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Wohnen mit Meerblick und Reisen in alle Welt mit dem Komfort einer eigenen Luxuswohnung

Leben im Ausland berichtet:

Nie mehr Sicherheits-Checks. Kein Zoll. Kein Jetlag. Nicht einmal Gepäck haben Sie bei sich. Sorglos die Welt bereisen und überall den Komfort der eigenen Wohnung genießen, ist vermutlich der höchste denkbare Luxus überhaupt. Dabei ist diese Lebensart recht einfach in die Tat umzusetzen, das nötige Kleingeld vorausgesetzt.

Möglich macht es das Traumschiff „The World Residences at Sea“, dessen Passagiere alle etwas gemeinsam haben: Jeder von Ihnen besitzt eine Wohnung auf dem Schiff, ist damit Miteigentümer und hat seinen ersten Wohnsitz auf hoher See – mit der angenehmen Nebenwirkung, dass er in keinem Land der Welt steuerpflichtig ist.

Zu schön, um wahr zu sein? Wo ist der Haken? Den gibt es nicht – außer, dass mancher von Ihnen womöglich gerade nicht so viel Geld auf dem Konto hat, um sich ein Apartment auf The World zu kaufen. Aber wenn Ihnen diese Idee prinzipiell gefällt, gibt’s natürlich Alternativen: Fangen Sie einfach ein paar Nummern kleiner an, die steuerliche Situation erreichen Sie bereits mit einem einfachen Segelboot…

Als Mitte der 90er Jahre die Planungen für The World begannen, gab es gleich eine ganze Reihe Nachahmer, darunter einige echte Mammutprojekte und schwimmende Städte. Erfolgreich in die Tat umgesetzt wurde bisher nur das Original: The World lief 2002 in Oslo vom Stapel und ist 16 Jahre später immer noch einziges Schiff mit diesem Geschäftsmodell.

Seit die World 2002 in See stach, hat sie über 900 Häfen in 140 Ländern besucht: Eine Megayacht, die ihren Bewohnern gehört und von diesen selbst gemanagt und unterhalten wird! Aktuell besitzen 142 Familien aus 19 Ländern eine Wohnung auf der World, so Row Management Ltd, die Betriebsgesellschaft des Schiffs mit Sitz in Fort Lauderdale im US-Bundesstaat Florida. Besucher dürfen immer nur auf Einladung eines Miteigentümers an Bord. Im Schnitt sind immer 150 bis 200 Passagiere an Bord, sowie 280 Mann Besatzung. Da gibt es kein Gedränge auf den 12 Decks mit einer Länge von 196 Metern; es herrscht eher eine Atmosphäre wie in einem exklusiven Country Club.

Mit Tagestouristen hatten die Käufer teurer Apartments nicht gerechnet
Das war nicht immer so. Als Unternehmer und Bauträger Peter Beckwith aus London 1997 zwei Millionen Dollar für eine Wohnung auf dem zehnten Deck dieser Luxusyacht locker machte, erwartete ihn den Gipfel an Luxus, und anfangs traf das auch zu. Aber dann wurden nicht alle Apartments verkauft, und um zusätzliches Geld in die Kasse zu bekommen, vermietete der damalige Besitzer die freien Plätze an Urlauber.

Das gefiel den Bewohnern gar nicht. Sie hatten eine Million oder mehr ausgegeben, zahlten mehr als 100.000 Dollar Kostenumlage im Jahr und jeden Monat mehrere Tausender für Unterhaltung aller Art, da hatten sie keine Lust, sich hinter Touristen am Buffet anzustellen oder keinen Platz am Pool zu bekommen, weil alle Liegen mit Handtüchern reserviert waren. Diese Tages- oder Wochengäste zahlten 300 Dollar pro Tag und griffen dafür beim Kaviar und Schampus richtig zu, so dass oft allerlei Schnapsleichen auf den Decks oder Gängen herumlagen.

<< Ein Drink auf dem privaten Balkon einer der Wohnungen

Apartment-Käuferin Athena Demartini, ein Medium auf Australien, das unter dem Namen Starwoman auftritt, erinnert sich an den Streit eines betrunkenen Paares, bei dem sie fürchtete, sie schlagen sich die Köpfe ein. Am Morgen lag der Mann sturzbetrunken und bewusstlos in einer des Lounges. Vor allem nervten die Mitarbeiter von Reisebüros, die die Reederei einlud. „In jedem Hafen kamen 300 bis 400 Leute an Bord, und aus war’s mit der Ruhe“, beschwerte sich Verleger John Demartini, „du sitzt auf deiner Terrasse, und sie trampeln durch deinen Vorgarten…“ Für den New Yorker Werbemann William Scott war es, als habe er einen Rolls Royce bestellt und bezahlt und ein Taxi bekommen.

Der Gipfel für die meisten war, als sich nach der Abreise aus Rio de Janeiro herausstellte, dass es sich bei einem Dutzend Touristen in Wirklichkeit um Schmuckverkäufer handelte, die die Schiffsreise in eine Kaffeefahrt mit Edelsteinverkauf verwandelten.

Meuterei auf der Luxusyacht: Wohnen und Urlaub passt nicht zusammen
Richard Reed, der in Colorado eine Softwarefirma besitzt, wurde von den Bewohnern zum Sprecher gewählt, was er wegen der vielen Beschwerden bald bereute. „Ein Schiff zum Wohnen und für Urlauber, das geht nicht beides gleichzeitig“, ist Robert Sabes überzeugt, ein Investor aus Minneapolis, der eine luxuriöse 150 qm-Wohnung auf Deck 7 besitzt.

Die zunehmende Meuterei der Wohnungsbesitzer war nicht das erste Problem der World. Der Norweger Kurt Kloster, Erbe einer Familie von Pionieren der modernen Kreuzfahrtindustrie, hatte eigentlich eine ganze Flotte solcher Schiffe im Sinn. Aber Geldsorgen zwangen ihn dazu, das ursprünglich doppelt so groß geplante Schiff auf die heutige Dimension eines großen Kreuzfahrtschiffes zu reduzieren. Das 280-Millionen-Projekt wurde spätestens dann ein Fehlschlag für seine Investoren, als die Terroranschläge von New York neben vielen anderen Dingen auch jegliche Reiselust bremsten und den Verkauf der Apartments auf The World zum Erliegen brachten.
Aber zum Glück gab’s ja die WestLB, die damals alles kaufte und zusammen mit der Zurich Financial Services Group auch die World finanzierte. Einer der Wege, um die Verluste zu mindern, war es, das Schiff für Urlauber zu öffnen.

Um das Touristengeschäft nicht länger mitzumachen, beschlossen die Wohnungskäufer, die Kontrolle über das ganze Schiff zu übernehmen. Sie legten zusammen, zahlten die Banken aus und betreiben The World seit 2003 in eigener Regie.

Aktuell gibt es auf dem Schiff 165 Wohnungen, darunter 40 Studios von 32 bis 90 Quadratmeter, 19 Apartments mit einem oder zwei Schlafzimmern von 60 bis 110 qm und 106 Wohnungen mit zwei oder drei Schlafzimmern von 110 bis 300 qm. Alle Apartments sind im Privatbesitz, aber natürlich kommt es immer mal zu Verkäufen. Bei Wohnungen, die die letzten Jahre den Besitzer wechselten, waren Preise zwischen 1,7 und 16 Millionen Dollar aufgerufen. Dazu kommen laufende Kosten, die seit der Übernahme des Schiffes bestimmt nicht niedriger geworden sind, als die jährlichen gut 100.000 Dollar der Anfangszeit.

Interessenten an einer Wohnung müssen ein Vermögen von 10 Millionen Dollar nachweisen, außerdem zwei Empfehlungsschreiben vorlegen und einen Background Check akzeptieren. Welche Wohnungen gerade zum Verkauf stehen, erfahren Sie bei Row Management.

<< The World in der Antarktis

Viele Passagiere haben keine andere Wohnung und leben ständig an Board

Bei der Fahrt um die Welt wird das Abenteuer zum Alltag. Bei der 22-tägigen Fahrt ins Rossmeer der Antarktis im Januar 2017 war The World dem Südpol näher gekommen als jemals ein Schiff zuvor. „Meinen Freunden erzähle ich gar nicht gern von unseren Fahrten, denn das klingt immer so, als wollte ich angeben. Obwohl viele von Ihnen auch gerne reisen, besuche ich in einem Jahr mehr schöne Städte, als die meisten von ihnen in ihrem halben Leben“, sagt ein Mann, der seit zehn Jahren auf der World lebt und wie so viele lieber anonym bleibt. Der 72 Jahre alte Investmentbanker hat in acht Ländern gelebt und über 150 andere besucht. Vor zehn Jahren kaufte er mit seiner Frau eine Zwei-Zimmer-Wohnung, in der er seitdem jedes Jahr elf Monate lebt.

Die Bewohner des Schiffs sind im Schnitt 64 Jahre alt, aber es sind auch viele mit 40 und 50 Jahren dabei. Die meisten verbringen etwa drei bis sechs Monate im Jahr auf dem Schiff, aber eine ganze Reihe haben gar keine andere Wohnung mehr und leben das ganze Jahr über auf der World.

Alle drei Jahre kommt das Schiff einige Wochen für Wartungsarbeiten ins Trockendock. Die gesamte Lebensdauer der World ist übrigens auf 50 Jahre veranschlagt.

The World läuft jedes Jahr etwa hundert Häfen an und hält sich im Schnitt drei Tage auf. 2017 stand ein längerer Aufenthalt in Melanesien auf dem Programm, mit Stopps unter anderem in Neuguinea, auf den Salomonen, Fidschi und Vanuatu. Es folgten ein Dutzend Häfen in Südostasien, bevor es nach Hawaii weiter ging, und von dort nach Nord- und Mittelamerika.

Das Programm 2018: Karibik, Montevideo, Buenos Aires und Karneval in Rio. Dann Kapverden, Kanaren, Casablanca und Tanger. Weiter nach Malaga und Barcelona, an die Cote d’Azur, nach Korsika, Sardinien, Italien, Sizilien, Malta, Venedig, Kroatien und ins griechische Korfu. Über Formentera und Valencia in den Atlantik, über Lissabon und La Coruna auf die Kanalinseln, nach England und Irland, auf die Shetland Inseln und die Küste Norwegens nach Norden bis Spitzbergen. Im Herbst dann wieder ins Warme nach Bordeaux, Cadiz, Rom, Palermo und über Madeira, Dakar und die britischen Übersee-Territorien Ascension und St. Helena nach Namibia und Kapstadt. Alle Details sowie die Route für 2019 sehen Sie hier.

Die Hälfte der Bewohner kommt aus Nordamerika, 36 Prozent aus Europa
Die Routen werden drei Jahre vorher festgelegt. Eine Gruppe von sieben Bewohnern, die von der Gemeinschaft gewählt werden, arbeitet für jedes Jahr drei Vorschläge aus, über die dann alle abstimmen.

„Hier wird es garantiert keinem langweilig. Es ist wirklich ein sehr abwechslungsreicher Fahrplan“, versichert Dag Saevik, einer der beiden Kapitäne auf der World, der vom ersten Tag an dabei ist. Unter der Besatzung sind Menschen aus 42 Ländern. In den sechs Restaurants sind viele Küchen der Welt vertreten, jeweils angereichert mit örtlichen Spezialitäten. In jedem Hafen werden Delikatessen eingekauft und am Schiff angeboten, wobei auch die Wünsche und Vorlieben einzelner Bewohner erfüllt werden. Im Weinkeller ist Platz für 16.000 Flaschen, 1.100 handverlesene Weine aus 19 Ländern.

Im 700 qm großen Spa und Fitness-Center stehen Physiotherapeuten und Trainer bereit. Es gibt zwei Swimmingpools, einen Tennisplatz, Driving Ranges, Putting Greens und Golf Simulator, einen Joggingpfad und eine Badeplattformmit Booten und Jet Skis. Es gibt einen Zigarrenclub, Teesalon, diverse Cocktail Lounges und Bars, eine Kunstgalerie, Kino, Billardraum und natürlich ein Gesundheitszentrum. Auf dem Oberdeck gibt es Betten, falls jemand mal im Freien schlafen will.

Immer mal wieder geben bekannte Künstler Konzerte oder Designer führen ihre Mode vor und schneidern Kleidung nach Maß. Nobelpreisträger halten Vorträge über ihre Fachgebiete. Längst kennt die Besatzung die Wünsche jedes einzelnen Bewohners und richtet sich danach. 49 Prozent der Bewohner kommen übrigens aus den USA und Kanada, 36 Prozent aus Europa und 15 Prozent aus Asien, Australien und Südafrika.

Projekt Utopia: Ist der Name Programm oder wird sie irgendwann fertig?
Größer, schöner, unterhaltsamer und luxuriöser als The World ist angeblich die Utopia, aber so genau weiß das keiner, denn sie ist noch nicht fertig. Immerhin soll sie bei Samsung in Bau sein. Die Utopia war zuerst für 2013 angekündigt, dann für 2016. Zur Finanzierung des 1,1-Milliarden-Projekts haben die Utopia-Macher die Beteiligungs-Gesellschaft Frontier Group gegründet, und seit kurzem soll es grünes Licht geben. Ein offizieller Marketing Launch wird in 2018 erwartet – mal sehen, denn allmählich erinnert das Projekt an den Berliner Flughafen, wobei Initiator David Robb zugute zu halten ist, dass ein Schiff dieser Größe ohne Zweifel eine sehr komplexere Angelegenheit ist als der Bau eines Flughafens aus Steuergeldern.

Die Utopia soll 304 Meter lang und16 Deck hoch werden. Die 190 Wohnungen werden größer und teurer als auf der World. Die kleinsten messen 130 qm und sollen 3,9 Millionen Dollar kosten, die größten haben 613 qm und werden für 30 Mio. Dollar angeboten. Streit um die Anwesenheit von Touristen wird es auf der Utopia nicht geben, denn die Planung sieht zweifelsfrei vor, dass es an Bord auch ein Hotel mit 175 Zimmern geben wird, mit allen Annehmlichkeiten natürlich, die auf einem Schiff möglich sind.

Nein, einen Golfplatz wird es auf der Utopia nicht geben. Aber für Golfspieler soll dafür gesorgt werden, dass sie auf den besten Plätzen spielen können, die an der Reiseroute liegen. Diese soll sich verstärkt daran orientieren, wo auf der Welt gerade etwas los ist. Beim Filmfestival in Cannes, Sportereignissen wie Melbourne Cup oder Grand Prix in Monaco, dem Hong Kong Dragon Boat Festival oder bei Olympiaden soll die Utopia dabei sein, sich lange genug aufhalten, und die Passagiere sollen privilegierten Zugang zu großen künstlerischen, kulturellen und sportlichen Events und Galas erhalten.

Ein Hubschrauber an Bordfliegt Golfspieler zu den Plätzen der Route
Robbs großes Versprechen: eine schwimmende Gemeinschaft mit Rundumversorgung und eine einzigartige Reiseerfahrung – für die er neben vielen reichen Privatiers angeblich schon eine ganze Reihe Prominente aus dem internationalen Adel, Showbusiness und der Welt des Sports gewonnen habe – sagt er, ohne Namen zu nennen.

Wer noch im Geschäftsleben steckt, findet auf der Utopia alle technischen Einrichtungen, um ein Unternehmen von Bord aus zu leiten. Damit optimale Erreichbarkeit gewährleistet ist, wird es einen Hubschrauber auf dem Schiff geben, der eine Shuttle-Verbindung zum jeweils nächstgelegenen Flughafen oder Golfplatz garantiert, und damit optimalen Reisekomfort.

Haben Sie Interesse und genug Geld? Weitere Infos finden Sie auf Utopia Residences. Wenn Sie mal nach Los Angeles kommen, können Sie sich am North Rodeo Drive 421 in Beverly Hills den Showroom der Utopia ansehen.

Aus steuerlicher Sicht sind Sie auf einem Schiff ein Perpetual Traveller
Von der steuerlichen Seite her ist so ein Leben auf See nichts anderes als eine weitere Variante des Perpetual Traveller Konzepts. Nur eben zu Wasser statt zu Lande. Mit einer ständigen Wohnung auf einem Schiff – egal welcher Größe – können Sie auf einen Wohnsitz in einem bestimmten Landkomplett verzichten und sind deshalb auch nirgends persönlich steuerpflichtig.

Je nachdem, womit Sie Ihr Geld verdienen, brauchen Sie eventuell eine oder zwei Gesellschaften. Wo diese ihren Sitz haben, ist nicht allgemeingültig zu beantworten, aber mit der richtigen Planung ist es in fast jeder Branche möglich, die Steuer gegen Null zu drücken, wie uns Giganten mit Milliardenumsätzen wie Apple, Microsoft, Amazon oder Google beweisen.

Wie bei jedem anderen Leben als Perpetual Traveller gibt es auch beim Umzug auf ein Schiff eines etwas kritischen Moment: Wenn es darum geht, die Steuerpflicht in Ihrem Land zu beenden. Wenn Sie das problemlos erreichen wollen, dann tragen Sie bei der Abmeldung am besten ein, dass Sie in ein anderes EU-Land umziehen – in dem Sie sich dann nicht anmelden.

Obwohl es eigentlich selbstverständlich ist, will ich es doch noch einmal erwähnen: Natürlich gibt es für eine Wohnung auf einem Schiff mit Bahamas-Flagge keine Grundsteuer – und alles, was Sie auf dem Schiff ausgeben, kaufen oder verbrauchen, ist von jeglicher Mehrwertsteuer befreit…



Ende der Leseprobe aus dem Gratis-Newsletter JEDEN TAG REICHER
© Copyright: Norbert Bartl, Leben im Ausland / Roland Benn, Big Benn Books

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