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Tolle Idee für einen Baby-Boom


Deutschland hat eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt. In ein paar Generationen könnten sie die Minderheit im eigenen Land sein. Doch wenn sich die Bundesregierung ein Beispiel an Charles Vance Millar nehmen würde, hätten wir wohl sehr schnell einen Baby-Boom.

Millar war ein kanadischer Rechtsanwalt für Gesellschaft- und Vertragsrecht. Daneben investierte er auch in Immobilien und Anlagen wie beispielsweise eine Silbermine und ein Transportunternehmen, womit er sogar das meiste Vermögen machte. Es soll zwischen 500.000 und 750.000 kanadischen Dollar betragen haben. Das entspricht heute einem Wert zwischen sechs und neun Millionen Euro.

Millar hatte keine Geschwister, war nie verheiratet und hatte keine Kinder. Als er 1926 in Toronto starb, hinterließ er ein Testament, das viele Jahre lang für mächtig Aufsehen sorgen sollte. Er war sich dessen bewusst, wie aus seinem eigenen Testament-Vorwort erkennbar ist:

„Dieser Wille ist durchaus ungewöhnlich und kapriziös, denn ich habe keine Angehörigen oder engere Beziehungen und habe keine Verpflichtungen, etwas nach meinem Tod zu hinterlassen, und was ich hinterlasse, ist ein Beweis für meine Torheit, mehr zu sammeln und zu behalten, als ich während meines Lebens benötigte.“

Millars Testament enthielt mehrere Abschnitte, die jeder für sich schon von seinem besonderen Humor zeugten:
Zum Beispiel hatte er ein Ferienhaus in Kingston auf Jamaika. Das vermachte er drei Rechtsanwaltskollegen. Diese konnten sich aber gegenseitig nicht leiden. Das Testament enthielt die Bestimmung, dass, sollte einer der Erben seinen Anteil verkaufen, dieser an die Armen von Kingston verteilt werden sollte. Leider kam es dazu nie, weil Millar das Haus noch zu seinen Lebzeiten verkauft hatte. Ob er selber den Kauferlös an die Armen verteilt hat, ist nicht bekannt.

Anderes Beispiel: In einem anderen Abschnitt vermachte er seine Anteile an zwei Pferderennbahnen an einen Priester, der strikt gegen Pferdewetten war…

Der Hammer war jedoch Abschnitt 10:
„Den gesamten Rest meines Eigentums, wo auch immer untergebracht, übergebe ich treuhänderisch meinen unten genannten Bevollmächtigten und Treuhändern, damit sie es zu Geld machen und bis zum Ablauf von neun Jahren nach meinem Tod nach ihrem eigenen Ermessen investieren. Danach sollen sie alles zu Geld machen und es zusammen mit den Zinsen nach Ablauf von zehn Jahren nach meinem Tod der Mutter geben, die seit meinem Tod in Toronto die meisten Kinder zur Welt gebracht hat. Der Nachweis darüber muss über die Registrierung unter dem Vital Statistics Act erfolgen. Wenn mehrere Mütter die gleiche Anzahl von Registrierungen unter dem genannten Gesetz haben, sollen das genannte Geld und die Zinsen unter ihnen gleichmäßig aufgeteilt werden.“

Dieser letzte Wille sorgte für gewaltiges Aufsehen, denn kanadische und amerikanische Zeitungen berichteten darüber. Die Motivation zu solch einem Testament lässt sich nur vermuten, aber sicherlich hatte Millar einen speziellen Humor. Die Tageszeitung Toronto Daily Star verbreitete die Version, dass Millar zu einem Freund gesagt haben soll, er wolle für die nächsten zehn Jahre Sex zum populärsten Sport in Kanada machen…

Tatsächlich kam es auch zu einem Grand Stork Derby, einem großen Storchen-Derby. Zahlreiche Frauen versuchten, durch das Gebären möglichst vieler Kinder zu dem beträchtlichen Erbe zu gelangen. Viele Zeitungen berichteten jahrelang über den aktuellen Stand!

Teilweise versuchten entfernte Verwandte diesen Wettbewerb durch eine Anfechtung des Testaments zu verhindern. Ein Politiker brachte sogar eigens ein Gesetz im Parlament von Ontario ein, wonach der Nachlass Millars der Universität von Toronto zukommen sollte, die es u.a. für Stipendien verwenden sollte. Aber den Vorschlag nahm er gleich wieder zurück, als er 14.000 Protestbriefe erhielt.

Kanadische Gerichte blieben dennoch jahrelang mit der Angelegenheit beschäftigt, aber schließlich entschied 1937 der oberste Gerichtshof von Kanada, dass das Testament gültig ist, dass aber auch nur eheliche Kinder zu berücksichtigen sind.

Nun wollen Sie sicherlich wissen, wer das „Storchen-Rennen“ gewonnen hat. Nun, gleich vier Frauen aus Toronto schafften es, innerhalb von 10 Jahren neun Kinder zur Welt zu bringen. Sie erhielten jeweils 125.000 Kanadische Dollar, für die damalige Zeit eine enorme Summe, nach heutiger Kaufkraft ca. 1,5 mio. Euro.

Es gab allerdings auch zwei Frauen, die sogar noch mehr Kinder geboren hatten, nämlich 10 bzw. 14. Aus verschiedenen Gründen wurden jedoch nicht alle anerkannt. Sie erhielten wenigstens 12.500 Dollar unter der Bedingung, nicht gerichtlich gegen die Entscheidung vorzugehen.

Ein paar Jahre später gab es in Toronto vier weitere „Große Storchen-Derbys“. Sie wurde vom Ex-Bürgermeister der Stadt in seinem Testament ausgeschrieben und fanden 1945, 1948, 1951 und 1954 statt. Hier bekamen die drei fruchtbarsten Mütter aber jeweils 2.500 Dollar.

Dazu der passende Witz:
Der Baby-Fotograf


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© Copyright: Roland Benn / BIG BENN BOOKS

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