnistrien.
Der
Ärger in Transnistrien begann mit der Abspaltung Moldawiens von Moskau
und Annäherung der Republik Moldau an Rumänien und Europa. Davon
wollten die Menschen in dem schmalen Streifen östlich des Dnister
nichts wissen. Die Sache eskalierte, es kam zum Krieg. Nach 1.200 Toten
griff die Sowjetarmee auf der Seite von Transnistrien ein. Die Präsenz
einer kleinen Truppe der 14. Armee garantiert den Frieden.
Moldau erkennt zwar Transnistrien nicht an, aber de facto ist der
schmale Landstreifen von der Fläche Mallorcas zum eigenen Staat
geworden – den niemand anerkennt. Nicht einmal Moskau, das immerhin
Tiraspol kostenlos mit Gas versorgt. Ganz nebenbei verschwanden mit
Transnistrien auch Schwerindustrie und Energieversorgung aus Moldau.
Wenn Sie mal eine unübliche Reise machen wollen, besuchen Sie
Transnistrien. Fliegen Sie bis Moldawien und fahren Sie von Chisinau
mit dem Taxi, Bus oder Zug über den Dnister nach Tiraspol oder Bendery,
Einreisegebühr 50 Cent. Lassen Sie sich nicht von den
Schauergeschichten abhalten, die Sie in Moldawien über den Nachbarn
hören werden.
Nein, Transnistrien ist nicht das Welt-Zentrum von Waffen-, Menschen-
und Mädchenhandel. Nein, Sie werden nicht den ganzen Tag an der Grenze
gefilzt und verhört. Der Zöllner erwartet auch kein Bakschisch. Und
keine Sorge, trotz anderslautender Warnungen werden Sie aus diesem
„Schwarzen Loch“ auch wieder rausgelassen.
Was aber stimmt:
Es ist sowas wie eine Zeitreise in ein Museum mit Sowjet-Relikten.
Sichtbar sind Ladas, Lenin-Monumente, Hammer und Sichel, unsichtbar die
Geheimpolizei, der man gradenloses Vorgehen dank KGB-Erfahrung nachsagt.
Ebenfalls richtig ist, dass Sie jeden Ärger tunlichst vermeiden.
Sollten Sie nämlich verhaftet werden, aus welchem Grund auch immer,
gibt es hier keine Botschaft und kein Konsulat, das Ihnen hilft.
Wertlose Pässe, ein eigener Rubel und Münzen aus Plastik
Vieles ist anders in Transnistrien. Die Menschen sprechen Russisch und
schreiben in kyrillischer Schrift. Die Menschen haben Pässe, mit denen
sie nirgends hinreisen dürfen. Es gibt eigene Autokennzeichen,
Briefmarken und den eigenen Rubel, der woanders nichts wert ist: Nehmen
Sie Euro oder Dollar zum Bar-Umtausch mit, denn die Geldautomaten
funktionieren oft nicht, heißt es. Rubel-Münzen sind hier übrigens aus
Plastik, wie im Kasino.
Westliche Marken sehen Sie hier nicht. Einer Kette am ähnlichsten ist
Andys Pizza mit drei Lokalen allein in Tiraspol. In einem Café mit dem
Namen Mafia in der Straße 25 Oktyabrya 92 soll es einen ausgezeichneten
Cappuccino geben.
Der größte Konzern im Land heißt Sheriff. Die Gründer waren früher
Polizisten und sollen Strohmänner von Expräsident Igor Smirnow sein,
dem damit TV-Sender, Verlage, Immobilien, Baufirmen, Hotels,
Tankstellen, Supermärkte und ein Fußballclub gehören: er importiert
außerdem Daimler-Benz und stellt den ganz ausgezeichneten Kvint-Brandy
her. An „Sheriff“ Smirnow vorbei läuft in Transnistrien gar nichts.
Leben ins
Transnistrien: Nur etwas für Abenteurer, die Russisch sprechen
Leben in Transnistrien ist definitiv nur etwas für Abenteurer, die
Russisch sprechen. Vorgesehen ist es jedenfalls nicht. Es ist eher eine
Frage der Kontakte. Dass es möglich ist, beweist der Fall des
Amerikaners Timothy, der mit seiner Frau Natalia das Hotel „Tiraspol
Hostel“ führt. Ich weiß nicht, ob er der einzige westliche Ausländer im
Land ist, so wie er sagt, aber der erste seit der Unabhängigkeit war er
sicher.
Wenn
Sie Transnistrien besuchen, sich informieren und amüsieren wollen oder
gar weitergehende Pläne haben, reden Sie mit Timothy, den sie hier
Timofei nennen. Er zeigt Ihnen Tiraspol wie ein Einheimischer.
Personalisierte Tours, Nachtleben, Ausflug nach Odessa,
Geschäftskontakte aller Art, Bodyguard- und Dating-Service. „Du wirst
an Orten Party machen, vor denen dich jeder warnt“, verspricht er auf
seiner Webseite Moldova Hostels.
Transnistrien-Info
1 Dollar = 11,1 Transnistrischer Rubel (PRB) – Festkurs!
1 Euro = 13,652 PRB
Transnistrischer Rubel wird außerhalb Transnistriens nicht anerkannt
und ist nur eingeschränkt konvertibel. Nehmen Sie genug Euro oder
Dollar in bar zum Umtausch mit.
Fläche: 3.567 qkm
Einwohner: 485.000
Hauptstadt Tiraspol (150.000)
Regierungsform: Präsidialrepublik
Botschaft oder Konsulat: Transnistrien hat als nicht anerkannter Staat
keine diplomatischen Beziehungen
Transnistrien Tourismus:
Transnistria Tour
Tel. 00373-69 42 75 02 oder 00373-77 74 16 78
Kontakt D: 0049-152-04 63 96 35
Kontakt A: 0043-699-10 58 70 03
Kontakt CH: 0041-43-536 02 43
Mail: transnistria.tour@yahoo.com
Web: http://transnistria-tour.com/en/
Eigene
Bezeichnung: Pridnestrowische Moldauische Republik
Sprachen: Russisch, Moldauisch, Ukrainisch
Spannung: 220 Volt, 50 Hertz
Zeit: MEZ +1 Stunde
Klima: Wie in Moldawien (gemäßigtes Kontinentalklima mit heißem,
trockenem Sommer und Lage am Schwarzen Meer milde, kurze Winter; wenig
Regen), aber deutlich feuchter und vor allem in Tiraspol mehr Regen
Einreise: Aus Moldawien mit Pass oder Personalausweis. Bei längerem
Aufenthalt innerhalb von 24 Stunden Anmeldung vorgeschrieben
Anreise: Keine Flugverbindung aus dem Ausland. Direktflüge mit Air
Moldova von Frankfurt oder München nach Chisinau in Moldawien und dann
mit dem Bus nach Tiraspol oder mit dem Zug nach Odessa, Abfahrt täglich
um 7:20 Uhr. Fahrzeit bis Tiraspol 2 Stunden. Grenze problemlos.
Mit dem Auto am besten über Moldawien, wobei die Autoreise wegen des
Papierkrams bei der Einreise nicht ratsam ist. Promillegrenze 0,0!
GÜNSTIG
UND SCHÖN LEBEN IN:
Albanien
Bulgarien
Rumänien
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