So
schützen Sie sich vor dem Bundestrojaner
Ende
Februar 2016 hat das Bundesinnenministerium dem BKA die Zulassung für
den so genannten Bundestrojaner erteilt. Eigentlich sind es sogar zwei:
Der eine hört Gespräche über Skype und ähnliche Dienste mit, der andere
dient der Online-Durchsuchung von Computern.
Ob es verfassungskonform ist, dass der Staat ohne Anfangsverdacht
generell alle Bürger heimlich ausspähen darf, ist mehr als fraglich,
aber bis dieser Skandal endlich von höchsten Gerichten gestoppt wird,
können noch Jahre vergehen. Solange muss man sich bestmöglich selbst
schützen.
Welches
Betriebssystem schützt am besten?
Diese Frage lässt sich ganz klar beantworten: keines! Alle
Betriebssysteme sind gleich anfällig gegen heimliche Überwachung.
Traurig, aber wahr.
Die beste Strategie
Die beste Strategie ist derzeit, Geräte voneinander zu trennen.
Das heißt, zwei Laptops oder zwei PCs bzw. ein Laptop und ein PC.
Das gilt ebenso für Smartphones und WLANs.
Ein Gerät wird nur für sensible Aufgaben benutzt wie z.B. Telebanking,
das andere für alltägliches Surfen im Internet.
Wer im Mobilphone-Bereich die Systemtrennung praktiziert, sollte auf
keinen Fall beide Handys mit sich herumtragen. So vermeidet man
Bewegungsprofile durch das Sammeln von Ortsdaten.
Speziell Smartphones sind der kritische Punkt der IT-Sicherheit. Denn:
„Smartphones sind mit so vielen Netzwerken verbunden. Egal, welche App
man installiert, da passieren immer Dinge, die man nicht will“, meint
IT-Sicherheitsexperte Rene Pfeiffer.
Auf die technischen Möglichkeiten zum Schutz gegen Ausspähung darf man
sich nicht allein verlassen, man muss auch sein eigenes Verhalten
ändern. Dazu gehört, dass man bei der oben erwähnten 2-Geräte-Strategie
absolut keine Ausnahme macht. Wer z.B. Emails nur ab Laptop abruft,
sollte davon auch nicht in dringenden Fällen abweichen und
ausnahmsweise eine „wichtige Mail“ auf dem Smartphone abrufen.
Zur Verhaltensänderung gehört auch, dass man keinerlei zweifelhafte
Internetseiten besucht und Downloads tätigt. Eigentlich eine
Binsenweisheit, aber leider wird sie tagtäglich missachtet. Wer das
berücksichtigt, kommt weniger in Gefahr, sich den BKA-Trojaner aufs
Gerät zu holen…
Verschlüsselung
Die Verschlüsselung ist ein Grundpfeiler der IT-Sicherheit, hilft aber
nicht immer und hat Ihre Grenzen. Ist beispielsweise eine Festplatte
verschlüsselt, ist das im Prinzip gut. Aber während man am Gerät
arbeitet, ist die Festplatte entschlüsselt und der Bundestrojaner kann
spionieren…
Außerdem:
„Verschlüsselung ist wichtig, aber ebenso wichtig ist das Management
von Identitäten. Das wird leider häufig in der Praxis vergessen, weil
Menschen nicht wissen, dass, wenn sie ein Handy neu installieren, ihre
Identitäten wechseln können“, so Pfeiffer.
Scannen und
deinstallieren
Es gibt einen kostenlosen Scanner gegen Bundestrojaner & Co. Das
Anti-Viren-Programm "Detekt" erkennt alle gängigen Formen von
Staatstrojanern auf Windows-Systemen. Die Überwachungstools von
FinFisher, HackingTeam, Ghost & Co. werden damit enttarnt.
Das Löschen von Dateien oder das Entfernen möglicherweise bösartiger
Programme übernimmt die Software nicht. Auf resistsurveillance.org
findet man jedoch Experten, die weiterhelfen können.
Der Bundestrojaner oder BKA-Trojaner für Android lässt sich nicht ganz
einfach entfernen, aber es geht. Hier eine gute Anleitung, wie Sie
vorgehen können:
Und denken Sie immer daran:
Es ist kein
Verbrechen, sich zu schützen – auch nicht gegen den Staat!
Offiziell soll der neue Bundestrojaner nur zur Überwachung der
Kommunikation der Zielperson eingesetzt werden. Er soll demnach also
dann zum Einsatz kommen, wenn ein Verdächtiger beispielsweise
verschlüsselte VoIP-Lösungen auf seinem Computer einsetzt. Aber das ist
nur die offizielle Version; was insgeheim geschieht, wird in den
meisten Fällen wohl nie ans Licht kommen…
Neueste Meldung:
Alles halb so schlimm?!
Nach einem Bericht von Die Welt kann der Bundestrojaner viel weniger
als befürchtet. Technisch hinkt das Programm der Gegenwart um Jahre
hinterher. Es funktioniert nur bei Desktops und Laptops mit Windows,
bei Tablets und Smartphones versagt es genauso wie bei den Messagern
WhatsApp oder Telegram, die End-to-End-Verschlüsselungen nutzen.
Zumindest aber wurde am 22.06.2017 im Deutschen Bundestag das
entsprechende Gesetz beschlossen, das zur weitreichendsten Überwachung
in Deutschland führen wird. Übrigens kaum von der Öffentlichkeit
bemerkt, da es in einem anderen Gesetz "versteckt" wurde (zum externen Artikel).
Damit dürfen die Behörden nun legal und heimlich Trojaner in Computer,
Laptops, Tablets und Handys einschleusen und die Kommunikation vor
einer eventuellen Verschlüsselung mitlesen. Sie dürfen auch eine
Online-Durchsuchung von Dateien und Festplatten durchführen.
Nicht nur die Geräte eines Beschuldigten dürfen durchsucht werden,
sondern auch die Geräte anderer Personen, wenn es nach Meinung der
Ermittler nicht anders geht...
Allerneueste Meldung:
Wenn der Staat einen Trojaner zum Ausspähen der Bürger auf Mobilgeräten
einschleust, will das Software-Unternehmen F-Secure nicht mitspielen.
Es will den Staatstrojaner eiskalt ausschalten. F-Secure wird mit
seiner Anti-Schadpogramm-Software aktiv nach dem dt. Staatstrojaner
suchen und ihn deaktivieren. "Wir sind da nicht zur Kooperation mit dem
Staat verpflichtet und werden das daher auch nicht tun", sagte
F-Secure-Manager Rüdiger Trost. Damit würde F-Secure die Pläne der
Bundesregierung durchkreuzen, die Geheimdienste künftig in die Lage zu
versetzen, Kommunikation über WhatsApp und andere verschlüsselte
Messenger-Dienste mitzulesen.
Das Bundeskabinett hatte entschieden, dass der Verfassungsschutz, der
Bundesnachrichtendienst und der Militärische Abschirmdienst (MAD)
künftig nicht nur laufende Gespräche via Messenger überwachen dürfen
sollen, sondern auch Botschaften, die per Messenger verschickt werden.
Eine entsprechende Gesetzesänderung zur sog. Quellen-TKÜ muss noch vom
Bundestag verabschiedet werden. Erfahren Sie, wie der Staat F-Secure doch zwingen kann
Oktober 2021: Süddeutsche und Geldbrief melden: Auch BND nutzt
umstrittene Pegasus-Überwachungssoftware - Deutsche Sicherheitsbehörden nutzen
Pegasus-Spionagesoftware offenbar umfangreicher als bislang bekannt. Neben dem
Bundeskriminalamt setzt auch der Bundesnachrichtendienst (BND) die umstrittene
Technologie ein – mit ihr kann sämtliche Handykommunikation einer Zielperson,
egal ob verschlüsselt oder nicht, abgehört und mitgelesen werden. Dem Bundestag
hat die Bundesregierung dies allerdings offenbar verschwiegen.
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