Deutsche Genies: Adam Riese
Jeder
kennt die Redewendung „…das macht nach Adam Riese…“, aber kaum jemand
weiß näheres über den „Vater des modernen Rechnens“. Dabei gibt es sehr
viel Interessantes zu erzählen.
Adam Riese wurde 1492 oder 1493 im
oberfränkischen Staffelstein (heute: Bad Staffelstein) bei Lichtenfels
geboren.
Er galt schon zu seiner Zeit als „Rechenmeister“ und gründete und
führte eine private Rechenschule.
Das Rechnen war nämlich in früheren Jahrhunderten eine durchaus
schwierige Tätigkeit, die die meisten Menschen nicht beherrschten.
Das
lag daran, dass das überkommene römische Zahlensystem sehr unhandlich
war:
1 = I
2 = II
3 = III
4 = IV
5 = V
6 = VI
7 = VII
8 = VIII
9 = IX
10 = X
11 = XI
12 = XII
13 = XIII
14 = XIV
15 = XV
16 = XVI
17 = XVII
18 = XVIII
19 = XIX
20 = XX
usw.
50 = L
100 = C
500 = D
1000 = M
Adam Riese favorisierte das Dezimalsystem, wie wir es heute kennen. Das
hatte er zwar nicht selbst erfunden, aber es war in Vorgänger-Versionen
bereits im arabischen und indischen Kulturraum in Gebrauch.
Adam Rieses Verdienst war, dass er über das neue Rechnen das Lehrbuch
„Rechnung auff der Linihen und Federn“ schrieb. Es wurde schlichtweg
das Standardwerk und bis ins 17. Jahrhundert mindestens 120 Mal neu
aufgelegt, was auch heute noch kaum ein Buch von sich sagen kann.
Dazu kam, dass er sein Buch nicht – wie zu jener Zeit üblich – in
lateinischer, sondern in deutscher Sprache verfasste. Das trug
einerseits sehr zur Popularität des Rechenmeisters und seines
Lehrbuches bei, andererseits vereinheitlichte es – neben Martin Luthers
Bibelübersetzung - die deutsche Sprache.
Außer dem oben erwähnten Rechenbuch verfasste Adam Riese noch zwei
weitere, die jahrhundertelang im Unterricht in Rechenschulen und für
die Ausbildung von Kaufleuten und Handwerkern verwendet wurden.
1522 ging Adam Riese in die junge, vom Silbererzbergbau geprägte Stadt
Annaberg im Erzgebirge, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1559 lebte. In
der Johannisgasse eröffnete er die besagte private Rechenschule, die
heute das Adam-Ries-Museum beherbergt.
In Annaberg heiratete er auch; seine Frau hieß zufällig auch Anna. Sie
hatten acht Kinder.
Drei der fünf Söhne waren zeitweilig in Annaberg auch als Rechenmeister
tätig. Noch heute lebt im Obererzgebirge eine Vielzahl seiner
Nachkommen. Der Adam-Ries-Bund hat es sich zur Aufgabe gemacht,
sämtliche Nachkommen von Adam Ries zu ermitteln, und weist in seiner
ständig aktualisierten Datenbank bislang mehr als 20.000 direkte
Nachkommen auf.
Auch wenn in der erwähnten Redensart immer die Rede ist von „Adam
Riese“, so wurde er doch wohl eher unter dem Namen Adam Ries geboren.
Aber weil damals die Schreibweise von Namen noch nicht so festgelegt
war wie heute, sind diverse zeitgenössische Schreibweisen bekannt,
nämlich auch Ris, Rise, Ryse und sogar Reyeß.
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