Schulden
machen, um Schuldenberge abzubauen? Das scheint das Rezept unserer
heutigen politischen
Führer zu sein.
Der
damit verbundene Transfer von Gläubigern (reich) zu Schuldnern
(arm) ist politisch gewollt. Was also ist zu tun gegen die damit
drohenden Vermögensverluste?
Schulden
machen ohne
Ende wird
teilweise bereits – ernsthaft – als Lösung für die stetig wachsenden
Schuldenberge in Erwägung gezogen. So nach dem Motto: Die staatlichen
Notenbanken kaufen für ihr Portfolio immer mehr und immer neue
Staatsanleihen.
Und dort schlummern sie dann – die (letztlich wertlosen)
Staatsanleihen. Es
besteht nicht einmal Abschreibungsbedarf. Man verlängert einfach immer
wieder
die Laufzeiten, zurückgezahlt wird nix - und hält somit die
Staatsanleihen auf
ewig. Vielleicht merkt’s ja keiner. Und die Mehrheit in den
europäischen Parlamenten
ist ohnehin dafür.
Der
gesunde
Menschenverstand ist manchmal hilfreich: Wenn das
so funktionieren könnte,
wären weltweit mit immer mehr Gelddrucken und immer mehr Schulden, die
nicht wehtun, ganz einfach alle Probleme zu lösen. Aber so einfach kann es doch
nicht sein.
Die weltweit überbordenden Schuldenberge gehören zum real existierenden
Kapitalismus und müssen irgendwie heruntergefahren werden, bevor die
Schuldenlawine alle und alles überrollt.
Aber wie? Die
Finanzwissenschaft bietet fünf Lösungen an: Wirtschaftswachstum,
Austerität (= staatliche
Sparprogramme), Restrukturierung (Moratorien, Schuldenschnitte),
Inflation und
Finanzrepression. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wird eine
Mischung aus
allem, unterschiedlich nach Region und Land, zum Schuldenabbau
beisteuern müssen.
Aber vor allem wird man sich auf eines einstellen müssen:
Finanzrepression:
Finanzielle
Repression, das bedeutet (staatliche) Lenkung mit dem
unausgesprochenem, aber
klaren Ziel, das Zinsniveau Richtung Null zu drücken. Finanzielle
Repression
pur ist, wenn zu den Niedrigstzinsen noch moderate und stetige
Inflation hinzukommt,
was wiederum negative Realzinsen zur Folge hat. Finanzrepression, das
ist nicht
nur eine aktuelle Modeerscheinung, sondern – wohl oder übel – erst der
Anfang
einer neuen Ära, mit der sich Kapitalanleger für die nächsten
Jahre/Jahrzehnte abfinden
müssen.
Denn so,
nur so,
können Staaten Schuldenberge elegant abtragen: Die
Zinslast für Schulden
geht gegen Null. Und gleichzeitig sinkt auch noch der reale Wert der
Staatsschulden durch Inflationierung. Finanzrepression wirkt faktisch
wie eine
versteckte Steuer auf das Vermögen von Gläubigern, einfach so, ohne
dass man
dafür unliebsame Gesetze erörtern und durch die Parlamente bringen
muss.
Eleganter lässt sich Vermögen von Gläubigern auf Schuldner nicht
umverteilen.
Und nochmals: Wir stehen nicht mittendrin, sondern erst am Anfang einer
neuen
Ära finanzieller Repression.
Finanzielle
Repression, das
bedeutet zunächst, dass durch staatliche (Notenbank-) Eingriffe das
Zinsniveau
künstlich niedrig gehalten wird. Die Minizinsen mit negativen
Realzinsen sind
nicht mehr adäquater Ersatz für das eingegangene Risiko. Die
Marktmechanismen sind
insoweit außer Kraft gesetzt. Und genau an dieser Stelle hat auch das
„Wundermittel“ Finanzrepression ein „kleines“ Problem: Eigentlich
müssten
staatliche Anleihen, die selbst mit Laufzeiten von 10 Jahren bei Zinsen
unter
2% nicht einmal die Entwertung selbst bei moderater Inflation abdecken,
völlig
unverkäufliche Ladenhüter sein. Wie also bringt man solche Ladenhüter
an den
Investor? Wie beim Atommüll gibt es dafür Zwischenlager: Aktuell sind
das
(noch) die staatlichen Notenbanken. Doch irgendwann platzen diese aus
den
Nähten. Man kann natürlich auch die Banken, die Versicherungen, die
Sparbuchinhaber „zwingen“, die Staatsanleihen zu kaufen, und zwar zu
immer höheren
Prozentanteilen.
Wie also
sollte/muss
man sich als privater Kapitalanleger bei diesem Szenario bestmöglich
positionieren?
© jur. Muc 2014, www.geldbrief.com
TEIL 2:
Finanzrepression, also
staatliche Lenkung mit dem Ziel, die Zinsen Richtung Null zu drücken,
wird –
zumindest im Euroraum – der beherrschende Trend der nächsten Jahre sein
– so
unsere These im Geldbrief 01/2014. Nur so lassen sich die staatlichen
Schuldenberge abbauen. Der damit verbundene Transfer von Gläubigern
(reich) zu
Schuldnern (arm) ist politisch gewollt. Was also ist zu tun gegen die
damit
drohenden Vermögensverluste?
30% Aktien/70% Renten: Ein
Portfoliomix, wie er so oder so ähnlich in den letzten Jahrzehnten
konstruiert
wurde, funktioniert nicht mehr. Die größte Blase besteht derzeit am
Anleihenmarkt.
(Bundes-) Anleihen sind „renditeloses Risiko“ und Aktienengagements in
solchen
Zeiten – bei allen unvermeidlichen Schwankungen – eher etwas Sicheres.
Das ist die
nüchterne Sachlage.
Risiko Anleihen: Mit
Anleihen – bei Renditen unter der Inflationsrate – kann man kein Geld
mehr
verdienen. Vor allem – es kann nur schlechter werden: Auf längere Sicht
können
die Zinsen nur steigen und nicht fallen, weil nun einmal die Leitzinsen
faktisch bei Null sind. Aber steigende Zinsen bedeuten, dass die Kurse
von
Anleihen sinken. Die Zinsen können/werden zwar noch lange niedrig
bleiben
können, aber eben auch nicht mehr weiter fallen und wenn überhaupt,
dann nur
noch marginal. Oder anders ausgedrückt: Weitere Kurssteigerungen durch
fallende
Zinsen sind definitiv nicht mehr möglich. Dieses Potential ist
ausgereizt.
Staatliche Eingriffe: Wenn
aus
vorgenannten Gründen die damit völlig unattraktiven Staatsanleihen
nicht mehr
an den Mann/Investor zu bringen sind, sind staatliche Eingriffe
vorprogrammiert. Es drohen dann Zwangsinvestments: Erste Opfer solcher
staatlichen Regulierungen sind aus historischer Erfahrung dann Banken,
Versicherungen und Pensionskassen, die gezwungen werden könnten, einen
hohen
Prozentanteil in (nationalen) Staatsanleihen zu halten (spanische
Pensionskassen müssen schon heute 97,5% ihrer Anlagen in spanischen
Staatsanleihen halten). Für die zukünftige Altersabsicherung bedeutet
das
nichts Gutes. Daneben drohen Kapitalverkehrskontrollen,
Transaktionssteuern und
Zinslimits bis hin zu Negativzinsen. Privaten Investoren könnte
zusätzlich
drohen, dass die Laufzeiten für bereits begebene Staatsanleihen per
Dekret
verlängert werden und man die Sparer so bei der Stange hält. Nochmals:
Das muss
nicht zwingend so kommen – aber es kann so kommen.
Internationale Diversifizierung ist
und bleibt daher das Gebot der Stunde: Klar zu bevorzugen sind
Realwerte ohne Gegenparteirisiko, also Aktien, physisches Gold und
Immobilien. Daneben
sind Cash-Positionen aus unserer Sicht insoweit eine Alternative, als
man sich damit
Optionen offen hält, zu günstigeren Kursen zuzuschlagen (in Realwerte),
wenn
die Märkte gerade wieder einmal verrückt spielen. Aber Vorsicht:
Grössere
Cash-Positionen nie bei einer Bank halten, am besten auf mehrere Banken
– auch
im sicheren Nicht-EU-Ausland – verteilen (internationale
Diversifikation). Gleiches
gilt für physisches Gold in Banktresoren.
Euro/US-Dollar: Dringend
abzuraten ist von jeglichen Spekulationen, der Euro könnte zerbrechen.
Alle
diesbezüglichen Katastrophen-Gurus haben Unrecht behalten und das wird
auch so
bleiben. Die Zeit spielt für den Euro. Natürlich, der Preis dafür
war/ist hoch:
U.a. Finanzrepression/Niedrigstzinsen – wie dargestellt. Allerdings:
Der
US-Dollar könnte auf Jahressicht dem Euro wieder den Rang ablaufen.
Amerikas
Wirtschaft läuft besser und tendenziell steigende US-Zinsen (bei weiter
tiefen
Euro-Zinsen) könnten wieder vermehrt die Geldströme von Europa nach
Amerika
locken. Ein stärkerer US-Dollar sollte daher bei der gebotenen
internationalen
Diversifizierung nicht außer Acht gelassen werden. ©
jur. Muc 2014, www.geldbrief.com