Börsenjahr 2019 - Resümee
Pech
hatten alle Anleger, die im laufenden Jahr (wieder mal) auf einen
Weltuntergang gesetzt haben. Dieser ist bislang auch im Börsenjahr 2019
ausgeblieben. Wer den Weltuntergangspropheten geglaubt hat, hat
wahrscheinlich herbe Verluste eingefahren. 2019 wird mit hoher
Wahrscheinlichkeit der beste Jahrgang seit 2013. Auch in den USA
schickt sich die Wall Street an, erneut ein Glanzresultat abzuliefern.
Dabei waren die Voraussetzungen auf den ersten Blick alles andere als
ideal. Das Risiko eines ausufernden Handelskriegs, eine abflachende
Konjunktur und sinkende Unternehmensgewinne wurden jedoch durch eine
steigende Risikobereitschaft, rekordtiefe Zinsen und prallvolle Kassen
bei den Fonds mehr als ausgeglichen.
Auch wenn die Weltuntergangspropheten nicht müde werden, ein Ende der
Finanzmärkte zu prognostizieren, wollen wir heute einmal mit den
zahlreichen Vorurteilen aufräumen und Anlegern die Angst nehmen:
Kursrückgänge und Kurseinbrüche in drastischem Ausmass sind ein völlig
normaler Vorgang wie ein überfälliges Sommergewitter. Und danach zeigt
sich wieder die Sonne. Aktien haben die Tendenz zu steigen. In den
vergangenen 60 Jahren verzeichnete der DAX beispielsweise nur in einem
Drittel aller Jahrgänge eine Minusrendite. Immerhin zwei Drittel der
Perioden landeten im Plus. Da die Aufschwungsphasen meist länger und
ausgeprägter ausfallen, werden Dellen bislang immer wieder ausgemerzt.
Das gilt auch für die US-Börsen. Die vergangenen 100 Jahre schloss die
Wall Street immerhin nur in einem Drittel aller Jahre im Minus. Zwei
Drittel waren dagegen positiv.
Milliarden liegen als Bargeld oder Geldforderungen dumm herum. Und nur
ca. 20 % der Deutschen besitzen Aktien. Dabei wären Aktien die
Alternative gewesen, um der laufenden Teuerung, also dem
Kaufkraftschwund, zu entgehen und gleichzeitig einen nachhaltigen
Gewinn zu erzielen: dank Dividenden und dank Kurssteigerungen. Und wer
„Angst vor der Börse“ hat, sollte die soliden Geldbrief-Empfehlungen befolgen und dabei lernen, sich klug zu machen und zu bleiben.
Dank der Börse, dem Handelsplatz für Wertpapiere, wird also Geld
verdient. Wer noch nicht dabei ist, muss auf den fahrenden Zug
aufspringen, um nicht hinterher zu den Verlierern zu zählen. Bester
Wert im Anlageuniversum von rund 160 von Ihrer Redaktion beobachteten
europäischen Aktien war im November übrigens die Qiagen-Aktie, bei der
Geldbrief-Leser mit von der Partie waren. Dass es kein Zufall war, dass
wir bei der Qiagen-Rally rechtzeitig aufgesprungen sind, zeigt auch die
Entwicklung anderer Werte. Mit unserem Engagement bei Sunny Optical
haben wir bereits Anfang des Jahres (zum zweiten Mal) erfolgreich auf
eine der zukunftsträchtigsten Aktien gesetzt. Wenn alle Aktien steigen,
ist es leichter, Gewinne zu erzielen. Aber immer wieder gelingt es
Ihrer Geldbrief-Redaktion, Aktien herauszufinden, die noch bessere
Gewinne erzielen als der Durchschnittsmarkt.
Was bringt uns 2020?
Wir haben einmal die Prognosen der Analysten für die kommenden 12
Monate durchforstet und wollen Ihnen einen Überblick zu den
Einschätzungen der sog. Experten geben. Weltweit soll sich das Wachstum
leicht abschwächen. Eine Rezession scheint jedoch nicht vor der Tür zu
stehen. Die Zinsen dürften aufgrund der überbordenden Staatsdefizite
und der Verschuldung der Privathaushalte weiterhin niedrig bleiben. Die
Gewinndynamik wird jedoch teilweise merklich abnehmen.
Wenn sich die Schätzungen der Analystengemeinde bewahrheiten sollten,
könnte das Ertragswachstum in den USA bei etwa 7 Prozent liegen. In
dieser Höhe dürften daher auch die Indexgewinne erwartet werden.
Aufgrund des bereits erreichten ambitionierten Bewertungsniveaus ist
mit einer Ausweitung der Kurs-Gewinn-Verhältnisse kaum zu rechnen. Die
Renditen am Aktienmarkt könnten daher nur noch im einstelligen Bereich
liegen. Ein Mehr an Rendite wollen wir durch geschicktes Timing bei
Kauf und Verkauf sowie eine gezielte Auswahl interessanter
Wertschriften an Land ziehen.
Die Güte der Gewinnschätzungen ist in diesem Zusammenhang das A und O
an der Börse. Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass die Exaktheit
der Gewinnschätzungen von den meisten Banken zu wünschen übriglässt. In
schlechten Zeiten fallen die Schätzungen zu schlecht aus; in guten
Zeiten wird gerne mal nach oben übertrieben.
Wir bedienen uns statt der stark schwankungsanfälligen
Unternehmensgewinne auch anderer Kennzahlen wie beispielsweise der
Buchwerte von Unternehmen. Buchwerte von Unternehmen sind weitaus
weniger anfällig bei Konjunkturschwankungen und können auch nicht so
leicht manipuliert werden.
Aktuell liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis deutscher Aktien bei 1,96
und damit über ein Zehntel höher, als in den vergangenen 40 Jahren
registriert wurde. In diesem Zeitraum lag der Durchschnittswert nur bei
1,76. Die Kennzahl drückt damit aus, dass bereits eine Menge Kurs- und
Bewertungsphantasie in die aktuellen Preise eingeflossen ist und das
Potential nach oben nicht mehr zweistellig ausfallen dürfte. Dazu ein
historischer Rückblick:
Ausgezeichnete Kaufgelegenheiten ergeben sich beispielsweise, wenn
Aktien unterhalb ihres Buchwertes gehandelt werden, also beispielsweise
ein KBV von 0,5 bis 0,7 vorliegt. Auf solche Zeiten („Jetzt sofort
kaufen!“) müssen wir allerdings noch lange warten…
Noch(mals) ein Wort zum DAX:
Die Entwicklung des DAX ist bei genauerer Betrachtung keineswegs so
toll, wie in vielen Gazetten immer wieder dargestellt wird. Bereits in
der Vergangenheit haben wir mehrfach darauf hingewiesen, dass mit dem
veröffentlichten DAX-Performance-Index die Rendite deutlich geschönt
veröffentlicht wird.
Der Grund: In dieser Indexkonstruktion fließen jedes Jahr 3 bis 4
Prozent unversteuerte Dividenden automatisch mit in die
Performanceberechnung ein. Auf lange Sicht kommt so ein Indexstand von
aktuell etwa 13.400 Punkten zustande, obwohl ohne die Ausschüttungen
nur ein Wert von rund 5.900 Punkten auf dem Papier steht. Der
„Zinseszinseffekt“ macht aus knapp 6.000 dann eben schnell mal 13.400
Indexzähler.
Bei einem Vergleich der Kursentwicklung ist es also ehrlicher, die
Dividendenzahlungen außen vor zu lassen. Der Standard & Poor’s wird
ohne diesen Rückenwind berechnet und schafft es (ohne Kurskosmetik) auf
ein deutlich besseres Ergebnis.
Schauen wir einmal zurück, als im Jahr 2009 im März der Startschuss bei
einem Indexstand von 683 Punkten für eine der längsten Aufwärtsphasen
begann. Bis auf einen Stand von 3.196 Zählern kletterten die
S&P-Kurse seither in den USA. US-Aktien haben sich seither also
mehr als verviereinhalbfacht, während der DAX-Kursindex nur von 2.300
auf knapp 6.000 Punkte kletterte. Bei einer vergleichbaren Dynamik wie
in den USA stünde der veröffentlichte DAX heute bei fast 30.000 Zählern
und nicht bei 13.400 Punkten.
Fazit: Die Börsen in Europa und auch die DAX-Titel hinken dem Markt
seit 2008 deutlich hinterher. Die alten Gipfel konnten immer noch nicht
markant übertroffen werden. Die dicksten Fische wurden nicht am Main an
Land gezogen, sondern in Übersee. Das ist der Grund, weshalb wir bei
unseren Käufen auch so oft auf Auslandswerte zurückgreifen, ohne diese
allerdings zu übergewichten, wie dies im MSCI-World-Index (zu
US-lastig!) der Fall ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Geldbrief
Hans-Peter Holbach, Herausgeber
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