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Leben im Ausland, 11/2013

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

Leben als Scheinaussteiger heißt, einer tut so, als würde er auswandern, kommt aber gleich wieder zurück und lebt in Wirklichkeit im eigenen Land. Oder er zieht erst gar nicht weg, sondern wechselt nur die Stadt. Er meldet sich an seinem neuen Wohnsitz nicht an. Damit bleibt er für Behörden weitgehend unsichtbar und von Ämtern unbelästigt. Eine Art Perpetual Traveller im eigenen Land.

(Achtung: Das war eine sehr vereinfachte Darstellung. Wer es genau wissen will, besorge sich den Report »Der Scheinaussteiger«, in dem diese Lebensweise – zu der ich Ihnen übrigens auf keinen Fall rate – genau beschrieben ist. Sie kriegen ihn als Zugabe zum Hill-Report »Ihr Weg in die Freiheit«: www.coin-sl.com/hill)

Reizt Sie so ein Leben als Scheinaussteiger im eigenen Land? Es gibt freilich ein Problem dabei: Ganz legal ist das nicht. Sie kommen mit allerlei Gesetzen in Konflikt ... was nicht heißt, dass es nicht in der Praxis lange Zeit gut gehen kann. Wie lange, hängt vor allem davon ab, ob Sie die Regel Nr.1 befolgen: Nicht auffallen !!!

Jetzt hat es ein Scheinaussteiger in die Medien geschafft: Der ältere Herr aus München, der in seiner Wohnung 1.406 Kunstwerke im Wert von einer Milliarde Euro lagerte

Ich verfolgte die Story mit großen Interesse, als ich in einer Überschrift den Namen »Gurlitt« las. Das ist ein seltener Name, und ich kannte mal einen Fotografen Ekkeheart Gurlitt. Der wohnte in den 80er Jahren auf Formentera, als wir auf Ibiza eine Zeitung herausgaben. Ab und zu überließ er uns eins seiner schönen Fotos.

»Ekki heimlicher Milliardär?« wunderte ich mich, »hätte ich nicht gedacht...« Nein! Sein Cousin Cornelius war’s! Sohn des jüdischen Nazikunsthändlers Hildebrand Gurlitt, der ihm diesen gigantischen Kunstschatz hinterlassen hatte, von dem der inzwischen 80-Jährige ab und zu mal ein Werk verkaufte, um vom Erlös zu leben, ohne einer Arbeit nachgehen zu müssen.

Cousin Ekki lebt übrigens heute in Barcelona. Dort befragte ihn ein Mann von »Bild« zu dem Fall. Mit der ihm eigenen Zurückhaltung und seinem Gespür dafür, was Reporter hören wollen, brachte er auch noch das berühmte Bernsteinzimmer ins Gespräch, dessen Versteck Cousin Cornelius ebenfalls kenne. Aber das nur nebenbei. Zurück zum Scheinaussteiger...

Wie lebt jemand mit einem Milliardenschatz, von dem keiner etwas wissen darf?

Das ist eine der Erfahrungen, die ich vermutlich in diesem Leben nicht mehr machen werde. Aber ich stelle mir das gar nicht so einfach vor.

Cornelius Gurlitt lebte in einer 87-qm-Wohnung in Schwabing, die seine Mutter 1960 gekauft hatte. Nachbarn sahen den weißhaarigen Mann im schwarzen Anzug äußerst selten. Er pflegte keinerlei Kontakte. Wenn sie ihn mal im Treppenhaus begegneten, grüßte er freundlich. Mehr nicht. Nur der Name auf dem Schild an der Türklingel verrät seine Existenz.

Cornelius Gurlitt hat nie gearbeitet. Er hat auch nie Steuern bezahlt, außer der Grundsteuer für die Wohnung. Bei keinem Amt, bei keiner Behörde in München ist er gemeldet. Er hat keine Steuernummer, keine Krankenversicherung. Er bezieht weder Rente noch Hartz IV.

Seinen Pass hatte er immer im deutschen Konsulat in Salzburg verlängern lassen. Dort wohnt er offiziell, Er besitzt ein kleines Häuschen in Österreich. Dort wird er noch weniger gesehen, als in Schwabing.

Der Kunst-Milliardär führte ein Leben, wie es unscheinbarer gar nicht sein kann! Was ging da schief?

September 2010: Gurlitt sitzt im Zug von Zürich nach München. Zwischen Lindau und Memmingen dann eine Kontrolle. Die Zöllner finden in der Tasche des alten Mannes 18 Scheine von je 500 Euro. Insgesamt 9.000 Euro und etwas Kleingeld. Deutlich unter dem meldepflichtigen Limit. Alles ist absolut legal. Die Schnüffler nehmen seine Personalien auf, Gurlitt darf weiter fahren – aber hinter seinem Rücken beginnen die Ermittlungen. Fast eineinhalb Jahre vergehen. Vermutlich hat er den Vorfall längst vergessen.

Am 28. Februar 2012 bricht die Polizei seine Wohnung auf. 30 Beamte marschieren ein, räumen vier Tage lang seine Bilder weg. Was ihm vorgeworfen wird, ist eher unklar. Unterschlagung der Kunstwerke, die von den Nazis teilweise gestohlen wurden? Steuern? All das wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit längst verjährt ... aber das ist hier auch nicht das Thema.

»Ein Unglück!« sagt Cornelius Gurlitt später dem »Spiegel«, »hätte ich woanders gelebt, wäre das nie passiert«.

Da hat er vermutlich recht. Es ist nicht immer gut, unbedingt in Deutschland zu leben. Aber wie so oft setzte sich diese Einsicht auch hier erst durch, als es zu spät war. Zu retten ist nur etwas, wenn Sie rechtzeitig die richtigen Maßnahmen treffen. Wir lernen aus der Geschichte...

In einem Land, in dem Polizisten und Staatsanwälte nach dem Motto »Legal? Illegal? Scheißegal!« handeln, ist es nicht unbedingt sehr klug, etwas zu tun, nur weil Sie glauben, dass es erlaubt ist. Wenn etwas nach den Buchstaben des Gesetzes erlaubt ist, dann ist das keine Garantie für gar nichts.

Um Ärger mit Ämtern und Behörden zu kriegen, müssen Sie kein Kunst-Milliardär sein. Ihr Problem ist dann, die sitzen immer am längeren Hebel, haben unbegrenzte Mittel zur Verfügung, um ihren Standpunkt durchzusetzen. Vergessen Sie das Gerücht vom Rechtsstaat, in dem wir angeblich leben. Recht oder Unrecht wird beim Streit mit einer Behörde völlig nebensächlich.

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Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Plänen im In- und Ausland!
Norbert Bartl

Coin S.L.

PS:
Von welchen Verbrechern wir regiert werden, darüber gibt jetzt ein Bericht in der irischen Times interessanten Aufschluss:
Gier-Rentner Hans Eichel und Möchtegern-Kanzler Peer Steinbrück, einer der schärfsten Kritiker von Steueroasen und Briefkastenfirmen, nutzten in ihrer Zeit als Finanzminister selbst solche Instrumente in Irland, um Deutschlands Schuldenberg scheinbar zu reduzieren.

Hintergrund: Als die Regierung in Berlin mal wieder besonders klamm war und jedes von Brüssel gesetzte Defizit-Limit brach, wiesen die Finanzminister Eichel und dann Steinbrück künftige Forderungen an die Käufer der privatisierten Post als Guthaben aus – und wickelten diesen 8-Milliarden-Deal aus steuerlichen Gründen über Briefkastenfirmen in Irland ab.
Den gewünschten Erfolg hatte das Ganovenstück übrigens nicht. Brüssel erkannte diese Verlagerung von Schulden in die Zukunft nicht an – was nichts daran änderte, dass die cleveren Investment-Bänker, die diese Schnapsidee an Eichel und Steinbrück verkauften, für ihre Beratung 83 Millionen Euro Beraterhonorar kassierten.
Naja, es war ja nicht ihr eigenes Geld, das die SPD- Minister Eichel & Steinbrück verschwendeten. Der Steuerzahler zahlt’s ja...
Warum, frage ich mich, haben wir eigentlich Staatsanwälte? Eine sogenannte Justiz? Warum wandern solche Elemente nicht mal spaßhalber für ein paar Jahre in den Bau – wie es privaten Unternehmern ergehet, die solche Methoden anwenden...???

PPS:
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