Umzug ins Ausland – 25 Ratschläge
Wenn Sie besser leben und Steuern sparen wollen, dann müssen Sie den
Rechtsbereich verlassen, in dem deutsche Gerichte etwas zu sagen haben
– mit anderen Worten: Sie müssen aus Deutschland wegziehen.
Halbseidene Lösungen, wie weiterhin im Land wohnhaft zu bleiben und
z.B. Internetgeschäfte über eine anonyme Auslandsfirma abzuwickeln,
sind äußerst gefährlich und führen früher oder später zur Entdeckung.
Auf bestimmten Internetseiten kann z.B. jedermann einsehen, welche
Personen als Direktoren oder Treuhänder einer Panama-Firma beteiligt
sind (Stichwort „Panama Papers“).
Wer etwas Außergewöhnliches erreichen will, muss auch außergewöhnliche
Entscheidungen treffen und außergewöhnlichen Einsatz bringen. Und das
heißt nun einmal: weg aus Deutschland, am besten auch weg von der EU.
Mein Kollege Norbert Bartl, der seit über einem Dutzend Jahren LEBEN IM AUSLAND
herausgibt, ist der Meinung, dass der Schritt ins Ausland gar nicht mal
so wahnsinnig ungewöhnlich ist (jedes Jahr tun es 150.000 Deutsche!)
und er schreibt:
"Jeder kann weg aus Deutschland, wenn er es nur will. Häuser kann man
verkaufen. Schulen gibt es überall, und in vielen Ländern sind sie
besser. Kinder lernen Sprachen sehr schnell und sie finden rasch neue
Freunde. Von Partnern, die nicht mitziehen, kann man sich trennen."
Ansonsten gibt er folgende praktische Ratschläge:
1.
Treffen Sie keine wichtige Entscheidung im Ausland ohne Ihren Partner –
vorausgesetzt Sie haben einen und wollen ihn auch behalten. Seien Sie
ehrlich zu ihm und sich selber: Was ist wirklich wichtig? Das Wetter,
die Preise, die Kultur? In die Stadt oder an den Strand? Sind Sie
bereit, die Sprache zu lernen? Klären Sie all das rechtzeitig.
2.
Ziehen Sie nicht ins Ausland auf der Suche nach Bequemlichkeit. Wenn
Sie am liebstem die Füße hochlegen, bleiben Sie am besten zu Hause. Ein
anderes Land ist immer verbunden mit unbekannten Lebensumständen, mit
neuer Herausforderung. Das ist etwas für aktive Menschen. Mit Trägheit
kommen Sie da nicht weiter.
3.
Die Entscheidung, im Ausland zu leben, darf nicht nur von billigen
Immobilien, niedrigen Lebenshaltungskosten und schönem Wetter bestimmt
sein. Selbst wenn Sie all das vorfinden, werden Sie auf Dauer nirgends
zufrieden leben, wenn Ihnen nicht das Land an sich gefällt oder wenn
Sie mit dem Menschen nicht zurechtkommen.
4.
Reden Sie mit einem Steuerberater im Land Ihrer Wünsche. Und zwar bevor
Sie Ihre Entscheidung treffen. Geschäfte, Arbeit, Hauskauf, alles hat
mit Steuern zu tun. Manche Strategie macht Entscheidungen erforderlich,
die bereits vor einem Umzug getroffen werden müssen. Halten Sie sich
anfangs immer eine Hintertür offen.
5.
Mit der Hintertür in die Heimat ist das so eine Sache. Behalten Sie
Ihre alte Wohnung, Konto etc., bis Sie sicher sind, dass Sie im Ausland
bleiben – raten die einen. Andere brauchen den Druck einer Notlage ohne
Netz und doppelten Boden, damit sie sich überhaupt in Bewegung setzen.
Welcher Typ Sie sind, müssen Sie am besten wissen.
6.
Stellen Sie sicher, dass Ihre Krankenversicherung zunächst weiter gilt,
bis Sie in Ihrem neuen Land eine bessere finden. Lassen Sie sich das
schriftlich bestätigen oder kündigen Sie. Prüfen Sie alle Möglichkeiten
an Ihrem neuen Wohnort: Sozialversicherung, Privatversicherung und
internationale Anbieter. Oder in Billigländern: überhaupt keine
Versicherung!
7.
Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung, so bald wie möglich die Sprache
Ihres neuen Landes zu sprechen. Natürlich geht das einfacher, wenn Sie
dort leben, aber von selber lernt sich eine Sprache deshalb auch nicht.
Also nehmen Sie Unterricht und geben Sie sich Mühe. Essen bestellen
allein reicht nicht. Wenn Sie die Menschen nicht wirklich verstehen,
geht das Leben an Ihnen vorbei!
8.
Vergessen Sie nie: Nichts muss woanders so sein, wie Sie es aus D/A/CH
kennen! Das fängt schon bei der Suche nach einer Immobilie an: In
vielen Ländern ist es alltäglich, dass dasselbe Haus bei mehreren
Maklern angeboten wird, und bei jedem zu einem anderen Preis. Schicken
Sie Einheimische vor, um nach dem Preis zu fragen.
9.
Denken Sie daran, dass es in vielen Ländern zwei parallele
Immobilienmärkte gibt: einen für Einheimische und einen für Ausländer,
Touristen etc. Fragen Sie sich solange bei Einheimischen durch, bis Sie
wirklich wissen, was ein örtlicher Käufer für ein Objekt zahlen würde.
Das heißt nicht, dass Sie es auch zu diesem Preis bekommen. Aber der
Unterschied darf nicht zu krass ausfallen – und kein Verkäufer nimmt
Sie ernst, wenn Sie keine Ahnung haben, was um Sie herum wirklich
gespielt wird.
10.
In vielen Ländern gibt es bei Immobilien riesigen Verhandlungsspielraum
zwischen 30 bis 50 Prozent. Die besten Chancen haben Sie, wenn Sie Geld
bar auf den Tisch blättern. Lassen Sie es darauf ankommen und
verhandeln Sie bis an die Schmerzgrenze des Verkäufers!
Nützlich für Verkäufer und Käufer kann auch die in vielen Ländern
verbreitete Praxis sein, nicht den wirklichen Preis in der Kaufurkunde
festzulegen…
11.
Kaufen Sie keine Immobilien an einem Ort, an dem Sie nicht mindestens 6
Monate gelebt haben. Viele ignorieren diese goldene Regel, vor allem
Vielreisende. Die denken am ehesten, sie kommen überall zurecht. Aber
dann merkt auch mancher von ihnen, dass es zwei völlig verschiedene
Dinge sind, ein Land bzw. einen Ort zu besuchen oder dort zu wohnen.
Zweiter Grund, zunächst etwas zu mieten, ist der
Immobilienmarkt. Die meisten Fehlkäufe kommen deshalb zustande, weil
der Käufer die Besonderheiten des örtlichen Marktes nicht kennt. Nur
wenn Sie am Ort wohnen, haben Sie Zeit und Gelegenheit, Vor- und
Nachteile aller Lagen und Objekte kennen zu lernen und sich genügend
Angebote anzusehen.
12.
Glauben Sie keinem Makler an einem einsamen Strand, dass dort bald das
Clubhaus, der Yachthafen, der Pool, das Luxusrestaurant und Ihre
Wohnung stehen.
Kaufen Sie nur, was Sie sehen, wenn Sie in dem Land nicht mit den
Gewohnheiten vertraut sind. Wenn Sie Sand und Steine sehen, dann kaufen
Sie auch nur Sand und Steine. Sollte es dort einmal Villen und Straßen
geben, dann mag das großartig sein. Aber zahlen Sie nicht für die
Möglichkeit, dass das einmal so sein könnte.
13.
Ein Makler, der weder ein Büro noch ein Festnetztelefon hat und nur per
Handy zu erreichen ist, ist in der Regel kein offizieller Makler. Das
heißt nicht automatisch, dass er nicht auch gute Angebote haben kann.
Sehen Sie sich an, was er zu bieten hat und bleiben Sie wachsam. Eine
Anzahlung sollten Sie ihm lieber nicht überlassen. Andererseits ist ein
nobles Büro auch keine Sicherheit für Seriosität. Am besten sind in
dieser Branche vermutlich glaubhafte Referenzen.
14.
Machen Sie keine Anzahlung für ein Haus, eine Wohnung oder einen
Bauplatz alleine auf die guten Worte des Verkäufers hin. Kaufen Sie
nicht das erste Objekt, das er Ihnen zeigt. Kaufen Sie nichts bei Ihrem
ersten Besuch im Land. Egal, wie blau das Meer ist, wie die Palmen im
Wind rauschen und der Rum seine Wirkung tut, es gibt keinen Grund, im
Ausland jede Vorsicht zu vergessen, wie sie zuhause selbstverständlich
ist.
15.
Wenn es darum geht, die Einzelheiten eines unsicheren Immobilienkaufs
abzuklären, greifen Sie am besten auf den Rat eines unabhängigen
Fachmanns zurück wie etwa eines Anwalts oder Gestors (in
spanischsprachigen Ländern). Auf keinen Fall aber auf den Anwalt des
Bauträgers oder Maklers. Im Zweifelsfall und zur Sicherheit lassen Sie
auch Standardverträge nochmal prüfen.
16.
Klären Sie ab, ob Sie die Immobilie im Ausland auf Ihren eigenen Namen
kaufen oder eintragen sollen. Informieren Sie sich über mögliche
Alternativen. Oft (aber nicht immer) mag der Eintrag auf eine
Gesellschaft sinnvoll sein, oder der gemeinsame Eintrag mit Ihren Erben.
17.
In den USA, in Kanada und vielen Ländern der Karibik, in Mittel- und
Südamerika bieten US-Gesellschaften Titelversicherungen für Immobilien
an. Damit versichern Sie die Risiken im Zusammenhang mit unklaren
Eigentumsverhältnissen. Verweigert der Versicherer den Vertrag, stimmt
was nicht. Dann treten Sie am besten von einem geplanten Kauf zurück!
18.
Verlassen Sie sich nicht darauf, dass Sie Ihre Auslandsimmobilie in
jedem Land finanzieren können. Vor allem in Südamerika ist dies so gut
wie unmöglich. Wegen der meist sehr hohen Zinsen wäre es auch völlig
unrentabel. Wenn Sie keine Immobilie zahlen können, mieten Sie lieber
etwas.
19.
Nehmen Sie Ihren Hausrat nicht mit ins Ausland! Nehmen Sie so wenig wie
möglich mit. Nur was Sie unbedingt brauchen, z.B. für Ihre Arbeit oder
für Ihr Geschäft. Aber auch so etwas passt ja heute meistens auf ein
paar CDs, oder lässt sich – noch besser – auf einem Server speichern.
Möbel, persönliche Dinge, alles was einen teuren Umzugs-LKW oder
Container füllt, gibt es mit Sicherheit an Ihrem neuen Wohnsitz
billiger!
20.
In vielen Ländern ist es gar nicht so einfach, ein Konto zu eröffnen.
In einigen müssen Sie dafür einen offiziellen Wohnsitz haben. Fast
überall hilft es, wenn Sie von einem örtlichen Bekannten bei dessen
Bank vorgestellt und eingeführt werden. Beachten Sie die goldene Regel,
den Großteil Ihrer Ersparnisse in einem sicheren Drittland zu haben und
an Ihren neuen Wohnsitz erst einmal nur so viel mitzunehmen, wie Sie
brauchen.
21.
Erkundigen Sie sich rechtzeitig, wie der Umgang mit der örtlichen
Polizei funktioniert. Dass in manchen Ländern bei einer
Verkehrskontrolle ein Geldschein im Führerschein liegen sollte, mag Sie
zuerst schockieren. Das bewahrt Sie aber in der Regel vor übertriebenen
Strafen wie in Europa.
22.
Besorgen Sie sich so bald wie möglich von Bekannten und Nachbarn die
Adressen verlässlicher Handwerker. Stellen Sie sich beim ersten Anruf
als Freund von Kunde Sowieso vor. Nur so gelingt es Ihnen, dass Sie wie
ein Einheimischer behandelt werden – und entsprechende Preise zahlen.
Rufen Sie auf keinen Fall die erstbeste Anzeige in einer Zeitung an,
schon gar nicht in einem Urlauber-Blatt!
23.
Steuern haben viele Namen. Statt Gewerbesteuern müssen Sie woanders
eine Lizenz kaufen, statt Grundsteuern Stempelgebühren zahlen. Fragen
Sie also nicht nach der Höhe konkreter Steuern, deren Namen Sie von
zuhause kennen. Erkundigen Sie sich immer bei wichtigen Dingen nach der
Höhe aller auf Sie zukommender Kosten.
24.
Wenn Sie im Ausland wohnen, konnte die Telefonrechnung früher leicht
zum größten Kostenfaktor werden. Das hat sich mit dem Internet
geändert. Allgemein bekannt ist Skype (www.skype.com), aber es gibt
auch andere Anbieter für VoIP-Telefonie. Eine gute Adresse ist Sipgate
(www.sipgate.de), mit Ausnahme des üblen Kundenservice. Kosten aus
aller Welt nach Deutschland ab 1 Cent pro Minute.
25.
Machen Sie sich darauf gefasst, dass Sie irgendwann die Panik kriegen.
Irgendwann, meist im Herbst oder an einem trüben Tag, wachen Sie auf
und denken, was soll ich hier eigentlich? Aber keine Sorge: Wenn keine
ernsthaften Gründe vorliegen, vergeht so eine Krise spätestens, wenn
die Sonne wieder scheint. Wenn nicht, hilft es oft, ab und zu ein paar
Tage in Ihrer alten Heimat zu verbringen; dann werden Sie die Vorteile
anderer Länder sehr schnell wieder schätzen.
Hilfreich…
bei der Vorbereitung und Umsetzung von Weltreisen und ortsunabhängiges Arbeiten kann auch der Podcast „Work and Travel“ sein, der voller authentischer Erfahrungsberichte ist, woraus man manche Anregung und Warnung für sich ziehen kann.
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