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Anleger-Kompass 2013

(aus Geldbrief 01/2013, www.geldbrief.com)

„And believe me, it will be enough" (Und glauben Sie mir, es wird ausreichen). Mit diesen Worten beruhigte EZB-Präsident Draghi Ende Juli die Märkte. Für die Finanzmärkte war das der Spruch des Jahres. Spätestens seit diesem Zeitpunkt lassen die Finanzmärkte keinen Zweifel mehr daran, dass die Politik den Euro sprich die Eurozone um jeden Preis mit allen Mitgliedern retten will und wird. Weiter durchwursteln – egal wie und um welchen Preis – bleibt (europäische) Staatsdoktrin. Für die Finanzmärkte ist das durchaus positiv, da zumindest insoweit „berechenbar“.

Notenbanken vs. Inflation: Aufgabe der Notenbanken ist/sollte eigentlich sein, durch Bekämpfung jedwelcher Inflation für Geldwertstabilität zu sorgen. Es ist schon erstaunlich, wie – von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt, zumindest unkommentiert – hierzu ein völliger Paradigmenwechsel stattgefunden hat. Vorrangiges Ziel der Notenbanken ist geworden, nicht die Teuerung zu bekämpfen, sondern die Zinsen niedrig zu halten. Das hat politisch absolute Priorität, damit sich die Euroländer weiterhin billigst verschulden können. Das sind die Vorgaben für die Kapitalmärkte 2013. Und daraus wiederum lassen sich relativ sichere Thesen für die Vermögensanlage aufstellen:
  1. Ein Ende der Niedrigzinsphase ist nicht in Sicht. Bei schwächelnder Konjunktur ist eine nochmalige Senkung des Leitzinses von 0,75 auf 0,5 % ein realistisches Szenario. Diese politische Marktmanipulation wird eines Tages jedoch ein Ende finden.
  2. Gleichwohl wird sich die „offizielle“ Inflation (gemessen an den Konsumentenpreisen/Warenkorb) in den Euroländern weiterhin auf Vorjahresniveau bewegen, nicht zuletzt aufgrund der riesigen neuen Produktionskapazitäten in den Schwellenländern und eines entsprechenden Überangebots im Konsumsektor (Globalisierung!).
  3. Das Inflationsszenario wird (und das wird sich zum dauerhaften Phänomen entwickeln) jedoch differenzierter zu betrachten sein: Die Inflation verschiebt sich von der Realwirtschaft in die Finanzwerte (asset inflation). Das viele Geld (nicht zuletzt dank Niedrigstzinsen) flutet den Sektor Vermögenswerte, insbesondere Sachwertanlagen wie Aktien, Immobilien und Gold. DORT werden (inflationäre) Preissteigerungen stattfinden. Ergo: Dort muss man dabei sein, mitmachen und die Hand aufhalten.
  4. Hier, bei den Sachwertanlagen, sind die „sicheren Häfen“ zu suchen. Zehnjährige Bundesanleihen (und Zinspapiere vergleichbarer anderer Nationen) verdienen das Attribut Wertanlagen definitiv nicht (mehr). Bei aktuell negativen Renditen von 0,5% (die Besteuerung inflatorischer Scheingewinne kommt noch hinzu) sind solche Anlagen wie ein tropfender Eimer. Es wird immer weniger. Enteignung durch negative Realzinsen. Auch das ist politisch gewollt. Eine neue „Steuer“ für alle Sparer.
  5. Wenn überhaupt, favorisieren wir im Anleihensektor Anleihen aus Schwellenländern. Aber dann verteilt (Vermeidung von Klumpenrisiken) auf diverse Anleihen aus verschiedenen Staaten, was im Zweifel nur über einen speziellen Fonds darstellbar ist.
  6. Unternehmensanleihen halten wir mittlerweile für überteuert. Gefahr der Blasenbildung wie bei den „sicheren“ Staatsanleihen. Und Anleihen von irgendwelchen Unternehmen, die per Werbung 7,5 % Zinsen offerieren, sind schlicht und einfach tabu für uns Privatanleger. Das Ausfallrisiko ist – zwangsläufig – viel zu hoch.
  7. Staatliche Zwangsabgaben (neben ohnehin schon bestehenden wie Enteignung durch negative Realzinsen bei gleichzeitiger Besteuerung der inflatorischen Scheingewinne) werden ein aktuelles Dauerthema sein. Hier sehen wir erst den Anfang einer dauerhaften finanziellen Repression der Bürger. Konkreter wollen wir an dieser Stelle nicht werden, um das Thema nicht zusätzlich anzuheizen. © jur. Muc 2012


Ende der Leseprobe aus dem Gratis-Newsletter JEDEN TAG REICHER
© Copyright: Roland Benn, BIG BENN BOOKS & Geldbrief Verlagsanstalt




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