Paradebeispiel von Unverstand
Gut 20 Jahre, nachdem die Blase am Neuen Markt platzte, gibt es einen neuen Skandal an der Börse.
Bei dem Zahlungsabwickler Wirecard konnten die Wirtschaftsprüfer „trotz
intensiver Sucharbeit“ offenbar eine Summe von 1,9 Milliarden Euro Cash
nicht finden. Die mehrfache Verschiebung der Bilanzvorlage hat den
Titeln am 18.06.2020 das Fundament unter den Füssen weggezogen und zu
dramatischen Kurseinbrüchen von mehr als 60 Prozent geführt. Eine
Entwicklung, die sich am Folgetag noch fortsetzte.
Aktuell liegt der Kurs nur noch bei 12,95 Euro oder 93 (!) Prozent unter dem Allzeithoch vom September 2018.
Für die Geldbrief-Redaktion kam diese Entwicklung nicht ganz
überraschend, ziehen sich die Skandale und Ungereimtheiten bei diesem
Unternehmen doch wie ein roter Faden seit mehr als einer Dekade durch
die Börsengeschichte.
Unverständlich für uns ist nach wie vor, was die Börse bewogen hat, den Titel im Jahr 2018 sogar in den DAX aufzunehmen.
Ebenso rätselhaft für uns ist, wie einige renommierte Fondsgesellschaften dem fragwürdigen Zahlenwerk von Wirecard auf den Leim gehen konnten.
Noch unverständlicher
für uns sind die zahlreichen Kaufempfehlungen für die Aktien von
einigen Analysten noch wenige Tage vor dem Absturz. Die Vorwürfe sind
seit langem bekannt. Für den Geldbrief stand Wirecard schon lange auf
der Negativliste. Dadurch haben wir unseren Leserfreunden viel Ärger
und noch mehr Verluste erspart.
Fazit:
Vertrauen Sie nicht auf die Aussagen von Analysten, Bankern oder
Fondsmanagern, die jedem Trend wie die Lemminge hinterherlaufen. Bestes
Beispiel ist die noch am 11.6.2020, also wenige Tage vor dem Absturz,
von M.M. Warburg veröffentlichte Kaufempfehlung für Wirecard. Damaliger
Kurs: 93 Euro. Das angegebene Kursziel: 230 Euro (!). Aktueller Kurs:
12.95 Euro. Kommentar überflüssig.
Wir fühlen uns mit derartigen Fehlgriffen von Analysten und Unternehmen
an die Zeiten des Neuen Marktes und an 2007 (Lehman-Pleite,
Madoff-Skandal) erinnert, wo Gier und Unvermögen Verstand und
Rationalität in den Hintergrund drängten und sich selbst erfahrene
Anleger über Jahre täuschen ließen.
Zugegeben, auch wir sind nicht gegen Täuschung und Betrug gewappnet.
Aber wenn ein Unternehmen keine Bilanz mit uneingeschränktem Testat
vorlegen kann, hat es weder in einem Index noch in einem Fonds oder
einem Depot etwas zu suchen. Nach Lufthansa sollte auch Wirecard aus
dem DAX verschwinden.
Investigative Journalisten und die Aufsichtsbehörden sollten einmal
feststellen, wer im Umfeld von Warburg, Fonds und Wirecard selbst
direkt oder indirekt wann welche Transaktionen in diesen Aktien im In-
und Ausland getätigt hat. Dann wäre der Skandal "perfekt"...
AUCH INTERESSANT:
Wie hat sich der Geldbrief nach dem Corona-Crash an der Börse im März 2020 geschlagen? Herausgeber Hans-Peter Holbach berichtet in der neuesten Ausgabe:
Relativ gut entwickelt haben sich unsere 3 Echtgeld-Depots. Unterm
Strich wurden die Verluste aus dem "Corona-Crash" inzwischen wieder
aufgeholt. Konkret per heute, 22. Juni 2020: Mit 7.000,58 Euro noch im
Verlust 2020 ist das Echtgeld-Depot TOP TEN.
Einen kleineren Verlust von 429,37 Euro gibt es seit Jahresbeginn 2020
im Echtgeld-Depot Spezialempfehlungen. 12.633,69 Euro ist der bisherige
Gewinn 2020 im Echtgeld-ETF-Depot 5+. Nach Adam Riese zusammengezählt: Bisheriges Ergebnis 2020 mit 5.203,74 Euro im Plus.
Zur Erinnerung:
Der DAX und der MSCI Weltindex liegen jeweils immer noch rund 6 Prozent
unter dem Level zu Jahresbeginn. Auch die meisten Aktienfonds liegen
noch im Minus. Das Geld selbst zu verwalten, sprich den
Geldbrief-Empfehlungen zu folgen, zahlt sich also aus.
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