Regelmäßig
berichten die Nachrichten,
wie hoch die aktuelle Inflationsrate ist. Im Vorjahr lag sie bei 1,5
Prozent, manchmal im Euroraum sogar bei überraschend niedrigen 0,5
Prozent.
Eine Zahl, die dazu führt, dass die EZB Deflationssorgen ausspricht und
laut
über Anleihenkäufe nachdenkt. Fühlt sich diese offizielle Inflation für
Sie
auch zu niedrig an? Dann lesen Sie, was sich hinter der Zahl wirklich
verbirgt.
Inflationsrate:
Was sich dahinter verbirgt
Hinter
der Inflationsrate in Deutschland verbirgt sich zumeist der sogenannte Verbraucherpreisindex
(VPI). Er misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und
Dienstleistungen, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden.
Diese preisliche Veränderung wird auf Basis einer festgelegten Zusammensetzung
von Gütern erfasst. Zu dieser Zusammensetzung, die auch „Warenkorb“ genannt
wird, gehören neben Obst und Gemüse z.B. auch Notebooks, Fernseher und die
Wohnungsmiete.
Genauer hinsehen
Die
offizielle Inflationsrate sollte man kritisch hinterfragen. Sie basiert auf der
sogenannten hedonischen Berechnungsmethode, die dafür sorgt, dass
Qualitätssteigerungen bei Fernsehern und Computern die Inflationsrate sinken
lässt.
Beispiel: Ein Computer kostet
850 € und besitzt eine Festplatte mit 250 GB Speicherkapazität. Zwei Jahre
später kostet ein vergleichbarer Computer 900 € und ist mit einer
750-GB-Festplatte ausgestattet. Weitere Unterschiede bei den Leistungsmerkmalen
seien nicht vorhanden. Der direkte Preisvergleich ergibt, dass der Computer
sich um 5,9 Prozent verteuert hat. Berücksichtigt man nur die Größe der
Festplatte, stellt man einen Preisrückgang um rund 65 Prozent fest. Diese
relative Preissenkung - aufgrund einer Leistungssteigerung - wird bei der
Ermittlung eines Preisindexwertes durch die Berechnung hedonischer Preise
berücksichtigt. Genau jene Güter, die sich "verbilligen", haben
jedoch ein relativ hohes Gewicht im Warenkorb, der die Inflationsrate bestimmt.
Kein Wunder also, dass diese Rechenmethode heftig umstritten ist.
Die „gefühlte“ Inflation ist deutlich höher
Abweichend
von dieser „amtlichen“ Inflation gibt es auch eine „gefühlte“ Inflation.
Auffällig wurde sie z.B. bei der Euro-Bargeldumstellung im Jahr 2001. Dieses
„Euro gleich Teuro“-Phänomen hat Hans Wolfgang Brachinger, Professor für
Wirtschaftsstatistik an der Universität Freiburg in der Schweiz und Direktor
des Forschungszentrums für Wirtschaftsstatistik (CEStat.ch), statistisch
nachgewiesen. Das Ergebnis seiner Forschungen ist der „Index der wahrgenommenen
Inflation“. Und der lag in den letzten Jahren bei rund 5 Prozent und hat in den
Jahren 2007 und 2008 sogar Werte von bis zu 12,8 Prozent erreicht.
Warum die wahrgenommene Inflation höher ist
Anders
als in der Berechnung der amtlichen Inflation, bezieht Brachingers
Berechnungsmethode weitere Faktoren mit ein. Der Fokus liegt auf der
Kaufhäufigkeit und dem Anteil der Anschaffungen im Warenkorb, die ein
Durchschnittskäufer nach seiner Wahrnehmung täglich ausgesetzt ist. Das Ausmaß
dieser Erfahrungen wird quantifiziert. Denn je öfter ein Käufer
Preissteigerungen erfahren hat bzw. je leichter ihm Beispiele für
Preissteigerungen (z.B. bei Obst und Gemüse oder Fleisch als Teile des täglichen Einkaufs)
einfallen, desto höher wird die Inflation eingeschätzt.
Umgekehrt
beeinflussen Preissenkungen von selten gekauften Gütern (z.B. Fernseher oder
Kühlschrank) oder Gütern ohne expliziten Kaufvorgang, z.B. Mieten, die
Inflationswahrnehmung kaum. Die Häufigkeit und Erinnerung an Preisänderungen
bestimmt also die Wahrnehmung. Teure Anschaffungen, wie z.B. ein Auto, wiegen
im Warenkorb schwerer. Der größte Posten bei der Berechnung der Inflationsrate
ist die Wohnungsmiete. Sie macht rund 20 Prozent aus. Obst bringt es im
Warenkorb dagegen nur auf einen Anteil von 0,9 Prozent, Gemüse auf zwei
Prozent, alle Lebensmittel zusammen machen nur rund 10,3 Prozent aus.
Fazit
Die
niedrige amtliche Inflationsrate entsteht nur, weil teurer gewordene Güter des
täglichen Bedarfs mit preiswerter gerechneten technischen Geräten in einen Korb
geworfen werden und daraus ein Durchschnittswert ermittelt wird. Die wahre
Inflation ist vermutlich wesentlich höher. Laut Brachinger stiegen bereits vor
der Euro-Einführung die Preise von häufig gekauften Gütern sehr stark.
Die
regelmäßig präsentierte Zahl ist diskussionswürdig und sollte hinterfragt
werden. Für Anleger wünschenswert ist eine Geldanlage, deren Rendite nicht nur
über der offiziellen, sondern auch über der wahrgenommenen Inflationsrate
liegt. Eine Möglichkeit dieses Ziel zu erreichen, ist ein diversifiziertes
Portfolio an Konsumentenkrediten. Diese finden Sie auf AUXMONEY, dem Portal für
Privatkredite.
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