Das krisensichere Depot?
Im Geldbrief gelesen:
Das Zentrum für Finanzforschung
der Universität Köln hat
sich darüber
offensichtlich Gedanken gemacht und aufgrund der „Börsengeschehnisse“
der letzten
24 Jahre „profitable Depots“ errechnet, die eine wichtige Bedingung
erfüllen
(sollen):
Sie haben in den
letzten 24 Jahren in keiner Krise viel Geld verloren - egal ob
Russland-Krise, New
Economy, Nine/Eleven oder Finanz-Krise. Einige haben nie einen Verlust
eingefahren,
andere höchstens 5, 10 oder 20 Prozent im Jahr.
In Zeiten wie diesen, wen interessiert das
nicht: Also
las Ihr
Kolumnist mit Interesse weiter, im gleichnamigen Artikel („Das
krisenfeste
Depot“) der letzten Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung
(die,
um Missverständnissen vorzubeugen, bevorzugte Sonntagslektüre Ihres
Kolumnisten
ist). Abgebildet werden dann ganz anschaulich („Das neue F.A.Z.–Tool:
Drei
Beispiele“) drei Depots wie folgt:
- das
krisensichere Depot (maximaler Verlust im Jahr: 0%)
- das
vorsichtige
Depot (maximaler Verlust im Jahr: 10%)
- das
riskantere
Depot (maximaler Verlust im Jahr: 20%)
Was
man angeblich
(natürlich ohne „Garantie“) auch in Zukunft erzielen kann, wenn man das
jeweilige Depot wie folgt zusammenbaut: 92,4%
langfristige Staatsanleihen und 7,6% Schwellenländeraktien (= Depot mit
0%
Verlust pro Jahr),
74,2%
langfristige
Staatsanleihen und 25,8% Schwellenländer-Aktien (= Depot mit maximalem
Verlust
im Jahr von 10%) sowie
54,8% langfristige
Staatsanleihen, 32,2% Schwellenländer-Aktien und 13,0% Rohstoffe
(=Depot mit
maximalem Verlust im Jahr von 20%).
Fokussieren
wir uns der Einfachheit halber auf das angeblich krisensichere
Depot,
mit welchem man die letzten 24 Jahre jedes Jahr verlustfrei überstanden
hat bei
durchschnittlich 6,5% Rendite p.a. Wie man in Zeiten wie diesen – aus
einer
Ecke, der wir Wissenschaftlichkeit und Seriosität nicht absprechen
wollen - aus
den letzten 24 Jahren Blaupausen für vermutlich krisenfeste Depots auch
für die
Zukunft ableiten zu können glaubt, das hat Ihren Kolumnisten dann
irgendwie
umgehauen. Solche „Berechnungen“ sind schlicht und einfach Schnee von
gestern.
Was die letzten 24 Jahre richtig war, genau das wird – voraussichtlich
– KEIN
Erfolgsmodell für die nächsten 20 Jahre sein.
Bleiben
wir beim krisenfesten Depot mit 92,4% langfristigen Staatsanleihen: Wie
man mit über
90% LANGFRISTIGEN (!) Staatsanleihen die nächsten Jahre/Jahrzehnte
„unfallfrei“
– also ohne jegliches Verlustjahr – überstehen will, dafür bedarf es
schon viel
(positive) Fantasie. Dabei kann man sogar außen vor lassen, ob und in
welcher
Höhe (was viele für wahrscheinlich halten) Staatsanleihen durch
Schuldenschnitte bedroht sind. In den Musterdepots wird der Anteil
„langfristige
Staatsanleihen“ ausschließlich durch „7-10jährige Bundesanleihen“
umgesetzt,
und das könnte sogar klappen – ohne Schuldenschnitt, wenn’s gut läuft.
Vorprogrammierte Verluste drohen vor allem wie folgt:
Anstieg der Kapitalmarktzinsen:
Die
Kapitalmarktzinsen (10 Jahre) liegen aktuell bei ca. 1,3%. So niedrige
Zinsen
gab es noch nie. Hintergrund ist, dass ein niedriges Zinsniveau
politisch gewollt
ist (u.a. massiver Aufkauf von Staatsanleihen durch Notenbanken). Auf
Dauer
geht das nicht gut. Wenn bereits Munich-Re-Chef von Bomhard öffentlich
beklagt,
dass man mit Zinsen „an der Nulllinie“ die versprochenen
Versicherungsrenditen
(gleiches gilt für sämtliche Renten- und Pensionskassen!) nicht
erwirtschaften
könne, dann sollte das aufhorchen lassen.
Wie
auch immer: Zum Beispiel die
Deutsche Bank prognostizierte bereits für Ende 2012 einen Anstieg der
Kapitalmarktzinsen (10 Jahre) auf 3%. Was nicht eintrat. Wenn es dann
früher oder später doch so
kommt, rauschen die Kurse von Langläufern bestückt mit den horrend
niedrigen Coupons
„automatisch“ derart in den Keller, dass einigen Hören und Sehen
vergeht.
Mit anderen Worten: Ich
halte dagegen. Mit dem angeblich
krisenfesten 0%-Verlust Depot wird man vermutlich viele verlustreiche
Jahre
erleben. Gefragt ist ein größerer Anteil an Sachwerten wie solide
Aktien. Aber
ok: Jeder mag die Argumente abwägen und das für sich entscheiden.
©
jur. Muc
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