Das
doppelte Spiel von Goldman Sachs
„Ein vertraulicher Bericht der
Investment-Bank liest
sich wie ein Schlachtruf gegen Europa. Die Hedge-Fonds Klienten von
Goldman
sollen gegen die europäischen Banken und gegen den Euro wetten – hier
winke
aufgrund der schlechten Zahlen ein glänzendes Geschäft.
Das Szenario ist mittlerweile vertraut:
Goldman Sachs
sitzt immer auf beiden Seiten des Tisches. Wie schon bei der
Immobilienkrise in
den USA, machen sich die Amerikaner nun ihr umfassendes Wissen zunutze,
welches
sie aus verschiedenen Beratungsmandaten mit Regierungen und
Finanzinstitutionen
in Europa gewonnen haben – um ihren eigenen Kunden zu raten, sie mögen
gegen
die europäischen Banken und den Euro wetten.
Der vertrauliche 54-seitige Bericht von
Alan Brazil,
einem 57-jährigen Strategen bei Goldman, der aus der Trading-Abteilung
kommt,
zeichnet ein verheerendes Bild der Banken in Europa: Brazil schätzt,
die Banken
werden 1 Billion US-Dollar an zusätzlichem Kapital benötigen, um die
Schuldenkrise und die Verstrickungen der Banken ins Geschäft mit faulen
Staatsanleihen zu bewältigen.
Er schreibt: „Da stehen wir wieder: Ein
Schuldenproblem mit noch mehr Schulden zu lösen, hat noch nie das
zugrundeliegende Problem gelöst.“ In seinem Papier erläutert Brazil im
Detail,
wie 77 europäische Finanzinstitutionen in die Krise verstrickt sind,
und
beschreibt ihre Schulden und die damit zusammenhängenden hohen Risiken.
Das Papier ist im Wesentlichen ein
Sales-Pitch:
Goldman schlägt verschiedene Produkte vor, wie man effizient gegen
europäische
Banken und Versicherungen spekulieren könne. Unter anderem schlägt er
einen fünfjährigen
Credit Default Swap vor, der sich auf die Kredite von europäischen
Unternehmen
bezieht. 20% der Unternehmen, die auf dem „iTraxx Europe series 9“
genannten
Index stehen, sind Banken und Versicherungen mit hohen
Kreditausfalls-Risiken.
Darüber hinaus rät der Goldman-Stratege, gegen den Euro zu spekulieren:
Dieser
werde deutlich geschwächt, wenn es zu weiteren Rettungspaketen komme.
Pikant an dem Papier:
Goldman berät
auch viele europäischen Regierungen und gibt Tipps, wie die
Schuldenkrise
gemeistert werden könne. So hatte es Medienberichten zufolge erst
vergangene
Woche ein Treffen von Goldman und anderen Banken mit dem spanischen
Wirtschaftsminister Jose Manuel Campa in London gegeben. Bei dem
Treffen hatte
Goldman Vorschläge zu weiteren Sparmaßnahmen in Spanien unterbreitet.
Weil aber der Verkauf
von
Finanzprodukten an Hedge Fonds das weitaus lukrativere Geschäft für
Goldman
ist, kann man davon ausgehen: Je mehr die Investmentbanker über die
Lage in
Europa erfahren, desto weniger glauben sie an die Rettung aus dem
Schulden-Dilemma. Und je weniger sie daran glauben, desto überzeugter
können
sie Produkte verkaufen, die aus einem Euro-Crash satte Profite ziehen
würden.“
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