Mittel gegen Niedrigzinsen:
ETF + REIT
Wenn
die Zinsen für Sparbuch und Festgeld nicht nur im Keller, sondern sogar
so verschwindend gering sind, dass sie von der Inflation komplett
aufgefressen werden (und man sich dadurch quasi ärmer spart), muss man
sich nach besseren Anlagen umschauen. Und diese gibt es durchaus, z.B.
im Sachwert-Bereich Immobilien. Welche Möglichkeiten auch Kleinanleger
haben und welche die empfehlenswerteste ist, lesen Sie nachfolgend:
Manche Anleger legen ihr Geld in Versprechen an. Gutgläubig wie sie
sind, vertrauen sie darauf, dass der Emittent eines Zinspapieres sein
Versprechen einlöst, und das Kapital sowie die Zinsen zur Fälligkeit
zurückzahlt. Solche Versprechungen sind oftmals das Papier nicht wert,
auf dem sie geschrieben wurden. Anleihen, Bonds, Obligationen, Derivate
aller Art u.v.a.m. sind nämlich nichts mehr wert, wenn der Herausgeber
insolvent wird – und davon kennt allein die deutsche
Wirtschaftsgeschichte zahllose Beispiele. (Derzeit wird gerade der Fall
der P&R-Gruppe aufgearbeitet, der mit einem Anleger-Schaden von 3,5
Milliarden Euro der größte Betrugsfall seit 1945 ist.)
Andere Anleger investieren in Sachwerte. Hier wird nicht mit teilweise
luftigen Versprechen gehandelt, sondern mit handfester Substanz. Das
klassischste Beispiel sind Immobilien bzw. Immobilienfonds. Vier Arten
von Fonds stehen (Klein-)Anlegern zur Verfügung:
Geschlossener Immobilien-Fonds
Ein geschlossener Fonds ist ein Investmentfonds, bei dem eine
feststehende Anzahl von Anteilen oder eine feststehende Kapitalsumme
eingeworben wird. Das große Problem besteht allerdings darin, dass die
erworbenen Anteile nicht an den Fonds zurückgegeben werden können. Da
man seine Anlage also nicht wieder so ohne weiteres zu Bargeld machen
kann, weil es auch kaum einen nennenswerten Zweitmarkt gibt für
gebrauchte Investmentanteile eines geschlossenen Fonds, ist von solch
einer Beteiligung abzuraten.
Die Stiftung Warentest führt seit vielen Jahren eine Warnliste über
unseriöse Firmen und Finanzprodukte, in der auch bestimmte geschlossene
Immobilienfonds enthalten sind. Zur Warnliste
Offener Immobilien-Fonds
Im Gegensatz hierzu stehen offene Immobilienfonds. Sie ermöglichen
Kapitalanlegern, sich mit verhältnismäßig kleinen Beträgen an
Immobilien zu beteiligen. Die Fondsanteile können jederzeit gekauft
oder verkauft werden, es besteht also normalerweise kein
Liquiditätsproblem wie bei geschlossenen Fonds.
Zu diesem Zweck muss der Fonds eine sog. Liquiditätsreserve
bereithalten, die mindestens 5 % des Fondsvermögens betragen muss. Die
Kapitalanlagegesellschaft ist allerdings verpflichtet, einen Fonds
zeitweilig zu schließen, wenn die Liquiditätsreserve unter 5 % sinkt.
Wenn mehr Fondsanteile zurückgegeben werden als flüssige Mittel
vorhanden sind, darf der Fonds entweder Fremdkapital aufnehmen, was die
Rendite belastet, oder muss Immobilien verkaufen.
Ein Immobilienfonds kann je nach Struktur steuerliche Vorteile bieten.
Ein Teil des Gewinns eines Immobilienfonds basiert auf Wertsteigerungen
der Objekte. Dieser Teil ist steuerfrei. Der restliche, auf die
Mieteinnahmen entfallende Gewinn, wird als Einkünfte aus
Kapitalvermögen besteuert. Werden diese Einkünfte in Ländern erzielt,
mit denen Doppelbesteuerungsabkommen bestehen, so sind diese –
eventuell unter Beachtung des Progressionsvorbehalts – steuerfrei.
Immobilienfonds, die nur im Ausland investiert sind, können auf diese
Weise Ausschüttungen mit bis zu 100 % Steuerfreiheit erzielen.
Die Wertentwicklung offener Immobilienfonds wird von der jährlichen
Ausschüttung und der Wertentwicklung der Anteilscheine bestimmt.
Zwischen 1975 und 2003 bewegte sich die jährliche Wertentwicklung
offener Immobilienfonds nach Berechnungen des BVI Bundesverbandes
Investment und Asset Management zwischen +5,6 % und +3,3 %. Einen
Höhepunkt erreichte sie 1992 mit 9,4 %.
Im Jahr 2006 erwirtschaftete erstmals ein offener Immobilienfonds Verluste.
Real Estate Investment Trust (REIT)
Eine Sonderform ist ein Real Estate Investment Trust (REIT)
[Aussprache: ˈriːt], der zwar auch eine Kapitalsammelstelle für die
Kapitalanlage im Immobiliensektor ist, der sich aber von
Immobilienfonds durch einige Besonderheiten unterscheidet, die ihn für
Kapitalanleger attraktiv machen sollen.
REIT-Strukturen wurden 1960 in den USA eingeführt mit dem Zweck, ein
transparentes Immobilien-Anlagevehikel nach dem Vorbild von
Pensionsfonds zu schaffen, um breiten Anlegerkreisen Investments in
Immobilien zu ermöglichen. Die indirekte Immobilienanlage soll hierbei
ähnlich leicht möglich sein wie bspw. Investitionen in Aktien.
In Deutschland sind REITs immer Aktiengesellschaften, die an einer oder
mehreren Börsen gehandelt werden. Der Anleger erwirbt also Aktien und
die Gewinne werden in Dividenden ausgezahlt.
Die Gewinne werden durch Vermietung und Verpachtung von Immobilien und
Grundstücken erzielt. Ein großer Vorteil ist, dass von der AG auf den
Gewinn keine Körperschafts- oder Gewerbesteuer abgezogen wird. Dieser
ungeschmälerte Gewinn ist vorteilhaft für den Kleinanleger. Für ihn
fällt dann nur noch die Abgeltungssteuer an.
Eine weitere deutsche Besonderheit ist, dass die REITs 90 Prozent ihrer Gewinne an die Anleger ausschütten müssen.
REIT-ETFs
Nun gibt es auch die Anlagemöglichkeit, Kapital in ETFs (Exchange
Traded Funds = börsengehandelter Fonds) anzulegen, welche aus Real
Estate Investment Trusts bestehen. Die erheblichen Vorteile von ETFs
habe ich hier bereits früher beschrieben.
Einer ist beispielsweise die deutlich geringere Managementgebühr im
Vergleich zu herkömmlichen Investmentfonds, was der Rendite
zugutekommt. Ein anderer großer Vorteil ist, dass ETFs immer
Sondervermögen darstellen. Sie unterliegen dadurch keinem Konkursrisiko!
Auch unter dem Gesichtspunkt der Risikostreuung sind REIT-ETFs
unschlagbar und somit meine Empfehlung. Denn ein (Klein-)Anleger muss
sich nicht auf eine bestimmte Immobilien-Investition festlegen, sondern
investiert in eine Vielzahl von Immobilienaktien, die ihrerseits eine
große Bandbreite an Objekten aufweisen.
Nach Angaben des Finanzportals biallo.de waren dies Ende 2018 die größten REIT-ETFs (in Klammern die 5-Jahres-Rendite):
Vanguard Real Estate (42%)
Schwab US REIT (45%)
ishares Mortgage Real Estate (51%)
ishares Residential Real Estate (67%)
Diese REIT-ETFs werden für 2019 auch vom Finanzportal thebalance.com genannt, plus einige weitere, die Sie hier nachlesen können.
Auf dem US-Portal etf.com können Sie die Performance der besten REIT-ETFs nachverfolgen: https://www.etf.com/channels/reit-etfs
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