Apple - eine interessante, aber auch unappetitliche Firmengeschichte
Kein
Aprilscherz: Apple wurde am 1. April 1976 von Steve Jobs und zwei
Kollegen mit einem Startkapital von gerade einmal 1.300 Dollar
gegründet. Vier Jahrzehnte später ist es das höchstkapitalisierte
Unternehmen der Welt.
1976 wurde mit dem Apple I auch der erste Personal Computer der Welt
hergestellt. In den 1980er Jahren war das Macintosh-Betriebssystem den
Wettbewerbern deutlich voraus, aber dann kam im Mai 1990 Windows
3.0 von Microsoft auf den Markt und Apple verlor immer mehr an
Bedeutung und Marktanteilen. Anfang 1996 stand Apple kurz vor der
Zahlungsunfähigkeit.
Ende 1996 kehrte Steve Jobs wieder in das Unternehmen zurück, welches
er 1985 im Streit verlassen hatte. Dieser Umstand und eine Kooperation
mit dem Erzrivalen Microsoft im folgenden Jahr führten letztendlich zur
Firmenrettung. Ab 1998 schrieb Apple wieder schwarze Zahlen.
Mit neuer Strategie und neuen Produkten (iPod, iMovie, iTunes, iPhoto,
MacBook usw.) erfolgte eine markante Stabilisierung, der große
Durchbruch gelang schließlich 2007 mit der Einführung von iPhone
(Smartphone) und iPad (Tablet Computer). Steve Jobs hatte richtig
erkannt, dass die Zukunft bei den mobilen Endgeräten liegt. Tatsächlich
wuchs (und wächst immer noch) dieser Markt rapide.
2016 machte Apple bei einem Umsatz von 215,6 Milliarden Dollar einen
Gewinn von sage und schreibe 45,7 Milliarden Dollar, doch lesen Sie,
auf welch unschöne Weise dieser zustande kommt:
Nun wird’s
unappetitlich
Apple ist ein Musterbeispiel der Praktiken, die fast alle Weltkonzerne
anwenden. Apple hat sie lange geheim zu halten versucht, aber ein
Untersuchungsausschuss der US-Kongresses (2013) und Recherchen der New
York Times (2016) haben folgendes aufgedeckt:
Von den über 45 Milliarden Dollar Gewinn zahlt Apple in den USA nur
einen ganz kleinen Teil an Steuern, im Ausland sogar so gut wie nichts
(siehe auch hier).
Beispielsweise hat das Unternehmen mit dem irischen Fiskus vereinbart,
dass nur 0,005 Prozent Steuern anfallen, das heißt: Für 1 Million Euro
müssen lächerliche 50 Euro Steuern gezahlt werden…
Noch eklatanter
Apples Steuer- und Geschäftspraktiken in China:
Apple produziert schon lange nicht mehr selbst, sondern lässt alles von
Zulieferern herstellen, hauptsächlich von Foxconn und Flextronics in
China. Bei diesem Outsourcing gehen Apple und seine Zulieferfirmen
rigoros vor.
Zunächst wurde in der Küstenregion Shenzhen nahe Hongkong produziert.
Speziell die dortigen Foxconn Werke sahen sich ab 2010 gewaltiger
Kritik ausgesetzt – mit Recht, denn was dort praktiziert wurde, war
unmenschlich, teilweise auch kriminell:
Militarisierte Zwangsarbeit unter Wegnahme der Pässe der Arbeiter,
Arbeitszeiten von 12 bis 16 Stunden pro Tag, Unterschreitung des
Mindestlohns, oftmals das Fehlen elementarer Gesundheits- und
Sicherheits-Standards, ja sogar Kinderarbeit waren ganz normal!
Viele Beschäftigte waren nach mehrjähriger Arbeit ausgelaugt, krank
oder gar gebrochen. Manche begingen Selbstmord, teilweise sogar im Werk.
Ab 2010 kam ein zweiter Produktionsstandort hinzu: in der Stadt
Zhengzhou in der Provinz Henan im Landesinnern. Henan ist eine der
ärmsten Provinzen Chinas, dementsprechend skrupellos ließen sich Apple
und Foxconn ihre Industrieansiedlung finanzieren (und für die
Beschäftigten hat sich auch hier nicht viel gebessert).
In einer Mega-Fabrik für bis zu 350.000 Beschäftigte, dem so genannten
iPhone City, fallen weder Zölle noch Mehrwertsteuer an. Aber das ist
das Wenigste.
Die Stadt verpflichtete sich nicht nur, den erst 1997 erbauten
Flughafen für 10 Milliarden Dollar auf die Bedürfnisse von Apple
auszubauen.
Der Deal sah darüber hinaus folgende Kostenübernahmen vor:
- für die
Infrastruktur,
- für die
Energieversorgung,
- für den
Transport,
- für den Bau
von Wohnungen und Baracken der Beschäftigten,
- für die
Rekrutierung der Beschäftigten,
- für Training
und Ausbildung der Beschäftigten
- sogar für
einen Großteil der Sozialversicherungsbeiträge der Beschäftigten!
Die Foxconn Werke
in Zhengzhou, wo die Hälfte der täglich 500.000
iPhones hergestellt werden, wurden mit einem Darlehen zu Dumpingzinsen
der Stadt in Höhe von 250 Millionen Dollar gebaut.
Apple und Foxconn haben in den ersten 5 Jahren eine komplette
Steuerbefreiung, in den folgenden 5 Jahren immer noch eine halbierte.
Übrigens können alle Beschäftigten innerhalb von Stunden nicht nur zur
Arbeit gerufen, sondern auch heimgeschickt oder ganz entlassen werden -
ganz wie es die Geschäftslage erfordert. Apple und Foxconn haben also
jegliches unternehmerische Risiko auf andere abgewälzt! Kein Wunder,
dass Apple seine früheren Fabriken in Kalifornien, Texas und New York
geschlossen hat…
Apple hat sich auch von den US-Geheimdiensten dafür bezahlen lassen,
dass seine Software unsicher bleibt, so dass sie Viren, Trojaner,
Spyware, Malware und was es noch so alles gibt, heimlich einschleusen
und alles ausspionieren können, aber das ist eine andere Geschichte…
(Microsoft, Google und andere US-Technologiefirmen taten allerdings das
Gleiche, siehe Wikileaks-Enthüllugen hier und hier)
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