Wie lebt man als Scheinaussteiger in Deutschland?
Wie Scheinaussteiger
im eigenen Land leben, ohne vom Finanzamt und anderen Behörden
belästigt zu werden. Ist es möglich, für Behörden unsichtbar an einem
Ort zu leben, statt dauernd in der Welt herumzureisen? Kann das sogar
im eigenen Land gehen? Klare Antwort: Ja – mit zwei Einschränkungen…
Punkt 1: Wer Pläne dieser Art hat, muss sich darüber im Klaren sein,
dass er gerade in Deutschland nicht nur am Rande der Legalität lebt,
sondern in der Illegalität. Vielleicht beruhigt es, dass er damit nicht
alleine ist. Was rund 750.000 illegale Einwanderer schaffen, müsste
doch ein Deutscher auch hinkriegen, oder?
Und zweitens: So ein Leben ist nicht realistisch am Ort, wo sie geboren
wurden und wo Sie jeder kennt. Sie müssen also mindestens einmal
umziehen, am besten in eine möglichst große, anonyme Stadt. Auch da ist
längst nicht garantiert, dass es wirklich dauerhaft funktioniert,
weshalb Sie das jetzt bitte nicht als Rat oder Aufforderung verstehen,
sondern als Beschreibung dessen, was manche Menschen eben tun, auch
wenn sie damit die eine oder andere Vorschrift missachten.
So ein Scheinaussteiger ist einer, der sich überwiegend am gleichen Ort
aufhält, egal wo auf der Welt, und der seine Papiere so geregelt hat,
dass er für die Behörden immer als Besucher gilt. Das Prinzip ist nicht
neu. Von der Steuer geschröpfte belgische Zahnärzte lebten jahrelang
unter Briefkasten-Adressen in Luxemburg und ließen auch ihre teuren
Autos dort zu, mit denen sie in Belgien als Touristen rumfuhren.
Von Scheinaussteigern erfahren wir nur, wenn sie etwas falsch machen
Auch Boris Becker gehörte in diese Kategorie; in seinem Fall war der Versuch als Scheinaussteiger die erste von vielen Pannen in seinem Leben.
Es begann damit, dass ihm sein cleverer Manager Ion Tiriac nach den
ersten Turniererfolgen riet, wegen der Steuer den Wohnsitz nach Monaco
zu verlegen, was Becker tat. Das Problem war nur, dass er sich dort
sehr viel weniger aufhielt als in München – wo jeden zweiten Tag ein
Foto von ihm als Gast irgendeiner Party oder eines Promi-Lokals in der
Bild Zeitung erschien. Das freute den Steuerinspektor und lehrt uns die
wichtigste Regel dieser Art Leben: Nicht in der Öffentlichkeit stehen
und nicht auffallen!
Dass es trotzdem schiefgehen kann, auch wenn Sie diese eiserne Regel
beachten, zeigt ein anderer Fall, der 2013 durch die Presse ging. Es
ist die Geschichte des älteren Herrn, der bis zum 80. Lebensjahr
diskret als Scheinaussteiger in München lebte, bevor er durch einen
dummen Zufall doch noch aufflog. Sie erinnern sich: Cornelius Gurlitt
lebte unauffällig in Schwabing in einer 87-qm-Wohnung, die seine Mutter
1960 gekauft hatte. Nachbarn wussten von dem weißhaarigen Mann mit dem
schwarzen Anzug wenig. Er grüßte höflich, mehr nicht. Nur das kleine
Schild an der Klingel verriet den Nachnamen.
Auch nach dem Gesetz zu handeln, ist manchmal nicht genug
Gurlitt hatte nie gearbeitet, außer für die Wohnung nie Steuern
bezahlt. Er war bei keinem Amt gemeldet, hatte weder Steuernummer noch
Krankenversicherung, bezog weder Rente noch Hartz IV. Seinen Pass hatte
er immer im Konsulat in Salzburg verlängern lassen. Dort war er
gemeldet, besaß ein Häuschen, in dem er fast nie gesehen wurde. Ein
Leben, wie es unscheinbarer nicht sein konnte. Was ging da schief?
Wovon lebte er?
Cornelius Gurlitt war Sohn des jüdischen Nazikunsthändlers Hildebrand
Gurlitt, der seinem Sohn einen riesigen Kunstschatz hinterlassen hatte.
1.406 Gemälde lagerte er in der Wohnung in München, Wert rund eine
Milliarde Euro! Wenn er Geld brauchte, verkaufte er ein Exemplar in der
Schweiz und kassierte in bar. Keine Kreditkarte, kein Konto, außer für
Wasser und Strom.
Im September 2010 saß er wieder im Zug von Zürich nach München. Bei
einer Kontrolle fanden Zöllner in seiner Tasche 18 Scheine von je 500
Euro. 9.000 Euro, deutlich unter der Meldepflicht. Alles legal. Er
durfte weiterfahren – aber hinter seinem Rücken wurde ermittelt. Im
Februar 2012 brachen 30 Polizisten in seine Wohnung ein, räumten vier
Tage lang alle Bilder weg. Als das Gericht endlich urteilte, dass der
Besitz der Bilder rechtens war, war Gurlitt bereits verstorben.
2 Möglichkeiten, um als Scheinaussteiger im eigenen Land zu leben
Wer Pläne dieser Art hat, kann sie in vielen Ländern der Welt umsetzen.
In einem fremden Land ist es vermutlich etwas weniger riskant. In
England, Frankreich oder den USA gibt es mangels Meldepflicht ein
Gesetz weniger, gegen das ein Scheinaussteiger verstößt. Gerade in den
USA ist diese Praxis recht verbreitet. Viele Amerikaner tauchen unter,
ohne ihr eigenes Land zu verlassen. Millionen Ausländer aus Mittel- und
Südamerika leben und arbeiten ohne Papiere im Land. Auch im vereinigten
Europa ist so ein Leben recht einfach geworden, seit durch die
EU-Regeln solche Dinge nur noch selten kontrolliert werden.
Wer also wie ein Perpetual Traveller leben will und keine Lust hat,
alle drei Monate das Land zu wechseln, weil es ihm z.B. in Spanien oder
Frankreich oder Italien oder Griechenland besonders gut gefällt, dessen
Risiko ist überschaubar, auch wenn er seinen Aufenthalt als Urlauber
dort jedes Jahr um neun Monate überzieht.
Aber hier geht es ja um den Extremfall, als Scheinaussteiger im eigenen
Land zu leben. Wer das vorhat, vielleicht weil ihn Briefe von Behörden
nerven oder weil er nicht länger die hohen deutschen Steuern zahlen
will, der hat zwei Möglichkeiten. Die eine ist sehr einfach, die andere
etwas aufwendiger, aber womöglich etwas sicherer. Die einfache besteht
darin, sich am bisherigen Wohnort unter dem Vorwand, ins Ausland zu
ziehen, abzumelden und den Wohnsitz aufzulösen – und dann statt ins
Ausland ganz einfach in eine andere, möglichst große und anonyme
deutsche Stadt zu ziehen.
<<
Im kosmopolitischen Berlin mit Menschen aus aller Welt dürfte es kein
Problem sein, jahrelang zu leben, ohne sich anzumelden und aufzufallen...
Dazu ist hier nicht viel zu sagen, außer dass so ein Kandidat die
wichtigsten Regeln der Diskretion kennen und – was nicht so einfach
ist, wie es klingt – auch über die Jahre penibel einhalten muss. Er
müsste eine Wohnung mieten, die er bar zahlen kann, und er kann keine
offizielle Arbeit annehmen – womit nur Schwarzmarkt übrigbliebe, mit
dem Geld bar auf die Hand. Ein Auto auf den eigenen Namen fällt
ebenfalls flach. Um die vielen kleinen und großen Details zu lernen,
die bei einem vermutlich nicht sehr angenehmen Leben zu beachten sind,
lässt er sich am besten von einem der unzähligen Ausländer beraten, die
auf diese Weise in Deutschland leben.
Der Erfolg hängt davon ab, dass nie eine Behörde aufmerksam wird
Eine Alternative wäre ein Einkommen aus dem Internet, das über eine
Firma im Ausland läuft. Weil ein Internet-Zugang auf den eigenen Namen
ausgeschlossen ist, wäre er bei seiner Arbeit auf Kneipen mit WiFi
angewiesen, die er immer wieder mal wechseln sollte, um nicht die ganze
Woche in einem einzigen Lokal zu verbringen. Sein Geld bekäme er mit
einer Kredit- oder Debitkarte der Auslandsbank, bei der seine Einnahmen
aus dem Internet eingehen. Aber auch wenn er vorsichtig ist und ständig
den Geldautomaten wechselt, ist das alles auch nach Jahren noch
nachvollziehbar, falls es aus irgendeinem dummen Zufall einmal zu einer
Untersuchung kommt. Der Erfolg steht und fällt also damit, niemals
aufzufallen und keine Behörde auf sich aufmerksam zu machen.
Damit sind wir beim vermutlich schwersten Teil des Plans. Wer so etwas
erfolgreich durchziehen will, müsste gnadenlos einen radikalen
Schlussstrich unter sein komplettes bisheriges Leben ziehen. Im
Gegensatz zum Wohnsitz im Ausland, wo auch gern alte Freunde und
Freundinnen zu Besuch kommen, dürfte er in so einem Fall niemanden aus
seinem alten Bekanntenkreis von seinen Plänen erzählen. Alle Kontakte
aus seinem früheren Leben müsste er abbrechen.
Ein Familienleben ist als Scheinaussteiger schwer vorstellbar
Er dürfte weder mit alten noch neuen Freunden über seine Situation
sprechen und schon gar nicht mit Zufallsbekannten nach dem fünften Bier
in der Kneipe. Nicht einmal dem neuen Lebensgefährten bzw. der
Lebensabschnittpartnerin dürfte er seine Story erzählen, denn
Partnerschaften sind ja immer seltener für die Ewigkeit gemacht. Eine
Trennung geht oft nicht friedlich über die Bühne, und da ist es einer
ruhigen Zukunft ohne Briefe vom Amt wenig dienlich, wenn der künftige
Ex-Partner und womöglich neue Feind über so intime Details informiert
ist.
Erfolg und Misserfolg hängen allein davon ab, nicht aufzufallen. Sobald
eine Behörde erstmal auf so einen Fall aufmerksam geworden ist,
beginnen die Probleme – wobei wie im Fall Gurlitt auch ein paar Jahre
vergehen können, bis es ernst wird. Sobald aber gegen so einen
Verdächtigen ermittelt wird, ist der Nachweis, wie lange jemand
tatsächlich an welchem Ort war, heute eine Kleinigkeit. Das geht von
den Rechnungen für Strom und Telefon, wie bei Boris Becker, über
Internet-Zugang und Online-Aktivität bis zur Handy-Überwachung, wo
letztlich nicht mal eine anonyme Prepaid-SIM-Karte die absolute
Sicherheit bietet. Wenn das alles nicht reichen sollte, müsste ein
Steuerfahnder nur in der Umgebung herumfragen.
Ein Familienleben, womöglich gar mit Kindern, ist auf die Weise sowieso
kaum vorstellbar. Wer so lebt, wäre zwar in Deutschland, aber um
welchen Preis? Die angenehmen Dinge des täglichen Lebens sind für die
meisten Menschen Bekannte, Freunde, Kontakte, Unterhaltungen,
Gespräche, der Stammtisch oder Verein und ähnliches. All das gäbe es
für einen Scheinaussteiger nicht wirklich. Es wäre fast so etwas wie
ein Leben auf der Flucht, was auch wenige Menschen auf die Dauer
ertragen. Ich erinnere an den britischen Posträuber Ronnie Biggs, der
es nach 36 Jahren nicht mehr in Rio de Janeiro aushielt und die
Copacabana freiwillig gegen eine Gefängniszelle in London tauschte.
Seminar: Steuerfreiheit statt Steuerflucht
Die bessere Variante: Auswandern und heimlich wieder zurückkommen
Zum Glück gibt es einen einfachen Weg, um herauszufinden, ob sich so
ein Leben lohnt, nur um keine Steuern zu zahlen: einfach ausprobieren!
Wer früher oder später merkt, dass er sich das anders vorgestellt
hatte, der kann ziemlich einfach zurück in die Legalität. Er muss sich
nur anmelden und sagen, er komme gerade aus dem Ausland zurück – und
wenn ihm sein konspirativer Wohnsitz in der Großstadt nicht gefällt,
zieht er eben wieder dahin, wo er hergekommen ist.
Die zweite Variante erfordert etwas mehr Planung und Aufwand. Trotzdem
würde ich sie für etwas realistischer halten, und sie eröffnet unter
Umständen in Falle eines Falles einige Auswege. Es beginnt damit, dass
Sie Ihr Dasein als Scheinaussteiger genauso planen wie eine
Auswanderung. Also exakt wie in den Teilen 1 bis 3
beschrieben: Beendigung der deutschen Steuerpflicht, offizieller
Wohnsitz im Ausland, ein oder mehrere Konten im Ausland, unabhängiges
Einkommen über eine Auslandsfirma, im Idealfall in einer
unkomplizierten Steueroase. Die Reisen in die nötigen Länder werden
tatsächlich unternommen, und der Kandidat baut sich entweder auf dem
Papier oder besser in der Realität einen Wohnsitz im Ausland auf.
In vielen Ländern ganz normal: Der Auswanderer zu Besuch in der Heimat
Der Unterschied zum echten Auswanderer liegt darin, dass der
Scheinaussteiger nach einiger Zeit, in der ihn die Behörden in
Deutschland vergessen, ausgebucht und von ihren Listen gestrichen
haben, sein Auslandsabenteuer abbricht und wieder nach Deutschland
zieht, wo er sich freilich nicht anmeldet. Am besten wäre es, wenn er
ein Domizil in einem anderen Land beibehält und ab und zu etwas Zeit
dort verbringt, so wie es unzählige Deutsche in ihren Ferienwohnungen
in den Bergen oder am Mittelmeer tun.
Wäre Deutschland ein ganz normales Land, so wäre das eine ganz normale
und legale Situation, in der ein Deutscher seine Einkünfte im Ausland
versteuert, weil er dort seinen Hauptwohnsitz hat und mehr Zeit
zubringt als im eigenen Land. In vielen Staaten der Welt, auch in der
EU, kommen in so einem Fall die berühmten 183 Tage im Jahr ins Spiel,
und wenn einer dabei ein paar Tage überzieht, ist es meistens auch
nicht so tragisch. Jedenfalls macht sich kaum ein Finanzbeamter die
Mühe, sowas genau zu ermitteln, außer wenn ein Vermögen an womöglich
hinterzogenen Steuern auf dem Spiel steht.
Leider ist Deutschland kein normales Land. Während sich Auswanderer
anderer Länder gerne eine gewisse Zeit im eigenen Land aufhalten und
dort meistens auch eine eigene Wohnung besitzen dürfen, ohne dass dies
eine Steuerpflicht auslösen würde, kann ein im Ausland lebender
Deutscher bereits voll steuerpflichtig in Deutschland werden, wenn er
nur über ein wohnbares Zimmer im Land verfügt. Praktisch heißt das,
dass ein Deutscher nach der zweiten Variante in Bezug auf die Wohnung
vor ähnlichen Problemen steht, wie jener, der einfach nur von einer
Stadt in eine andere zieht.
Mit Auslands-Wohnsitz hat ein Scheinausstieg einen Hauch von Legalität
Ich will hier mal festhalten, dass ich es prinzipiell nicht für eine
gute Idee halte, wenn jemand allein aus steuerlichen Gründen
auswandert. Wenn er nur wegen der Steuer in einem Land wohnt, wo es ihm
eigentlich nicht gefällt, und wo er dann jeden Tag mit anderen
Deutschen zusammensitzt, um sich gemeinsam zu betrinken und zu jammern,
wie gut doch in Deutschland alles funktioniert hätte. Lachen Sie nicht,
solche Fälle gibt es sehr viel öfter, als Sie glauben.
Wer ohne Deutschland nicht leben kann, der muss halt auch die Nachteile
in Kauf nehmen. Wer nicht bereit ist, die hohen deutschen Steuern zu
zahlen - inzwischen mit die höchsten der Welt – der kann ja sein Glück als
Scheinaussteiger versuchen. Aber es dürfte ein praktischer Vorteil
sein, wenn er sich zuerst einen glaubhaften Wohnsitz im Ausland aufbaut
und am besten immer etwas Zeit dort verbringt; so kann er sich im Fall
eines Falles als Urlauber in Deutschland ausgeben.
Für die Behörden lebt jemand zunächst einmal dort, wo auf dem Papier
sein Wohnsitz ist. Noch besser ist es natürlich, wenn eine Behörde erst
gar nicht aufmerksam wird und auf die Idee kommt, sich mit dem
Betreffenden näher zu beschäftigen. Einer der häufigsten Gründe, dass
Behörden anfangen zu ermitteln, sind übrigens anonyme Anzeigen, die
nicht selten aus dem persönlichen Umfeld kommen.
Mögliche Lösungen für die diskrete Wohnung und das Auto
Erstes Problem für einen Auswanderer, der nach Deutschland zurückkommt,
ist die Wohnung. Da heißt es recherchieren und verhandeln. Lösungen
gibt es immer, wenn einer gründlich sucht. Er braucht einen Vermieter,
der die Miete in bar kassiert, nicht auf einer Anmeldung besteht, Strom
und Waser auf seinen Namen laufen lässt und keine Fragen stellt. Wenn
er Bedenken hat, bietet sich längere Vorauszahlung der Miete an.
Vor Jahren, als meine Tochter meinte, sie müsse ein halbes Jahr in
Berlin verbringen, half ich ihr bei der Wohnungssuche. Als sich diese
komplizierte, lösten wir die Sache so, dass wir vom Besitzer des
kleinen Hotels, in dem wir zehn Tage wohnten, eines seiner Apartments
mieteten, die er neben dem Hotel besaß. Der Preis war in Ordnung, sie
konnte sofort einziehen, ohne auch nur einen Löffel selber zu kaufen.
Sogar Internet gab es und war im Preis inbegriffen. Ich zahlte bar, und
mehr interessierte den Vermieter nicht. Das sind nur zwei Beispiele,
aber Sie sehen, dass sich fast immer irgendeine Lösung findet.
Das gleiche gilt für das Auto. Vielleicht ist es ja gar nicht unbedingt
nötig in einer Großstadt mit ihren öffentlichen Verkehrsmitteln. Das
wäre die einfachste Lösung, denn ein Auto ist zwar bequem, aber es
schafft auch jede Menge Probleme. „Wer die ganze Härte des Gesetzes
kennen lernen will, muss nur falsch parken“, sagte Deutschlands
bekanntester Polizist Rainer Wendt. Wer doch einmal aus einem
bestimmten Anlass unbedingt ein Auto braucht, nimmt sich eben kurz mal
einen Leihwagen oder macht Car Sharing.
Oder er bringt ein Auto aus dem Ausland mit. Wer in Spanien eine
Ferienwohnung hat, die auch gerne nur gemietet sein darf, kann dort ein
Auto auf seinen Namen anmelden, ohne selbst gemeldet zu sein. Wenn er
damit nach Deutschland fährt, wird sich in Berlin kaum einer darum
kümmern, wie lange dieses Auto schon im Lande ist.
Die ideale Geldquelle ist Einkommen aus dem Internet
Ein ortsunabhängiges Einkommen sollte möglichst schon vorhanden sein,
bevor sich jemand auf so ein Abenteuer als Scheinaussteiger einlässt.
Natürlich bietet ein Verdienst aus dem Internet in jeder Hinsicht die
größten Vorteile, aber es kann auch jedes andere Geschäft sein, das
nicht ständige persönliche Anwesenheit erfordert. Bei der Abwicklung
gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie zuvor ausführlich
beschrieben.
Örtliche Geschäfte sind weniger ratsam, aber es spricht nichts dagegen,
z.B. als Deutscher mit Wohnsitz im Ausland den Bau eines Hauses in
Auftrag zu geben und dieses dann als Privatmann zu verkaufen, wenn
einer vom Fach ist und sich mit einer so komplexen Unternehmung
befassen will. Hier habe ich beschreiben, wie ich selbst in diesem
Business ein paar Jahre lang tätig war und gut verdient habe: „Wie Sie ohne Eigenkapital ins Millionen-Geschäft mit Immobilien in aller Welt einsteigen“.
Auch bei bester Planung bleibt ein Restrisiko nicht vorhersehbarer Ereignisse
Mal angenommen, ein Scheinaussteiger macht alles richtig und hat sich
jede Einzelheit gut überlegt, so bleibt trotzdem immer das Restrisiko
nicht vorhersehbarer Ereignisse. Da kann es entscheidend sein, wie
überzeugend es gelingt, die Rolle des Auswanderers zu spielen, der
gerade als Tourist im eigenen Land unterwegs ist. Dabei kann Erfahrung
im Ausland und eine gewisse Kenntnis des offiziellen Wohnsitz-Landes
kein Schaden sein. Keiner außer Karl May hat sich allein in Gedanken in
einen Weltreisenden verwandelt. „Learning by doing“ gilt auch in dem
Fall, und reisen ist ja keine Strafe. Wo es Ihnen gefällt, bleiben Sie
möglichst etwas länger, als ein normaler Urlaub dauert.
Wenn Sie für den Notfall vorsorgen wollen, legen Sie Spuren in andere
Länder. Vor allem in das Land Ihres offiziellen Wohnsitzes, für den
sich Paraguay
anbietet. Fliegen Sie jedes Jahr einmal hin, besuchen Sie auch die
Nachbarländer und nutzen Sie dort eine Kreditkarte auf Ihren Namen, die
Sie sonst nirgends nutzen. Weil Sie ein ordentlicher Mensch sind, heben
Sie Belege auf.
Wenn alles normal läuft, und der Scheinaussteiger nicht durch dumme
Fehler unnötig auf sich aufmerksam macht, wird sich keine Behörde für
ihn interessieren. Er existiert ja nicht mehr im Land. Er ist aus den
Computern des Fiskus verschwunden. Mit der Auswanderung endet in den
meisten Fällen die Steuerpflicht.
Für den Fall, dass Behörden aus einem nicht vorhersehbaren Grund doch
auf so einen Scheinaussteiger aufmerksam werden, sollte es ihm
gelingen, sich glaubhaft als Auswanderer mit Wohnsitz in diesem oder
jenem Land zu präsentieren, der gerade in Deutschland Urlaub macht oder
geschäftlich unterwegs ist. Es kann nicht schaden, wenn er einen alten
Bekannten hat, der das bei Bedarf bestätigt, aber dazu wird es in der
Regel nicht kommen.
Wenn der Mann – oder die Frau – einen Ausweis und vielleicht noch einen
Führerschein aus dem Wohnsitz-Land vorzeigt, müsste es sich schon um
schwerwiegende Vorwürfe handeln, damit weitere Ermittlungen eingeleitet
werden.
Ein Leben in Deutschland, ohne im Computer irgendeiner Behörde zu sein
Soweit das Leben eines Scheinaussteigers in groben Zügen. Ich weiß, die
Realität hält immer Überraschungen bereit, aber dies nehmen Menschen in
Kauf, die sich für diese Lebensart entscheiden. Dafür haben sie ja
nicht die Sorgen, wie sie heute fast jeder hat. Sie haben nirgends
Schulden, keinen Besitz und kein Unternehmen, auf das jemand zugreifen
könnte. Sie sind körperlich in Deutschland anwesend, weil es ihnen da
gefällt. Aber keine Behörde hat sie im Computer, und deshalb
interessiert sich auch kein Amt für sie. Wenn sie alle zehn Jahre einen
neuen Pass brauchen, beantragen sie ihn über die deutsche Botschaft im
Land ihres offiziellen Wohnsitzes.
Wie gesagt, ich rate Ihnen nicht zu einem Leben auf diese Art im
eigenen Land. Ich warne eher davor. Aber manchem von Ihnen gefällt die
Idee vielleicht, wenn Sie selbstständig tätig sind. Wer einem Job
nachgeht, wird weniger Verständnis aufbringen, aber einem Job sollte
sowieso niemand nachgehen, der seine Freiheit liebt. Ich weiß, viele
Menschen hängen an ihrem Job, dabei kann der Tag, an dem sie ihn
verlieren, ihr Glückstag sein.
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