Das Land für jeden Geschmack: Costa Rica
Wer Costa Rica besucht, kommt meistens wieder – und irgendwann bleibt er da
Zu
der Handvoll Länder mit gutem Ruf und großer Beliebtheit bei deutschen
Auswanderern zählt Costa Rica in Mittelamerika. Das Land des (relativ
teuren) Ökotourismus wird immer noch gern als »Schweiz Mittelamerikas«
bezeichnet, wegen seiner Offshore-Gesetze, die es längst nicht mehr
gibt, und wegen politischer Neutralität, die Ex-Präsident Óscar Arias
bei seinen Bemühungen um Frieden in Mittelamerika half, was ihm den
Nobelpreis einbrachte, als dieser noch was galt. So ändern sich die
Zeiten. Den Preis kriegen heute Figuren wie Obama, und Arias gilt als
Persona non grata, seit er im Februar von einer Aktivistin angeklagt
wurde, sie 2014 sexuell missbraucht zu haben. Prompt kamen weitere
Opfer daher, zum Teil aus 1986 und 1990. Miss Costa Rica 1994 soll er
unerlaubt geküsst, eine Reporterin am Busen und die Verlegerin seines
Buches am Bein begrabscht haben.
Mit 79 Jahren hat den alten Wüstlinge jetzt seine Vergangenheit
eingeholt. Also ... trauen Sie keinem Präsidenten mit Nobelpreis!
Zurück zu Costa Rica...
Palmenstrände mit feinem weißen Sand, Regenwald mit Bergen, Vulkanen
und Wasserfällen, ruhige Dörfer voller kolonialer Architektur, Märkte
mit Tropenfrüchten, rauschende Feste, phantastische Restaurants und
Bars, das Zirpen der Grillen bei Sonnenuntergang...
Ich habe schon ausführlich über Costa Rica berichtet, aber das ist
einige Jahre her. Es ist nun mal eins der Ziele, nach dem mich immer
wieder Leser fragen. Das kleine Land zwischen Nicaragua und Panama, das
aus Deutschland von Condor direkt angeflogen wird, steht hoch im Kurs
bei Auswanderern.
Gerade ist übrigens ein alter Freund von mir von Mallorca nach Costa
Rica an die weitgehend unbekannte Karibik-Küste ausgewandert, mit
Ehefrau, Sohn, Tochter, Schwiegersohn, Enkel (2 Jahre), drei Hunden, 15
Koffern, zehn Stück Handgepäck, einer Spezialkiste für diverse iMacs
sowie drei Gitarren. Sobald er sich etwas eingelebt hat, wird er mir
seine Erlebnisse und Erfahrungen beim Umzug und seine Eindrücke in
Puerto Viejo aufschreiben...
Interesse am autarken Leben? Dann ist Costa Rica Ihr Land
Ein großes Plus von Costa Rica: Das relativ kleine Land ist sehr
vielseitig, so dass hier viele Träume verwirklicht werden, auch wenn
das Leben in Costa Rica nicht wirklich billig ist. Sowas hängt
natürlich immer von den Ansprüchen ab, und wo im Land Sie wohnen. Aber
so um die 1.800 Euro zu zweit sollten Sie schon pro Monat einplanen, um
hier komfortabel zu leben.
Wohin in Costa Rica? Was erwarten Sie von einem neuen Leben in diesem
tropischen Land? Das Land hat viel zu bieten. Hier geht es diesmal
darum, ob Costa Rica auch für Ihre Pläne von einem Leben im Ausland
geeignet ist, und welche Region Ihren Vorstellungen möglichst nahe
kommt.
Wenn Sie Ihre Kreativität ausleben wollen, ist Costa Rica Ihr Land.
Wenn Sie von einem autarken und unabhängigen Leben träumen, wo Sie
jedes Salatblatt selbst anpflanzen, das bei Ihnen auf den Tisch kommt,
so ist das in Costa Rica leicht in die Tat umzusetzen. Vielleicht
können Sie es sich ja leisten, gar nichts zu tun und einfach Ihre Füße
in den Sand zu strecken? In dem Fall müssen Sie nur noch entscheiden,
ob es Ihnen am Pazifik oder in der Karibik besser gefällt.
Schon seit 1980 ist Costa Rica ein Pionier des Öko-Tourismus
Vielleicht haben Sie ja eine Idee für ein ortsunabhängiges Einkommen,
die Sie endlich in die Tat umsetzen wollen – in möglichst angenehmer
Umgebung mit hoher Lebensqualität und bestem Freizeitwert?
Auch dazu wird Ihnen Costa Rica gefallen, das technologisch eher auf
der Höhe der Zeit ist, als das Industrieland Deutschland mit seinen
vielen Funklöchern und kleineren Orten ohne schnelles Internet.
Natürlich muss es nicht immer ein Online-Business sein, aber inzwischen
ist es ja so, dass das Internet in fast jeder Branche unverzichtbar für
Vertrieb, Werbung und Marketing ist.
Seit den 1980er Jahren ist Costa Rica ein Pionier im Öko-Tourismus. Die
Idee vom Urlaub in der Natur, statt sich am Strand vollaufen zu lassen,
hat sich hier längst durchgesetzt. Das ist auch kein Wunder in einem
Land mit dieser Vielfalt an Landschaften und dem Artenreichtum bei
Pflanzen und Tieren, die Sie am besten mit einem erfahrenen Führer
kennenlernen, der genau weiß, wo Sie Tukane, Brüllaffen, Faultiere und
andere scheue Tiere finden, oder wo eine Begegnung mit dem
Schrecklichen Pfeilgiftfrosch droht – der heißt wirklich so und ist
eins der giftigsten Tiere der Welt. Costa Rica macht nur 0,03 Prozent
der Erdoberfläche aus, ist aber Heimat von fünf Prozent aller Pflanzen
und Tiere auf der ganzen Welt.
Natürlich müssen Sie nicht nur im Dschungel unterwegs sein. Vor allem
am Pazifik gibt es unzählige Strandhotels, wo Nichtstun gefragt ist und
sich das Leben zwischen Playa, Bar und Pool abspielt.
Abwechslung gefällig? Costa Rica ist auch das Land der
Abenteuer-Sportarten, die heute meistens englische Namen haben.
Whitewater Rafting, Mountain Biking, Paddle Boarding und vor allem
Surfen. Da ist unter Insidern bestens bekannt, wann und wo am Pazifik
oder in der Karibik die besten zu finden sind.
Auch viele Ausländer in Costa Rica leben von den Urlaubern
All das trägt seinen Teil dazu bei, dass der Tourismus eine der
wichtigsten Geldquellen des Landes ist. Die Urlauberzahlen nehmen Jahr
für Jahr zu. 2008 kamen noch acht Millionen Besucher nach Costa Rica,
und zehn Jahre später waren es bereits mehr als dreizehn Millionen, und
davon immer mehr aus Europa.
Costa Rica-Besucher kommen selten nur einmal, und oft ist der erste
Urlaub der Grund, sich für ein ständiges Leben in diesem Land zu
entscheiden. Für viele Ausländer ist das Geschäft mit Touristen und
anderen Ausländern zur Einnahmequelle geworden, um ihr Leben hier zu
finanzieren. Immobilienbüros, Autoverleiher, Tauschschulen, Surfshops
und Smoothie-Bars, ein Stand auf dem Bauernmarkt, Yoga-Studios,
Exkursionen, Öko-Farmen, Restaurants, Cafés, kleine Hotels, Galerien,
Handwerk und Kunsthandwerk: die Chancen sind vielfältig. Unter den
Ausländern, die in Costa Rica ihr Geld im Tourismus verdienen, sind
viele Europäer und noch mehr Amis. Für die liegt Costa Rica vor Ihrer
Haustür – nur knapp drei Flugstunden von Miami – und ist damit, was
Mallorca für unzählige Deutsche ist. Nur größer...
Kontraste am Pazifik: Party in Tamarindo und Yoga in Nosara
Der beste Platz, um in dem Land Ihr eigener Chef zu werden, ist einer
der Küstenorte am Pazifik, wo die meisten Besucher ihren Urlaub
verbringen. Einer ist Tamarindo im Norden des Landes. Wegen des breiten
Strandes, der guten Wellen für Surfer und dem Nachtleben ist Tamarindo
erste Wahl für Strandurlaub.
Hier gibt es alles, was Sie von einem Badeort erwarten, inklusive
kostenloser Anzeigenblätter mit Veranstaltungstipps auf Englisch, damit
Gringos und Europäer durch das große Angebot an Restaurants, Cafés,
Bars und Puffs finden und nicht Nacht für Nacht immer nur in der Crazy
Monkey Bar enden.
Tamarindo ist ein kleines Städtchen, das durch seine Urlauber groß
geworden ist. Hier gibt es immer irgendwas zu tun. Golf, Tennis,
Surfen, Segeltouren und jede Menge Menschen aus aller Welt, die sich
vergnügen und was erleben wollen.
Ein anderer beliebter Urlaubsort am Pazifik ist Nosara auf der
Nicoya-Halbinsel, bekannt vor allem für seine Yoga-Angebote und
Naturheiler. Hier finden Sie eher die Nachkommen der Hippies und
Öko-Typen, die sich vegetarisch oder sonstwie gesund ernähren. Davon
leben Food-Trucks wie Go Juice, dessen Besitzer Nick mit 10.000 Dollar
Startkapital eine wahre Goldgrube gefunden hat. Neue Besucher kennen
ihn meistens schon von seinem Instagram-Auftritt.
Das angenehme Leben milden Valle Central um die Hauptstadt San José
Wenn Sie eher die Berge lieben und sich in etwas kühlerem Klima wohler
fühlen, wird es Ihnen im Valle Central gefallen, dem zentralen Hochtal
um die Hauptstadt San José herum. Hier brauchen Sie tagsüber nur ein
T-Shirt, aber am Abend kann eine leichte Jacke nicht schaden.
Zwar gibt es weniger Tourismus, aber trotzdem allerlei Wege, um Ihr
Geld mit Besuchern zu verdienen, die von sich sagen, sie wollen das
echte Costa Rica kennenlernen, was auch immer das sein soll. Da sich
immer mehr auf die Suche nach dem Echten machen, ist jede Menge Bedarf
an Ausflugstouren, Pensionen oder Kaffeefincas mit Besucherprogramm und
Gästezimmern.
Bei niedrigen Mieten und relativ wenig Bürokratie – vorausgesetzt, Sie
nehmen einen Anwalt – brauchen Sie relativ wenig Startkapital. Die
Lebenskosten sind hier niedriger, so dass Sie schon mit weniger
Einnahmen gut leben. Vielleicht schaffen Sie es ja hier, Ihr Hobby zum
Geschäft zu machen und von etwas zu leben, das Sie gerne tun.
Sind Sie eher ein Mensch vom Land, der bisher in einer Stadt gefangen
ist? Back to the roots? Können Sie sich mit der Idee der
Selbstversorgung anfreunden? Dann werden Sie sich in der Provinz
Cartago wie zu Hause fühlen. Ein Leben auf dem Land ist gar nicht so
kompliziert. Natürlich müssen Sie herausfinden, bis zu welchem Grad Sie
sich selbst versorgen wollen; dazu einige Anregungen aus dem Orosi-Tal
östlich von San José und genau im Zentrum des Landes.
Wenn Sie keine Erfahrung als Bauer haben, bietet sich ein Leben als
eine Art Landherr an, mit einer Handvoll preiswerten Helfern, die die
Arbeit machen. Ausländer hier halten sich Ziegen und stellen aus der
Milch Käse, Yogurt und Eis her. Die Eier kommen von eigenen Hühnern,
und die Früchte der Obstbäume können Sie essen, auf dem Markt verkaufen
oder zu Marmelade, Beerenwein oder Met verarbeiten. Zu den
pflegeleichten und nützlichen Kleintieren zählen auch Enten, Gänse,
Truthähne, Perlhühner, Stallhasen und Kaninchen.
Das Leben ist ruhig, und Chancen zum Geld verdienen gibt es genug
Wenn Sie Landwirtschaft professioneller anpacken wollen, finden Sie
außerhalb des Tals am Fuße des Vulkans Irazú den fruchtbarsten Boden im
ganzen Land. Egal was Sie hier in die Erde stecken, es wird anwachsen
und Blüten treiben.
Backen Sie eigenes Brot. Suchen Sie sich Hobbys, die im Haus nützlich
sind. Wenn Sie gerne zupacken, kaufen Sie ein altes Landhaus und
renovieren es. Die Arbeit als Maurer, Schreiner oder Klempner ist gar
nicht so kompliziert, aber es muss Ihnen natürlich Spaß machen, denn
Sie finden ja hier für wenig Geld Arbeiter, die das alles gelernt haben.
Gefragt sind auch Blumen aller Art, die Sie mühelos verkaufen. Eine
ältere Amerikanerin, die vorher nie etwas mit Botanik am Hut hatte,
züchtet jetzt unzählige Arten wunderschöner Orchideen.
Wenn Sie nicht auf das Geld angewiesen sind, können Sie natürlich auch
gar nichts tun, ohne dass es Ihnen deswegen langweilig wird. Treffen
Sie Freunde im Café, gehen Sie schwimmen oder wandern, lesen Sie die
Bücher, die Sie schon Ihr ganzes Leben lesen wollten, aber nie die
nötige Zeit dazu hatten.
Wenn einer der Vorschläge interessant für Sie klingt, sind das
Orosi-Tal und die Provinz Cartago vielleicht genau das, was Sie schon
immer gesucht haben. Das milde Wetter und die Landschaft sind sehr
angenehm, die Menschen in Ordnung und an Gelegenheiten zum
Geldverdienen mangelt es nicht.
Leben in der Kleinstadt Atenas: Wo Sie selten frieren und nie schwitzen
Wenn Sie eine angenehme Kleinstadt mit viel Lebensqualität suchen,
sehen Sie sich Atenas an. In diesem Bergort mit 27.000 Einwohnern gibt
es sehr gute Restaurants und schicke Cafés, alle möglichen
Einkaufsmöglichkeiten in Läden und Märkten sowie Klassen für Yoga und
Spanisch, die von den 1.500 Ausländern gerne genutzt werden. Etwa 1.200
von denen denen sind nämlich im Ruhestand und haben sehr viel Zeit.
Dabei ist Atenas keine Stadt für Alte. Es gibt Tanzkurse, Fußball,
Kampfsport und andere Dinge, mit denen sich Junge und Alte die Zeit
vertreiben. Nur von August bis Oktober ist der Spaß im Freien etwas
gedämpft, denn da regnet es oft – ohne dass es so dunstig ist, wie in
San Ramón oder Grecia im Valle Central, und nicht schwül wie in
Tamarindo. Tragen Sie kurze Hosen oder Jeans, lange oder kurze Ärmel:
Hier frieren Sie selten und schwitzen nie.
Atenas liegt sehr vorteilhaft nur 25 Kilometer vom Juan Santamaría
International Airport, und nur 30 Kilometer von San José entfernt. In
einer guten Stunde sind Sie mit dem Auto in Puntarenas am Pazifik.
Etwas seltsam ist, dass es vielen Ausländern hier oft schwer fällt zu
beschreiben, was genau es eigentlich ausmacht, dass sie sich in Atenas
eher heimisch fühlen, als in anderen Orten im Valle Central. Vermutlich
hat es etwas mit Ästhetik zu tun.
Atenas: Ein Städtchen zum Wohlfühlen und gut für die Laune
Wenn Sie durch Atenas fahren oder laufen, sehen Sie sofort, dass es
eine sehr saubere, gepflegte Stadt ist. Viele frisch gestrichene
Häuser, an den Straßen blühende Hecken – und meist scheint die Sonne
und bringt das richtig zur Geltung. Das hebt die Stimmung. Sie sind
guter Laune und wissen vielleicht gar nicht warum. Sie fühlen sich
sofort willkommen bei freundlichen Menschen.
Die Nachteile? Es gibt billigere Orte im Land, und ein Geschäft
aufzubauen, ist womöglich in einer größeren Stadt leichter. Wenn Sie
aber einfach nach einem Ort suchen, an dem Sie sich wohlfühlen, dann
sind sie in Atenas richtig.
Weiter zum Teil 2 (im Bearbeitung)
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