Lehman-Pleite - 10 Jahre danach
Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Die Finanzkrise wird 10 Jahre alt,
aber das Finanzsystem ist immer noch nicht zusammengebrochen. Erinnern
Sie sich noch an die Schwarzseher, die seit Jahren vor einem
Zusammenbruch des Finanzsystems warnen? Auch die öffentlich-rechtlichen
Medien sind derzeit voll mit Themensendungen rund um das Thema
Finanzcrash. Denn wir „feiern“ 10 Jahre Lehman-Pleite.
Lassen Sie uns kurz zusammenfassen: Lehman hat – wie es auch andere
Banken immer noch tun – „Produkte“ entwickelt, die auf Versprechen
beruhen. Banken weltweit haben diese „Produkte“ verkauft – es gab
höhere Provisionen als bei normalen Bankgeschäften. Und Bankkunden
sowie etliche Banken haben weltweit diese Papiere gekauft, weil höhere
Zinsen versprochen worden sind.
Dass die Traditionsbank Lehman Pleite gegangen ist, ist nicht so
wichtig. Tausende von (uninformierten!) Anlegern haben einen Großteil
ihres Geldeinsatzes verloren, weil sie die wichtigsten Grundlagen jeder
Geld- und Kapitalanlage nicht beachtet haben:
- vorherige Information
- Streuung
- Zinsversprechen statt Sachwerte
Warum wir dies so deutlich sagen?
Auch jetzt setzen noch viele Anleger auf Zinsversprechen. Manche
steigen sogar von den niedrigverzinslichen Anleihen auf sogenannte
nachrangige Anleihen mit höheren Zinsversprechen um. Das ist
brandgefährlich. Warum? Weil sie aufgrund des niedrigeren
Insolvenzrangs bei einer Schieflage einer Bank oder eines Unternehmens
erst nachrangig behandelt werden, d. h. erst wenn alle anderen
Gläubiger befriedigt wurden, können sie bei einer Schieflage auf eine
Rückzahlung, ganz oder teilweise, hoffen – oder gehen gar leer aus.
Im Klartext: Diese Form von Anleihen hat den Charakter von spekulativen
Einzelaktien angenommen. Allerdings nur in einer Richtung. Sie werden
bei einer Schieflage zwar zur Kasse gelassen, das Gewinnpotenzial ist
aber nach oben begrenzt. Wir halten das für keine gute Anlageform und
setzen stattdessen lieber auf Aktien und Sachwerte.
Auch was die sogenannten Aktienanleihen
angeht, sind wir mehr als zurückhaltend und raten zu strikter
Abstinenz. Wenn Sie als Anleger vermuten, dass es sich hier um eine
Mischung aus Aktien (Chance) und Anleihe (Sicherheit) handelt, täuschen
Sie sich.
Aktienanleihen sind Derivate. Wer so etwas kauft, leiht dem Emittenten
(der Bank) Geld und hofft, die Summe später mit einem ordentlichen Zins
oder Bonus wieder zurück zu bekommen. Das muss jedoch nicht so sein.
Streng genommen handelt es sich dabei um eine Wette mit der Bank. Nur
wenn die zugrundeliegende Aktie eine bestimmte Wertentwicklung während
der Laufzeit aufweist, treten die Renditeerwartungen eventuell ein.
Wenn der Emittent eines solchen ungesicherten Zertifikats Pleite geht, ist der Einsatz weg.
Lassen Sie die Finger von derartigen Aktienanleihen. Die werden nicht
aufgelegt, damit Sie Gewinne zulasten der Bank machen. Wir in der Geldbrief-Redaktion
setzen auf erfolgreiche Unternehmen. Auch wenn unsere Empfehlungen
nicht immer gleich und sofort aufgehen, liegen wir mit unseren Depots
ganz gut im Gewinn – und haben noch nie einen Totalverlust erleiden
müssen.
Zahlen lügen nicht –
seit einigen Monaten haben sich die US-Börsen vom Rest der Welt
abgekoppelt. Da waren gute Vermögensverwalter gefragt. Diversifikation
ist zwar unerlässlich für ein gut geführtes Aktiendepot, aber nicht
alles. Es kommt auch darauf an, Schwerpunkte zu setzen.
Die 1-Jahres-Performance klafft nämlich bei Dow Jones und DAX deutlich
auseinander (plus 19,5 Prozent vs. minus 1,5 Prozent!).
Portfoliomanager müssen nun Farbe bekennen und zeigen, dass sie auf die
richtigen Märkte gesetzt haben (z.B. auch Untergewichtung einzelner
Schwellenländer vor deren Währungsverfall). Es kommt also auf die
richtige Vermögensstruktur (Asset Allocation) an, wenn man langfristig
Überrenditen erzielen will, ohne auf eine notwendige Streuung
verzichten zu müssen. Das sollten Vermögensmanager unbedingt leisten,
um ihre hohen Gebühren zu rechtfertigen.
Diese Kosten entfallen für Sie, wenn Sie die Geldbrief-Empfehlungen
in eigener Regie nachvollziehen. Stock Picking war die Devise im
bisherigen Jahresverlauf. Mit der Übergewichtung von US-Aktien im
Musterdepot (zudem Verzicht auf Titel aus Schwellenländern) lag Ihre
Geldbrief-Redaktion wieder einmal goldrichtig.
Somit lag die Überrendite vom TOP-TEN Musterdepot von Geldbrief bei knapp 11 Prozent (übrigens im Durchschnitt schon seit Beginn im Jahr 1991).
Das sollten Sie auch wissen:
Die Finanzkrise hat die deutschen Steuerzahler laut SZ eine
zweistellige Milliardensumme gekostet. Demnach betrugen die Kosten für
die öffentlichen Haushalte bis Ende 2017 etwa 59 Milliarden Euro.
In der Summe enthalten sind demnach ausgereichte Garantien, Kredite und
Kapitalspritzen. Diese Summe sei allerdings nur vorläufig, weil die
Hilfen nicht abgeschlossen sind, hieß es. Neue Zahlen wiesen darauf
hin, dass die Kosten für die öffentlichen Haushalte auf mehr als 68
Milliarden Euro steigen dürften.
Laut Schick habe bereits jetzt eine vierköpfige Familie rechnerisch
mehr als 3.000 Euro für die Rettung von Pleitebanken bezahlt. Dabei
seien indirekte Kosten, insbesondere die Folgen der Null-Zins-Politik,
noch gar nicht berücksichtigt. (Quelle)
Meine Meinung:
Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Man hätte sie nutzen können, die
Fehler des Finanzsystems zu beseitigen. Statt dessen wurde die Krise
nicht gelöst - die Schulden der Welt sind in dieser Zeit nicht nur
weiter gewachsen, sondern sogar noch schneller, trotz Nullzins-Politik
(siehe Weltschuldenuhr). Die Probleme wurden in die Zukunft verschoben und werden uns eines Tages einholen.
Und ganz bedauerlich finde ich, dass die Verursacher der weltweiten
Finanzkrise überhaupt nicht bestraft wurden. Schließlich hatten Sie
durch Kreditbetrug - nichts anderes war die US-Subprime-Krise -
Milliarden an Vermögen vernichtet. Die einzige Ausnahme ist Island, das
die einheimischen Bankster hinter Gitter brachte und die Finanzkrise
zum Vorteil der Bürger nutzte: Hier nachzulesen).
Im Rest der westlichen Welt passierte das Gegenteil - sie wurden und werden weiterhin mit üppigen Boni
belohnt, während die immensen Schulden dem Steuerzahler aufgehalst
wurden (und auch hier ist kein Ende in Sicht).
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